"Unsicherheit, speziell die Ungewissheit, ob eine geopolitische Krise eskaliert, ist grundsätzlich Gift für die Aktienmärkte", sagt Arndt Kussmann, Leiter Finanzanalyse der Quirin Bank. "Doch je näher eine diplomatische Lösung rückt, desto befreiender wirkt dies auf die Börse." Wegen enger wirtschaftlicher Verflechtungen mit Russland treffe dies vor allem den deutschen Aktienmarkt. In der alten Woche verlor der deutsche Leitindex wegen der politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen bis Freitagmittag 2,4 Prozent auf 9460 Punkte. Vom Allzeithoch von 9794 Punkten ist das Börsenbarometer damit rund 3,5 Prozent entfernt.
Commerzbank-Stratege Ulrich Leuchtmann rechnet derzeit nicht mit einer Eskalation des Krim-Konflikts. Daher seien in der kommenden Woche auch keine nachhaltigen Effekte an den Börsen zu erwarten. "Die bislang ins Spiel gebrachten Sanktionen sind wirtschaftlich nicht relevant." Die Staats- und Regierungschefs der EU haben erste Strafmaßnahmen gegen die Regierung in Moskau ergriffen. So werden die Gespräche über visafreie Reisen ausgesetzt. Weitere Schritte, wie beispielsweise das Einfrieren von Konten, sind im Gespräch.
US-KONSUMENT IN KAUFLAUNE
Bei den Konjunkturdaten warten Börsianer vor allem auf die US-Einzelhandelsumsätze am Donnerstag. Von den Zahlen erhoffen sie sich Rückschlüsse darauf, ob die US-Notenbank Fed an ihrer Politik der langsamen Straffung der Geldpolitik festhalten wird. Von Reuters befragte Analysten sagen für Februar einen Anstieg von 0,2 Prozent zum Vormonat voraus, nach einem Minus von 0,4 Prozent im Januar.
Ebenfalls am Donnerstag sollen die Zahlen zur chinesischen Industrieproduktion veröffentlicht werden. Spekulationen um eine deutliche Abkühlung der dortigen Konjunktur hatten in den vergangenen Monaten mehrfach für Unruhe an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Experten erwarten, dass die Industrieproduktion im Februar um 9,5 Prozent wuchs nach zuvor 9,7 Prozent.
Optimistischer blicken Analysten auf die Entwicklung der Euro-Zone. Sie gehen davon aus, dass die Industrieproduktion auf dem alten Kontinent im Januar um 0,5 (Vormonat: minus 0,7) Prozent gestiegen ist.
LUFTHANSA UND K+S LEGEN ZAHLEN VOR
Bei den Unternehmen richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger unter anderem auf die Lufthansa. Als eines der letzten Dax-Unternehmen will die Fluggesellschaft am Donnerstag Geschäftszahlen vorlegen. Am selben Tag präsentiert auch der Düngemittel-Hersteller K+S seine Bilanz. Auch der Autokonzern Volkswagen wird Auskunft über seine Profitabilität geben.
Reuters