Die Rekordjagd an den internationalen Aktienbörsen wird Analysten zufolge in der neuen Woche weitergehen. "Die Jahresend-Rally ist bereits in vollem Gang", sagt Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. "Der Dax wird die Zehntausender-Marke sicher knacken und sich darüber halten." Im Windschatten immer neuer Höchststände an der Wall Street gewann der deutsche Leitindex in der alten Woche gut zwei Prozent und näherte sich bis auf etwa 60 Zähler seiner bisherigen Bestmarke von 10.050,98 Stellen.

Angetrieben werde die aktuelle Aktien-Rally unter anderem vom rasanten Verfall des Ölpreises. "Das ist für viele Länder ein Konjunktur-Programm", betont Klude. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee war am Freitag mit 71,12 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so billig wie zuletzt im Sommer 2010. Zuvor hatte sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gegen eine Drosselung der Förderung entschieden.

Auch auf die Unternehmensbilanzen werde sich die Verbilligung dieses wichtigen Rohstoffs positiv auswirken, fügt Anlagestratege Klude hinzu. Selbst bei stagnierenden Umsätzen sorge die niedrigere Energie-Rechnung für steigende Gewinne. Andere Börsianer verweisen noch auf einen weitere Aspekt. Der rückläufige Ölpreis bremse den Preisauftrieb und verschaffe damit den Notenbanken Spielraum, die Geldpolitik weiter zu lockern oder eine Straffung hinauszuzögern.

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HOLT DRAGHI NEUE PFEILE AUS DEM KÖCHER?

Vor diesem Hintergrund warten Anleger gespannt auf die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Entgegen den Spekulationen der vergangenen Tage rechnet Commerzbank-Analyst Michael Schubert aber nicht damit, dass Notenbank-Chef Mario Draghi umfassende Wertpapierkäufe ankündigen wird. Das sogenannte Quantitative Easing (QE) komme frühestens Anfang 2015. "Denn erst dann wird die EZB den Effekt ihrer bisherigen Maßnahmen einschätzen können." Den möglichen Ankauf von Unternehmensanleihen als Zwischenschritt beurteilt Schubert skeptisch. "Damit würde die EZB signalisieren, dass sie am Erfolg der bisherigen Maßnahmen zweifelt, bevor diese überhaupt richtig begonnen haben."

Unabhängig davon werde der Kurs des Euro in der neuen Woche weiter nachgeben, sagen Analysten voraus. Dabei sei die entscheidende Frage weniger, wie stark, sondern wie schnell es gehen werde. Aktuell pendelt der Kurs der Gemeinschaftswährung um die Marke von 1,2450 Punkten.

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US-KONJUNKTUR BRUMMT - STEIGENDE DEUTSCHE AUFTRAGSEINGÄNGE

Bei den Konjunkturdaten steht das Highlight am Freitag auf der Agenda: Die monatlichen Beschäftigungszahlen aus den USA. Börsianer erwarten für November im Schnitt den Aufbau von 228.000 (Vormonat: 214.000) neuen Jobs und eine Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent. Die USA steuern damit auf Vollbeschäftigung zu. Diese gilt als erreicht, wenn drei bis vier Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne Job sind.

In Deutschland richtet sich nach den teilweise ernüchternden Konjunkturdaten der vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit auf die Zahlen des Branchenverbandes VDMA (Montag) zu den Auftragseingängen der Industrie. Nach dem starken Ifo-Geschäftsklimaindex zum Auftakt der alten Woche hoffen einige Börsianer auf eine weitere positive Überraschung.

Reuters