Der Deutsche Leitindex ist das erste Mal seit Februar über psychologisch wichtige Hürde geklettert. Was ihn dazu motiviert hat und warum viele Börsianer skeptisch bleiben. Von Sonja Funke
Magisch zieht die 15000 Punkte-Marke den DAX seit Jahresbeginn an. Am Donnerstagvormittag ist es endlich soweit: Die Kurstafel an der Frankfurter Börse zeigt den Anstieg des Leitindex über die psychologisch wichtige Marke an. Mit etwa einem halben Prozent im Plus markiert der DAX bei knapp 15.004 Punkte den höchsten Stand seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022. Bis zum Mittag hielt er sich etwa auf diesem Niveau. Motiviert zu den kurstreibenden Käufen wurden die Anleger von der Hoffnung auf einen nachlassenden Preisdruck in den USA. Entsprechende Konjunkturdaten werden am Nachmittag erwartet.
Die anstehenden US-Verbraucherpreise für Dezember gelten an der Börse als wichtiger Signalgeber für den weiteren Kurs der US-Notenbank Fed. Die Marktteilnehmer rechnen damit, dass die Kerninflation ohne die besonders volatilen Lebensmittel- und Energiepreise gegenüber dem November leicht auf 5,7 Prozent gesunken ist.
„Der heutige Handelstag verspricht spannend zu werden“, sagt Marktstratege Andreas Lipkow von der comdirect. Marktteilnehmer setzen darauf, dass ein weiteres Absinken der US-Inflation die Notwendigkeit von Zinserhöhungen verringert und die US-Notenbank Fed ihr Tempo bei Zinserhöhungen drosselt. Doch es reiche jedoch bereits ein „kleines negatives Überraschungspotenzial, um das derzeitige Handelsbild zu verwerfen".
Bleibt also abzuwarten, ob die US-Daten den Erwartungen der Börsianer entsprechen und der DAX sich stabil über der 15.000 Punkte-Marke halten kann. Bis die Daten an Nachmittag veröffentlicht werden, konzentrieren sich die Anleger hierzulande vor allem auf die Papier aus dem Automotive-Sektor. Die Aktien von Continental setzten sich mit Plus 3,64 Prozent an die DAX-Spitze. Auch die Kurse der Autobauer wie etwa BMW legten jeweils rund ein Prozent zu. „Das Thema Konjunkturerholung in China kann insbesondere für die deutschen Autounternehmen enorme Gewinnhebel entfachen", sagt Lipkow. Doch auch Titel aus den defensiven Branchen zogen Käufer an. Auch die Kurse von RWE, Vonovia und FMC stiegen.
„Der DAX-Anstieg über die 15.000 Punkte gibt ein wichtiges Signal in den Markt“, sagt Lipkow. Der Index zeigte „seit einigen Handelstagen eine signifikante Outperformance zu den US-Aktienmärkten und könnte mit dem Überwinden der 15. 000 Punkte nun ein zusätzliches Zeichen setzen“. Ausserdem befinde er sich dann auch formell in einem Bullenmarkt: „Seit dem September/ Oktobertief konnte er mehr als 20 Prozent zulegen - was der klassischen Definition entspricht“.