"Die entscheidende Frage ist jetzt, ob der Ausbruch nach oben neue Käufer anlockt oder ob der Kursanstieg zu Gewinnmitnahmen genutzt wird", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Ohne neues Geld wird der Dax seine Klettertour nicht fortsetzen können." Der EuroStoxx50 trat bei 4074 Punkten auf der Stelle.

Ihr Hauptaugenmerk richteten Börsianer auf die Veröffentlichung des Konjunkturberichts der US-Notenbank am Abend (MESZ). Vom sogenannten "Beige Book" versprechen sie sich Hinweise über den Zeitpunkt einer möglichen Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve. "Zentralbanken stehen vor einem Balanceakt bei der Vorbereitung der Märkte auf ein Ende der Notfallmaßnahmen", erklärten die Analysten von Generali Investments. Die Erwartung sei, dass dies im Sommer kontrolliert geschehe. "Das Risiko von Kommunikationsfehlern ist aber angesichts der Sorgen über eine Überhitzung in den USA vorhanden." Die Furcht vor einer steigenden Inflation ist seit einigen Wochen immer wieder Thema auf dem Börsenparkett. Zuletzt überwog nach ermutigenden Äußerungen von Zentralbankern und hochrangigen Politikern die Zuversicht, dass der Preisanstieg nur vorübergehend sei.

LIRA-CRASH - ZWEIFEL AN NOTENBANK-UNABHÄNGIGKEIT IN TÜRKEI


Die erneute Forderung nach Zinssenkungen vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schickte die Landeswährung Lira auf Talfahrt. Der Dollar stieg im Gegenzug um rund vier Prozent auf 8,88 türkische Lira. Börsianer fürchten um die Unabhängigkeit der Zentralbank. Erdogan gilt als erklärter Gegner von Zinsen und spricht sich immer wieder für deren Senkung aus. Seit Mitte März hat die türkische Devise 16 Prozent abgewertet.

Rohöl-Anleger setzten weiter auf eine kraftvolle Erholung der Konjunktur in den USA und China. Die Nordseesorte Brent stieg um 0,9 Prozent auf 70,87 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sie jüngst den höchsten Stand seit Oktober 2018 erreicht hatte. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 68,22 Dollar. Für Erleichterung sorgte auch, dass die Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören, an ihrer Politik einer behutsamen Lockerung der Förderbremse festhalten will. Der Preisanstieg half auch Aktien von Öl- und Gasfirmen auf die Sprünge. Der europäische Sektorindex stieg um ein Prozent.

MÖGLICHE BUND-GELDSPRITZE BEFÖRDERT LUFTHANSA NACH OBEN


Zauberhafte Aussichten des Verlegers von Harry Potter zogen die Anleger in ihren Bann. Die Aktien von Bloomsbury kletterten an der Londoner Börse um mehr als sechseinhalb Prozent. Die Verkaufszahlen der berühmten Buchreihe legten während des Lockdowns zu, weswegen der britische Konzern die Jahresziele anhob und eine Sonderdividende in Aussicht stellte.

Auch Bang & Olufsen ist für das Geschäftsjahr 2020/21 positiver gestimmt. Das sei ein endgültiges Zeichen, dass der dänische Anbieter von hochpreisigen TV- und Soundsystemen trotz Gegenwind die Kehrtwende schaffen könne, sagt Nordex-Analyst Per Hansen. Die Aktien zogen in Kopenhagen um dreizehn Prozent an.

Im MDax ging es für Lufthansa-Aktien um bis zu 2,8 Prozent auf 11,20 Euro nach oben. Der deutsche Staat neigt einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge dazu, sich zumindest teilweise an der erwarteten drei Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung der Fluggesellschaft zu beteiligen.

Auto1 gerieten nach einer Platzierung von rund 9,8 Millionen Anteilsscheinen für 41 Euro je Titel unter Druck. Die Aktien des Online-Gebrauchtwagenhändlers fielen um mehr als acht Prozent auf 40,82 Euro.

rtr