Liebe Leserinnen und Leser,
obwohl die vergangenen Tage wegen des Konflikts in der Ukraine schon ausreichend brisant waren, steht heute der nächste Höhepunkt der Woche "auf dem Zettel". Die Sitzung der EZB wird mit Spannung von den Investoren erwartet, da sich der Präsident der europäischen Notenbank Draghi im Vorfeld schon weit aus dem Fenster gelehnt hat. Seit der sehr starken Erholung an den Märkten, die im DAX schon weit über 50 % der vorherigen Verluste wieder aufgeholt hat, vermuten viele Marktbeobachter, dass diese Erholung im Vorgriff auf den heute zu erwartenden Zinsschritt geschehen ist. Dann wären also weder zukünftig höhere Gewinne der Unternehmen noch die Hoffnung auf eine konjunkturelle Verbesserung für die Erholung verantwortlich, sondern lediglich die äußerst kreative und umstrittene Geldpolitik der EZB. Und leider kann man die Kurserholung auch nicht mit der trügerischen Hoffnung auf eine Entspannung im Konflikt in der Ukraine begründen, bei dem es nur Verlierer geben kann. Mit anderen Worten: ich halte es für recht wahrscheinlich, dass wir nun Gewinnmitnahmen erleben, die aber den ungewöhnlich starken Aufwärtstrend insgesamt kaum tangieren werden.
Wenn man sich als Anleger die aktuellen Krisenherde in der Welt inklusive der fragilen Situation im Nahen Osten und die Ausbreitung des Ebola Virus betrachtet, so kann man sich eigentlich nur über die Stabilität der Indizes wundern. Vielleicht sollten wir auch ganz einfach diese Krisenresistenz als Indiz für die Dynamik des aktuellen Aufwärtstrends betrachten. Denn obwohl die etablierten Börsenplätze nicht mehr preiswert sind und viele Charts ein Schwindelgefühl auslösen, so gilt doch weiterhin die alte Regel, dass man handeln soll was man sieht, und nicht was man denkt.
Da ein Chart mehr sagt als viele Worte, werfen wir gleich einen Blick auf den wichtigen Transportsektor. Denn dieser wichtige Sektor sollte im idealen Fall in einer Hausse die übrigen Branchen überflügeln und mindestens die Indizes des übergeordneten Marktes bestätigen.
Auf Seite 2: Fester Transportsektor überzeugt
Fester Transportsektor überzeugt
in den vergangenen Tagen ließen sich die die Transportaktien nicht lumpen und überzeugten als einer der dynamischsten Sektoren, was auf die positive Verfassung der Börsen deutet.
Gestern kam dafür auch die fundamentale Begründung, denn die US Industrie hat im Juli dank stark gestiegener Aufträge aus dem Transportsektor deutlicher zugelegt als im Vormonat. Die Bestellungen lagen etwa 10 % höher als einen Monat zuvor, wie das Handelsministerium berichtete. Kein Wunder, dass der Sektor in den vergangenen Tagen ohne Probleme über die wichtige 50 Tage Linie zog und nun wieder an seinem zyklischen Hoch klebt.
Allerdings ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass die Transportaktien nun bei etwa 8.530 Punkten ein Doppeltop bilden. Da auch die anderen führenden US Indizes allesamt an wichtigen Marken an Dynamik verlieren, würde ich zunächst einmal abwarten und keine neuen Positionen eröffnen. Wahrscheinlich haben wir schon nach der heutigen Notenbanksitzung und dem morgigen Arbeitsmarktbericht eine viel größere Sicherheit in den Märkten.
Auch die Markttechnik deutet auf ein Patt zwischen Bullen und Bären. Die wichtigsten Indikatoren sind noch nicht überhitzt, aber fällig für ein paar entspannte Tage. Aber für größeren Pessimismus sehe ich noch längst keinen Anlass. Denn ein anderer wichtiger und kaum beachteter Index hat bereits ein neues Hoch generiert.
Auf Seite 3: Neues Hoch im gleichgewichteten S & P 500 Index
Neues Hoch im gleichgewichteten S & P 500 Index
der folgende Chart zeigt Ihnen den breiten US Markt in gleicher Gewichtung bezüglich der Marktkapitalisierung jeder Unternehmung. Jede Aktie ist gleich wichtig und es gilt das Motto "One Man One Vote". Wenige schwere und hochkapitalisierte Titel können also nicht den gesamten Index beeinflussen und praktisch alle Branchen müssen überzeugen, wenn die Bullen ein Hoch erzeugen wollen. Daher kann man ablesen, was wirklich in der Breite des Marktes passiert, welche ja eher dem persönlichen Portfolio der meisten Anleger entspricht.
