Positive Marktreaktionen an Asiens Börsen auf Clintons Auftritt bescherten dem deutschen Leitindex zwar einen freundlichen Start, schon nach einer Handelsstunde verließen die Erholung jedoch die Kräfte. Bis zum Nachmittag weitete der Dax seine Vortagesverluste um 0,93 Prozent auf 10 297,17 Punkte aus. Schon am Montag hatten Gewinnmitnahmen nach der starken Vorwoche dem Dax einen Verlust von über zwei Prozent eingebrockt.
Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen sank am Dienstag um 0,68 Prozent auf 21 189,85 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDAX fiel um 0,69 Prozent auf 1768,19 Punkte zurück. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 fiel ebenfalls zum dritten mal in Folge.
BANKAKTIEN SETZEN TALFAHRT FORT
Die Debatte zwischen Clinton und Trump sei nur das erste von drei TV-Duellen gewesen, gab Händler Huber zu bedenken. Laut Analyst Christian Schmidt von der Helaba halten Wettanbieter nun zwar einen Wahlsieg Clintons für wahrscheinlicher. "Allerdings sei nochmals an die Wettquoten im Vorfeld des 'Brexit' erinnert", warnte er. Im Juni hatten die Finanzmärkte auf die Buchmacher gesetzt, die ein Votum der Briten für den EU-Verbleib prognostiziert und damit daneben gelegen hatten.
Die schon vortags gebeutelten Bankenpapiere aus dem Dax setzten am Dienstag ihre Talfahrt fort. Commerzbank büßten 2,70 Prozent ein, nachdem Finanzkreise einen Bericht des "Handelsblatt" bestätigt hatten. Demnach plant der neue Vorstandschef Martin Zielke in den kommenden Jahren den Abbau von rund 9000 Stellen. Wegen der Kosten von rund einer Milliarde Euro für den Konzernumbau soll die Dividende ausfallen. Die Commerzbank hatte erst 2015 wieder mit der Gewinnausschüttung an ihre Aktionäre begonnen.
Die Aktien der Deutschen Bank (Deutsche Bank) erreichten abermals ein Rekordtief und lagen zuletzt 2,42 Prozent tiefer. Schon am Montag hatten sie wegen immer stärkerer Sorgen um eine drohende Kapitalerhöhung über sieben Prozent eingebüßt.
GEPLANTER DEAL MIT AIR BERLIN BELASTET LUFTHANSA
Für die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (Volkswagen vz) ging es wegen neuer Sorgen über hohe Strafen im Zuge des Dieselskandals um 3,49 Prozent bergab. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf gut informierte Kreise berichtet, dass die US-Justizbehörden momentan die mögliche Schmerzgrenze der Wolfsburger für eine Strafe ausloten. Diese solle nicht so hoch ausfallen, dass der Autobauer nicht mehr lebensfähig sei.
Bei Dax-Schlusslicht Lufthansa (Deutsche Lufthansa) mussten die Anleger einen Kursrutsch um über 4 Prozent auf das tiefste Niveau seit rund vier Jahren verkraften. Insidern zufolge befasst sich der Aufsichtsrat am Mittwoch mit der geplanten Übernahme von 40 Air-Berlin-Jets. Voraussichtlich wird ein Zwischenstand präsentiert, weil der Vertrag mit der federführenden Air-Berlin-Großaktionärin Etihad noch endgültig ausgearbeitet werden muss, was einige Wochen dauern kann. Börsianern zufolge wird der Deal aufgrund wirtschaftlicher Risiken am Markt kritisch gesehen. Zudem belaste eine mangels Anlegerinteresse geplatzte Anleiheemission die Stimmung./gl/ag
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---