"Die Fed wird das länger anhaltende Inflationsplateau stoisch abwarten wollen - vielleicht aber zu spät handeln, was perspektivisch ungemütlich für die Finanzmärkte werden könnte", warnt NordLB-Analyst Bernd Krampen. Auch die Experten der Commerzbank gehen davon aus, dass es bei der kommenden Sitzung noch kein Exit-Signal geben wird. Erst "im vierten Quartal sollte der Beschäftigungsaufbau so weit vorangekommen sein, dass die Fed ein Herunterfahren der Anleihenkäufe beschließt".
ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN AUF DER AGENDA
Am Tag vor dem Fed-Entscheid könnten die US-Einzelhandelsumsätze Rückschlüsse auf die Beratungen liefern. Experten rechnen für Mai mit einem Rückgang um 0,4 Prozent. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Diesseits des Atlantik eröffnet die europäische Industrieproduktion am Montag den Konjunkturdaten-Reigen. Am Dienstag folgen die deutschen Inflationszahlen. Bei ersterem erwarten Experten für April einen Anstieg von fast 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, als die Coronavirus-Pandemie die Weltwirtschaft gelähmt hatte. Die Teuerungsrate in Deutschland sehen Analysten im Mai wie bei der ersten Schätzung bei 2,5 Prozent im Jahresvergleich.
BIDEN TRIFFT SICH MIT STAATS- UND REGIERUNGSCHEFS
Daneben dürfte auch die Politik wieder in den Vordergrund rücken. Für US-Präsident Joe Biden stehen bei seiner Europa-Reise neben dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industriestaaten (G7) zahlreiche weitere Spitzengespräche auf dem Programm. "Auch soll es möglicherweise um die gegenseitige Abschaffung von Strafzöllen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union gehen", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Es wird spannend sein zu sehen, was die Märkte daraus machen."
In den vergangenen Tagen stieg der Dax zeitweise auf ein Rekordhoch von 15.732,06 Punkten, büßte unter dem Strich allerdings 0,3 Prozent ein. Damit stand er vor seinem ersten Wochenverlust seit mehr als einem Monat.
Unter den Einzelwerten könnte es zum Wochenschluss noch einmal spannend werden. Am Freitag verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zum sogenannten Hexensabbat schwanken die Kurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
rtr