Bitte beachten Sie, dass dieser Index bereits die wichtige Marke von 3.150 geknackt und ein neues Hoch generiert hat. Die genannte Region des bisherigen Hochs wird sich nun wahrscheinlich zu einer stabilen Unterstützungszone entwickeln. Obwohl auch hier die Markttechnik bereits etwas warm gelaufen ist, gibt es kein ausgesprochenes Warnsignal. Ganz im Gegenteil deutet das neue Hoch in diesem Index darau, in Zusammenhang mit dem freundlichen Transportsektor, dass der Ball im Feld der Bullen liegt und größere Turbulenzen eher nicht zu erwarten sind.
Auf Seite 4: DAX knackt den Abwärtstrend
DAX knackt den Abwärtstrend
Auch dem deutschen DAX, der Sie wahrscheinlich am meisten interessiert, kann ich keine Angst vor konjunkturellen und geopolitischen Risiken attestieren. Ganz im Gegenteil hat der "Proxi" für deutsche Aktien sogar völlig unerwartet ein Ausrufezeichen gesetzt und sich über seine bärische Widerstandslinie geschoben und dabei ein bedeutendes Kaufsignal nach P & F generiert. Dadurch handeln wir wieder formal nach den Regeln dieser Philosophie in einem Aufwärtstrend. Wer hätte das in der vergangenen Woche gedacht? Der aktuelle Kursverlauf des DAX belegt wieder einmal, dass sich die launische Börse stets den Weg sucht, den die wenigsten Anleger von ihr erwarten.
Bitte beachten Sie auch das frische gestrige Kaufsignal, welches sich gebildet hat, als sich die aktuelle positive X- Spalte (Ziffer 9 für September) bei etwa 9.550 über die vorhergehende schob. Dies ist ein deutliches Zeichen für die Stärke der Bullen, da sich dieses Kaufsignal oberhalb der Trendgeraden gebildet hat. Damit wird das meist sehr zuverlässige Projektionsziel der P & F Technik von 9.400 auf das neue Kursziel von etwa 10.200 nach oben verschoben.
Trotzdem wäre ich noch etwas vorsichtig und wurde das Ende dieser wichtigen Woche abwarten. Wegen der beiden Großereignisse in diese Woche, EZB-Sitzung und US-Arbeitsmarktbericht, erhalten die frühen und mutigen Käufer eine Steilvorlage für Gewinnmitnahmen. Ein Pullback von oben an die Trendgerade wäre eine tolle Einstiegsgelegenheit.
Auf Seite 5: Gold mit frischem Verkaufssignal
Gold mit frischem Verkaufssignal
Im Gegensatz zu den sehr festen Aktien schwächelte der Goldpreis in der vergangenen Woche erneut. Auch hier zeigten also die verschiedenen Krisen keine Wirkung. Vielleicht ist ja im Augenblick die gefühlte Sicherheit der Anleger wegen der steigenden Aktienkurse so groß, dass nur wenige Pessimisten Interesse daran haben, ihre Goldpositionen aufzustocken? Oder ist das gelbe Edelmetall aktuell so unattraktiv, da wir weltweit keine inflationären Tendenzen zu befürchten haben?
Jedenfalls ist der Goldpreis in den vergangenen Tagen erneut an der fallenden bärischen Widerstandsgerade abgeprallt. Außerdem hat sich ein neues Verkaufssignal gebildet als der Preis unter die vorhergehende 0-Spalte bei 1.290 schob. Dabei hat sich das meist sehr zuverlässige Projektionsziel er P & F Technik erneut nach unten verschoben und deutet nun auf die Region von etwas oberhalb von 1.200 $. Damit sind wir also weiterhin inmitten der bekannten Tradingrange zwischen 1.200 und 1.400 $ und müssen uns gedulden, in welche Richtung der Preis von den Marktkräften getrieben wird. Aufgrund der Situation des "inneren Marktes" im Sektor der Minen gehe ich allerdings davon aus, dass die Durststrecke für die Bullen sich ihrem Ende nähert.
Bitte beachten Sie auch mein Gratis-E-Book über die Philosophie der P & F Technik und meinen Gratis-Börsenbrief.
Viel Erfolg und herzliche Grüße aus dem heute sonnigen Rheinland,
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".