Auch die Furcht vor weiteren Gewalteskalationen in Afghanistan bremste die Börsen zuletzt aus: Auf Wochsicht trat der Dax mit 15.800 Punkten am Freitagnachmittag auf der Stelle.
Die Sorge vor einer Abschwächung der Wirtschaftserholung dürfte Experten zufolge die Investoren weiter begleiten. "Die vierte Corona-Welle, der Materialmangel, weniger Wachstum in China - am Konjunkturhimmel sind dunkle Wolken aufgezogen", sagt Commerzbank-Ökonom Jörg Krämer. Deswegen dürfte sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland und im Euroraum im vierten Quartal massiv abschwächen. Die Europäische Zentralbank dürfte darauf reagieren und noch mehr Anleihen kaufen.
US-ARBEITSMARKBERICHT IM FOKUS
Die US-Notenbank Fed wiederum orientiert sich bei ihrem geldpolitischen Kurs an der Erholung am US-Arbeitsmarkt. Deswegen fiebern Anleger dem wohl wichtigsten Indikator für die Lage der US-Wirtschaft am Freitag entgegen. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Aufbau von 763.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft im August nach 943.000 im Vormonat. Einen Vorgeschmack liefern die ADP-Arbeitsmarktzahlen am Mittwoch. Mit einer Drosselung der Anleihenkäufe der US-Notenbank rechnen viele Marktteilnehmer nicht vor 2022. "Die Fed wird eine Reduzierung der Ankäufe von Vermögenswerten wohl kaum in Erwägung ziehen, solange der Arbeitsmarkt nicht breit angelegte und integrative Erholungssignale zeigt", schreiben die Strategen von Vontobel. Am Montag steht in Deutschland der Verbraucherpreisindex für August auf dem Plan. Aus den USA kommen unter anderem am Dienstag der Einkaufsmanagerindex Chicago und das Verbrauchervertrauen.
DAX STEHT SEINE GRÖSSTE REFORM BEVOR - ZEHN NEUE MITGLIEDER
Dem Dax steht im September seine bislang größte Reform bevor. Mit der Aufstockung von 30 auf 40 Werte buhlen Experten zufolge schwergewichtige Unternehmen aus der zweiten Börsenliga um einen Aufstieg. Wer das Rennen macht, wird die Deutsche Börse am kommenden Freitag (03. September) nach US-Handelsschluss bekanntgeben. Ausschlaggebend sind die Ranglisten auf Grundlage der Marktkapitalisierung per Ende August. Danach sehe es so aus, als könne Beiersdorf ein Comeback feiern, konstatieren die Analysten der LBBW. Auch für Airbus, Zalando oder Siemens Healthineers stehen die Chancen Strategen zufolge gut. Ebenfalls als Anwärter dürften sich Symrise, den Volkswagen-Großaktionär Porsche SE, Sartorius, Brenntag, Hellofresh und Qiagen anbieten.
"Der Dax wird spritziger", fasst der Chefanlagestratege der DZ Bank, Christian Kahler, die Aussichten zusammen. Neben etablierten Konzernen würden auch einige wachstumsstarke Unternehmen in die Beletage des deutschen Aktienmarktes aufgenommen." Als Lehre aus dem Wirecard-Skandal müssen Dax-Werte künftig auch weitere Kriterien zu Profitabilität und Coporate Governance erfüllen. Entscheidend ist nach dem geänderten Regelwerk der Börsenwert und nicht länger auch das Handelsvolumen. Der Nebenwerteindex MDax verkleinert sich von 60 auf 50.
IAA-SCHAULAUFEN DER AUTOHERSTELLER
Impulse könnte es für Aktien von Autobauern geben. Im Vorfeld der Internationalen Automobilausstellung (IAA) stellen einige Hersteller bereits ihr Programm vor. Am Montag findet zu dem die Auftakt-Pressekonferenz statt. Über das neue Messekonzept, ein Paket von Ausstellung, Kongress und Veranstaltungen in der Stadt München, sind Experten geteilter Meinung. "Die IAA war bislang traditionell produktgeprägt, das war Auto pur", sagt Stefan Reindl, Chef des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen. Offiziell geht die IAA vom 7. bis 12. September.
Am Montag bleibt die Londoner Börse feiertagsbedingt geschlossen.
rtr