Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht liegt es ja an der sommerlichen Hitze oder auch an der nun beginnenden Fußballweltmeisterschaft. Auf jeden Fall hat das Interesse an der Börse stark nachgelassen. Die Umsätze sind abgesackt und der DAX konnte sein jüngstes Hoch nicht verteidigen. Dies kann man natürlich als schlechtes Vorzeichen für die Käufer interpretieren - oder auch ganz anders sehen. Denn eine Konsolidierung auf hohem Niveau deutet auf relative Stärke - was man im Falle einer scharfen Korrektur nicht behaupten kann. Entsprechend der klassischen charttechnischen Analyse sollten neue Hochs in den Indizes von starken Umsätzen begleitet sein. Meiner Meinung nach kommt es aber vor allen Dingen auf den Preis an. Denn der ist der wichtigste Indikator und zugleich das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage. Ich jedenfalls kenne keinen wichtigeren Börsenindikator als den Kurs einer Aktie.
Daher führt es zu nichts, krampfhaft für jede Kursbewegung eine sinnvolle Begründung zu suchen. Denn im Nachhinein kann man natürlich für jeden Kursverlauf immer eine schlaue Begründung finden. Grundsätzlich aber schwanken die Märkte einfach zwischen ihren jeweiligen überkauften und überverkauften Markzuständen, die man deshalb möglichst klar identifizieren sollte. Dafür eignen sich besonders die P & F Charts und die Philosophie des inneren Marktes.
Werfen wir also deshalb einen Blick auf den wenig aufgeregten P & F Chart des DAX, der das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären spiegelt.
Auf Seite 2: DAX: positiver Impuls bleibt erhalten
DAX: positiver Impuls bleibt erhalten
Beim Anblick des Charts muss man sich fragen, wie die Diskussion um die fehlende Dynamik überhaupt entstehen konnte. Immerhin sehen wir hier einen eindeutig positiven Impuls und eine intakte Unterstützungslinie. Trotz der gegenwärtigen Kursberuhigung bleibt das Kaufsignal eindeutig gültig. Die positive X Achse im rechten Bereich zeigt Ihnen, dass die Käufer eindeutig am Ball sind und der Markt von der Nachfrage gelenkt wird. Auch wenn die Kurse in der nahen Zukunft im Rahmen einer Korrektur bis etwa 9.750 Punkten zurückfallen sollten, kann ich kein nennenswertes Problem aus Sicht des P & F Charts erkennen.
Immerhin muss man den Marktteilnehmern auch ein gewisses durchatmen gönnen. Bitte vergessen Sie niemals, dass Kurse nicht immer in Trends verlaufen und meist gar keine eindeutigen Trends vorliegen. Auch wenn eine Beruhigungsphase jetzt wünschenswert ist, würde ich mich nicht wundern, wenn wir schneller als von vielen erwartet das Projektionsziel bei etwa 10.400 Punkten erreichen würden. Immerhin sind diese Kursziele recht zuverlässig - auch wenn sie natürlich nicht immer ohne Schnörkel erreicht werden.
Auf Seite 3: Innerer Markt: Die Bullen sind am Ball
Innerer Markt: Die Bullen sind am Ball
wie Sie vielleicht wissen, bin ich ein Fan der systematischen Risikoindikatoren des inneren Marktes. Diese zeigen ihnen, ob die Bullen oder die Bären den Ball führen und welche Mannschaft im Vorteil ist.
Um in den Worten des legendären Investors Benjamin Graham zu sprechen könnte man sagen, dass Mr. Market uns jeden Tag ein Geschäft anbietet. Das Problem für uns Anleger ist natürlich zu entscheiden, ob wir handeln oder eher die Füße still halten sollten. Dafür gibt der NYSE Bullish Percent Indikator gute Hinweise und zeigt uns, ob wir eher defensiv oder offensiv eingestellt sein sollten.
Aktuell sind die Käufer eindeutig im Vorteil, obwohl wir bereits in der überhitzten Zone handeln. Zwar ist die potentielle Fallhöhe relativ hoch, dies ist aber noch längst kein Verkaufssignal. Vielmehr spiegelt sich in der rechten positiven X-Säule die hohe Marktbeteiligung wider. Immerhin 73 % der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien handeln auf einen Kaufsignal. Dies ist positiv, da nicht nur wenige hochgewichtete Aktien aus den bekannten Indizes diese oben halten, sondern auch viele Nebenwerte auf einem Kaufsignal handeln. Gefährlich wird die Situation für uns Anleger erst, wenn sich eine negative 0- Spalte bildet und die Marke von 70 % unterschreiten wird. Aber bis dahin dürfte es noch eine Weile dauern, denn aktuell lenken große Anleger eindeutig Kapital in den Markt.
Kurze Erklärung:
Der NYSE BPI zeigt Ihnen die Relation der an der New Yorker Börse gelisteten Aktien, die auf einem Point & Figure Kaufsignal handeln. Wenn nun eine größere Anzahl an Aktien von einem Point & Figure Verkaufssignal auf ein Kaufsignal wechselt, lässt sich daraus folgern, dass in einem gewissen Umfang Kapital in den Markt fließt. Und natürlich umgekehrt.
Damit bleibt noch die Frage, ab wann ein derartiger Mittelzufluss oder Kapitalabzug relevant ist. Denn man möchte sich ja als Anleger nicht bei jeder kleinen Kursbewegung erneut die Frage stellen, wie nun vorzugehen ist und ob sich ein neuer wichtiger Trend etablieren könnte. Historisch bewährt hat sich hier die Schwelle von 3 Boxen. Wenn also der Index über 3 Boxen steigt oder fällt, findet ein Wechsel in eine neue X- oder O-Spalte statt. Deswegen stehen in einer Spalte auch entweder nur X oder nur 0. Entweder sind die Bullen oder die Bären eindeutig im Vorteil in einer bestimmten Marktphase und entsprechend sollten Sie agieren.
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VIX geht Baden
ein weiterer wichtiger Indikator des inneren Marktes ist für mich die Volatilität, also die Schwankung der Kurse. Dieses auch Angstbarometer genannte Instrument befindet sich derzeit auf einem unteren Rekord und signalisiert die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer. Dies ist vordergründig positiv und zeigt Ihnen die Lässigkeit und Sorglosigkeit der Akteure. Aber bekanntlich hat alles seine zwei Seiten und ich frage mich, ob wir von diesem Rekordtief aus nicht eher bald nach oben als nach unten marschieren werden. Denn immerhin weisen die Märkte historisch betrachtet eher eine Volatilität von 25 auf als eine von 10 % und streben auch diesbezüglich permanent in den mittleren Bereich der Verteilung. Wir müssen uns also ernsthaft fragen, ob die aktuelle Marktlage wirklich noch besser werden kann.
Im rechten Bereich der Grafik erkennen Sie an der 0- Spalte, die übrigens auf einem Rekordtief notiert, wie sorglos die Marktteilnehmer sind. Bei etwa 12 % wurde eine sehr bedeutende Unterstützung durchschlagen. Da Märkte im Allgemeinen immer wieder versuchen, die extremen Bereiche zu verlassen, ist eine Zunahme der Volatilität wahrscheinlicher als ein weiteres Absinken. Diesen Indikator wurde ich in den kommenden Tagen besonders gut im Blick behalten.
Falls Sie sich für diese Philosophie der Charttechnik interessieren, beachten Sie bitte meinen Gratis-Börsenbrief.
Nun aber wünsche ich Ihnen ein spannendes Eröffnungsspiel bei der Fußball-WM und natürlich viel Erfolg mit Ihren Positionen.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland, Ihr Klaus Buhl