"Gemeinsam mit dem deutlichen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise wächst die Sorge, dass die höheren Preise nicht nur die wirtschaftliche Erholung nach Überwindung der Pandemie abwürgen, sondern durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten den Konsum dämpfen", sagt Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Vor diesem Hintergrund büßte der Dax in der alten Woche insgesamt rund ein Prozent ein.
"Die enormen staatlichen Konjunkturhilfen, die ultra-lockere Geldpolitik und der Konsumstau werden einen kraftvollen Inflationsimpuls liefern, warnt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Wenn die Inflation abhebt, muss die US-Notenbank Fed reagieren." Diese hat aber mehrfach betont, sie werde eine Teuerungsrate über ihrer Zielmarke von zwei Prozent eine Zeit lang tolerieren, um den Aufschwung nicht abzuwürgen.
NIEDRIGE ZINSEN UND SPRUDELNDE FIRMENGEWINNE
Hierauf setzt Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS. "Ein kurzfristiger Anstieg der Inflation ist zwar wahrscheinlich, die Fed wird aber darüber hinwegsehen und die Leitzinsen unverändert lassen." Gleiches erwartet Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, bei der Europäischen Zentralbank (EZB).
Zudem erhalte der Aktienmarkt Unterstützung von der laufenden Bilanzsaison, gibt Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck, zu bedenken. "Viele Unternehmen sind offenbar besser durch die Coronakrise gekommen als gedacht." Lasse man das von der Pandemie besonders hart getroffene Großbritannien außen vor, hätten drei Viertel aller europäischen Firmen die Markterwartungen übertroffen. In den USA liege die Quote bei 79 Prozent.
In der neuen Woche legt allein aus dem Dax ein gutes halbes Dutzend Firmen Geschäftszahlen vor. Hierzu gehören die Chemiekonzerne BASF und Covestro, der Rückversicherer Münchener Rück und die Deutsche Telekom. Im Ausland öffnen unter anderem die Bank HSBC, der Grafikchip-Anbieter NVidia und die British Airways-Mutter IAG ihre Bücher.
SHOPPING QUEENS AND KINGS
Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Hauptaufmerksamkeit der Börsianer auf die US-Konsumausgaben am Freitag. In der alten Woche hatte der Anstieg der Einzelhandelsumsätze die Markterwartungen um etwa das Fünffache übertroffen. Die Käufe der Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
In Deutschland gibt der Ifo-Index am Montag Auskunft über die Stimmung in den Chefetagen. Am Donnerstag folgt das entsprechende Barometer für Europa. In beiden Fällen rechnen Experten nicht mit größeren Veränderungen. Am selben Tag liefert der GfK-Index Hinweise auf die Konsumfreude der deutschen Verbraucher. Hier sagen Analysten eine Verbesserung auf minus 14 von minus 15,6 Punkten voraus.
rtr