von Klaus Buhl

Auch in den vergangenen Tagen konnten wir uns nicht über langweilige Handelstage beklagen. Ganz offenbar profitierten die internationalen Aktienmärkte von der neuen Runde im Währungskrieg. Nur wenige Tage, nachdem die US-Notenbank FED ihr Anleihekaufprogramm gestoppt hat, sprangen die Japaner auf und verkündeten alles aufzukaufen, was sich ihnen bei der Bekämpfung der Deflation in den Weg stellt. Da wollten natürlich auch die Europäer nicht zurückstehen und EZB Präsident Draghi deutete an, demnächst den Ankauf von Staatsanleihen zu starten. Das i-Tüpfelchen auf die Hausse bescherte dann die chinesische Notenbank, die ihrerseits überraschend erstmals seit zwei Jahren wieder die Zinsen senkte.

So gesehen ist es natürlich kein Wunder, wenn die betreffenden Währungen dieser Länder schwach gegenüber dem US-Dollar tendieren und die Exporte erleichtern. Auch dies ist natürlich kein Nachteil für die Bullen, die das Spiel in den vergangenen Wochen natürlich eindeutig dominierten.

Die Mitte Oktober aufgenommene Rallye im DAX kann ich nur als spektakulär bezeichnen. Etwa 1.300 Punkte haben wir mittlerweile vom Tief her betrachtet zurückgelegt. Das ist wirklich ein ordentlicher Schluck aus der Pulle, den man auch als altgedienter Börsianer kaum erlebt hat.

Obwohl der DAX mittlerweile stark überhitzt und der Optimismus viel zu groß ist, ist ein baldiger Test der runden Marke von 10.000 Punkten natürlich nicht ausgeschlossen. Einfach aus dem Grund, da runde Zahlen an der Börse eine magische Anziehungskraft auf die Anleger ausüben.

So schön diese Rallye auch ist, so wird doch sehr deutlich, dass das Verhalten der Akteure kurzfristig irrational ist. So schnell wie die Aktienkurse verändern sich die realen Werte der zu Grunde liegenden deutschen Top -Firmen ganz bestimmt nicht. An derartig festen Handelstagen muss man sich wirklich vergegenwärtigen, dass die Kurse langfristig nicht schneller als die Gewinne der Firmen steigen können.

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Saisonal günstiges Zeitfenster

Aber auch saisonal erhalten die Bullen in diesen Tagen Rückenwind, da die letzten Wochen des Jahres zu den besten im gesamten Jahr zählen.

Dies zeigt Ihnen der folgende Chart, der die durchschnittliche Performance der einzelnen Monate im Laufe der vergangenen 30 Jahre abbildet.



Quelle: seasonalcharts.com

Mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit ziehen die Kurse gegen Ende November nochmals an, bevor sie eine kurze Ruhepause einlegen. Dies alleine mag noch kein Kaufargument sein, wenn aber das gesamte Umfeld und die Charttechnik auf die Käufer deutet, dann schadet es natürlich nicht, den Rückenwind der Saisonalität zu nutzen. Übrigens erkennen Sie in diesem Chart auch sehr schön die hohe Wahrscheinlichkeit der viel zitierten Weihnachtsrallye.

Auf Seite 3: DAX im Dunst der magischen Marke



DAX im Dunst der magischen Marke

wie Sie an der dynamischen positiven X-Achse im rechten Bereich sehen, hat sich die Rallye in den vergangenen noch Tagen beschleunigt und hat dabei den Widerstand bei 9.850 überwunden. Die Frage ist, ob der Index bei seinem ungewöhnlichen Sprint nicht etwas zu viel Kraft verloren hat und nun erst einmal ausatmen muss. Immerhin notiert der DAX nun knapp vor der magischen Marke von 10.000 Punkten und ist außerdem ungewöhnlich weit (etwa 550 Punkte) von seiner schnellen 20- Tage- Linie entfernt (Hier nicht zu erkennen). Einen derartigen Sprint sieht man nicht alle Tage und ich tippe daher auf eine baldige Ruhepause. Fraglich ist nun, ob es wirklich zu einer Konsolidierung oder Korrektur kommt, obwohl wir uns, wie oben gezeigt, inmitten der günstigsten Jahreszeit befinden.



