Wochenlang hatte man als Anleger gespannt auf den G-20-Gipfel in Osaka gewartet. Jetzt ist er rum. Doch was bleibt? Letztlich ist dabei nur wenig herausgekommen. Zwar haben sich Chinas Präsident Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump grundsätzlich geeinigt, die Handelsgespräche fortzusetzen, wirklich konkret sind sie dabei aber nicht geworden. Immerhin: Ein Minimalziel wurde also erreicht.
Die Fondsgesellschaft DWS wirft nun die interessante Frage auf, welche Indikatoren man denn beachten soll, um die nach wie vor anhaltenden Spannungen zwischen den beiden Großmächten besser zu verstehen. Fündig geworden sind sie beim Wechselkurs des koreanischen Won zum US-Dollar. Das mag zunächst irritieren, macht aber durchaus Sinn. Südkorea ist auch dank seiner Exportstärke "seit Langem vergleichsweise stark globalen Wachstumstrends ausgesetzt". Anzeichen für ein schwächeres Wachstum im nahen China als Folge der Handelsspannungen mit den USA könnten daher Koreas Volkswirtschaft hart treffen - und damit eben auch die Landeswährung Won.
Seit der Wahl von Trump im Jahr 2016 hat der Won recht gut als Frühindikator für die Trends an den Aktienmärkten funktioniert, "insbesondere für die relative Wertentwicklung chinesischer Aktien im Vergleich zu globalen Aktien", so die DWS. Einfach zusammengefasst: je schwächer der Won, desto schwieriger die Beziehungen der USA zu China, desto schwächer die Börsen.
Positive Signale
Seit der Einigung von Osaka jedenfalls ist es andersherum: Der Won hat deutlich an Wert gewonnen, noch deutlicher, als die Zuwächse an den Aktienmärkten waren. Das ist eigentlich ein positives Signal. Doch ein Indikator allein genügt bekanntlich nicht, um einigermaßen sinnvolle Prognosen anzustellen. Im Moment sieht das an den Aktienmärkten dennoch gar nicht so schlecht aus. Gerade was New York angeht. Weil eine US-Rezession derzeit nämlich recht unwahrscheinlich ist und stattdessen wohl ein "Soft landing" der Konjunktur das wahrscheinlichste Szenario ist, kommt das Kursplus nicht von ungefähr. Und vermutlich ist noch mehr drin.
Was natürlich auch an der Geldpolitik liegt. Hier lautet das Motto: Es geht noch expansiver. Die US-Notenbank Fed wird wohl bald den nächsten Zinsschritt nach unten vornehmen - offen ist nur, wann, wie oft und um wie viel. In Europa sieht es ähnlich aus. Nachdem die Europäische Zentralbank EZB die Leitzinswende immer weiter nach hinten geschoben hat, sind nun sogar eine weitere Senkung des Einlagesatzes sowie ein neues QE-Programm nicht unwahrscheinlich. Die Kerninflationsraten sowohl in den USA als auch in Europa lassen den Notenbanken weitgehend freie Hand.
Persönliche Siege
Wichtigster Faktor für die Entwicklung der Börsen könnte aber der US-Präsidentschaftswahlkampf sein. Trump dürfte dabei einen China-Deal zu seinem ganz persönlichen Sieg vor der Wahl erklären, um zu beweisen, dass er seine Wahlversprechen eingehalten hat. Ein Risiko besteht jedoch darin, dass die Trump-Kampagne allein schon die schiere Konfrontation mit China als Erfolg bei den Wählern zu verbuchen scheint. Daher kann man bereits jetzt davon ausgehen, dass die Börsen-Volatilität auch in naher Zukunft hoch bleiben wird. Außerdem hat die US-Regierung erklärt, dass sie es nicht eilig damit hat, einen Deal zu machen. Also besser wachsam bleiben.