Händler gehen daher davon aus, dass sich die Dax-Anleger in der neuen Woche - trotz des jüngsten Sprungs über die 11.000er Marke - nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen werden. In der abgelaufenen Woche hat der deutsche Leitindex knapp zwei Prozent zugelegt. Am Freitag knackte der Dax erstmals seit sechs Wochen wieder die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Zählern. Die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Zollstreit zwischen China und den USA machte den Investoren Mut.

Gleich am Montag will die britische Premierministerin Theresa May nun ihren "Plan B" zu den Scheidungsmodalitäten zwischen Großbritannien und der EU präsentieren. Am 29. Januar wird das britische Parlament dann über den nächsten Entwurf entscheiden. Der ursprüngliche Plan war in der alten Woche krachend gescheitert. Das darauffolgende Misstrauensvotum überstand die Regierungschefin allerdings.

Über die Erfolgsaussichten eines modifizierten Brexit-Deals sind sich Börsianer uneins. "Das Beharren der Premierministerin auf den Kernpunkten ihres gescheiterten Deals kann fast mit dem Versuch der Wiederbelebung einer Leiche verglichen werden", sagt Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Analyst JR Zhou vom Online-Broker Infinox äußert sich optimistischer. Da Großbritannien mit leeren Händen dem Austrittsdatum 29. März entgegentaumele, steige der Druck, einen schmerzhaften ungeordneten Brexit zu verhindern.

Die Anleger in den USA können allerdings erst verzögert auf Mays "Plan B" reagieren. Die Wall Street bleibt am Montag wegen eines Feiertags geschlossen.

GESCHÄFTSZAHLEN PRASSELN AUF ANLEGER EIN



Neben den Brexit-Verhandlungen rollt auch eine weitere Welle von US-Firmenbilanzen auf die Investoren zu. Unter anderem öffnen der IT-Konzern IBM (Dienstag), der Autobauer Ford (Mittwoch) und der Chip-Hersteller Intel (Donnerstag) ihre Bücher. Diesseits des Atlantik legt der Mobilfunker Vodafone am Freitag Zahlen vor.

Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf den Ifo-Index (Freitag), der die Stimmung in den deutschen Chefetagen widerspiegelt. Experten rechnen damit, dass sich diese auch zum Jahresbeginn nicht durchgreifend gebessert hat. Im Dezember sank das Barometer für das Geschäftsklima auf den schlechtesten Wert seit zwei Jahren. Wie es dagegen um die Laune der Börsenprofis bestellt ist, zeigt der ZEW-Index am Dienstag. In den USA stehen die Frühindikatoren (Donnerstag) und die Auftragseingänge langlebiger Güter (Freitag) auf dem Terminplan. Wegen des Regierungsstillstandes kann es jedoch sein, dass einige US-Daten nicht veröffentlicht werden.

Im Blick behalten die Investoren auch China: Am Montag sollen die offiziellen Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) präsentiert werden. Im Handelsstreit mit den USA hat sich Chinas Wirtschaft merklich abgekühlt und 2018 wohl das schwächste Wachstum seit Jahrzehnten hingelegt.

IN FRANKFURT NICHTS NEUES



Wenige Wochen nach dem offiziellen Ende der Anleihekäufe erwarten Experten von der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag keine neue geldpolitischen Entscheidungen. Angesichts einer Reihe enttäuschender Konjunkturdaten würden Anleger aber auf mögliche Änderungen der Wortwahl zum Ausblick achten. Außerdem erhofften sie sich Hinweise auf eine mögliche Neuauflage milliardenschwerer, lang laufender Billig-Kredite für Geschäftsbanken. Die ersten dieser sogenannten TLTROs laufen zwar erst 2020 aus. Bei einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr dürfen diese Gelder aber nicht mehr zur Berechnung bestimmter Finanzpolster herangezogen werden. Vor allem den kriselnden italienischen Banken droht dann eine Finanzierungslücke.

rtr