Um das Bollwerk des Widerstandsbereichs bei knapp 10.000 Punkten zu knacken, benötigen die Bullen wirklich einen ordentlichen "Punch". Obwohl wir uns in der besten Jahreszeit für Dividendenpapiere befinden, kann ich mir nicht vorstellen, dass dies im ersten Anlauf gelingt. Bitte beachten Sie die ungewöhnliche Länge der X-Achse und die Angewohnheit der Märkte, jede stärkere Kursbewegung zu einem gewissen Umfang wieder zu korrigieren. Daher gehe ich davon aus, dass wir Anfang Dezember erneut eine günstigere Einstiegsgelegenheit erleben- obwohl man sich an der Börse natürlich nie sicher sein darf.

Auf Seite 4: Der innere Markt ist kurzfristig heiß gelaufen



Der innere Markt ist kurzfristig heiß gelaufen

Hier zeige ich Ihnen den relativ schnellen 50 -Tage- Indikator. Dieser zeigt die Relation der in den USA gehandelten Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 50- Tage- Linie handeln. Aufgrund dieses Indikators erkennen Sie, wie hoch Ihr gegenwärtiges Risiko objektiv betrachtet ist. Dieser Risiko-Parameter war übrigens ein sehr wichtiger Grund für mich, Mitte Oktober wieder in den Markt einzusteigen.



Wie nicht anders zu erwarten, befinden wir uns mittlerweile wieder in der oberen extremen Zone, die bei 70 % beginnt. Dies alleine ist noch kein Verkaufssignal - aber Sie sollten die Situation im Auge behalten. Deutlicher werden die Gewinnmitnahmen meistens erst, wenn sich eine negative 0-Spalte bildet und von oben kommend unter die Marke von 70 % wandert. Dann erst befindet sich wieder eine gewisse Anzahl von großen Anlegern zumindest kurzfristig auf der Seite der Verkäufer und zieht substanziell Kapital ab.

Wie gesagt, noch ist es nicht so weit, aber wir sollten beachten, dass wir auf einem Niveau handeln, auf dem sich der Markt nicht ewig halten kann und wird. Zu deutlich erkennt man auch hier, dass Märkte dazu tendieren, immer wieder ihre extremen Bereiche zu verlassen. Dieses Verhaltensmuster erkennt man auch übrigens auch in den wichtigsten Sektoren der Börse, wodurch sich ein völlig anderer und objektiver Blick auf die Märkte ergibt.

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Shanghai mit neuem Hoch

Wie oben schon kurz angedeutet, hat die chinesische Notenbank überraschend die Zinsen erstmals seit zwei Jahren wieder gelockert. Damit soll die für chinesische Verhältnisse etwas lahme Konjunktur wieder angeschoben werden, da kein Inflationsdruck zu erkennen ist. Obwohl westliche Kritiker sofort auf die Risiken einer Kredit- und Immobilienblase deuteten und sogar eine Panikreaktion der Notenbank erwägten, war die Reaktion der Börsianer eindeutig positiv. Steil stieg der Shanghai Index an und markierte ein neues Jahreshoch. Da die chinesische Börse recht hoch mit dem DAX korreliert ist, könnte dies auch ein Fingerzeig für die deutschen Aktien sein.



Wie Sie anhand der steigenden Unterstützungsgerade erkennen, bleibt der Aufwärtstrend eindeutig intakt. Positiv ist, dass dieser auch während der Oktober-Korrektur (Buchstabe A) nicht ernsthaft attackiert wurde. Der Aufwärtstrend ist also objektiv und trotz der fundamentalen Bedenken sehr robust.

Vor wenigen Tagen wurde der sehr hartnäckige Widerstand bei 2.500 geknackt. Dadurch hat sich das meist sehr zuverlässige Projektionsziel der P & F Technik auf 2.900 Punkte nach oben verschoben. Die massiven Geldspritzen wirken also auch hier und die Anleger honorieren dies - bisher ohne Rücksicht auf die möglichen Folgen dieses Experiments und des Währungskriegs.

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Viel Erfolg mit ihren Anlagen wünscht Ihnen

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".