Dax und EuroStoxx50 fielen daraufhin am Donnerstag um jeweils ein knappes Prozent auf 14.479 beziehungsweise 3798 Punkte. An der Wall Street gab der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,5 Prozent nach.
In diesem Zusammenhang richteten Börsianer ihr Augenmerk auf den Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs. Dort werde unter anderem ein mögliches Export-Verbot für Corona-Impfstoffe diskutiert, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. Das könnte nicht nur Auswirkungen auf die Impfkampagne in Großbritannien haben, sondern auch den Ton für die künftigen Beziehungen mit der EU nach dem Brexit setzen.
ÖLPREIS UNTER DRUCK - DOLLAR UND ANLEIHEN GEFRAGT
Die Furcht vor einer sinkenden Nachfrage schickte den Ölpreis erneut auf Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um knapp drei Prozent auf 62,66 Dollar je Barrel (159 Liter). "Während wir uns auf Europa konzentrieren, steigen die Coronafälle auch in Ländern wie Indien oder Brasilien", sagte Analyst Vivek Dhar von der Commonwealth Bank. Diese Länder seien entscheidend für eine Erholung der weltweiten Nachfrage.
Vor diesem Hintergrund nahmen einige Investoren Kurs auf "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,384 Prozent. Andere Anleger flohen in die Weltleitwährung und hievten den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein Vier-Monats-Hoch von 92,753 Punkten. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1740 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Abwärts ging es dagegen für Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise fiel um fast sieben Prozent auf 50.391 Dollar. Auch hier drückten Coronasorgen auf die Stimmung, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Investoren schichteten Gelder zumindest teilweise in Währungen wie Dollar oder Euro um. "Ein Rutsch unter die psychologische Marke von 50.000 Dollar könnte weitere Verluste bis auf 44.000 Dollar provozieren."
MODEFIRMEN DURCH CHINA-SHITSTORM UNTER DRUCK
Am Aktienmarkt setzte ein Entrüstungssturm chinesischer Internetnutzer mehreren Mode- und Sportartikel-Firmen zu. Staatliche chinesische Medien hatten daran erinnert, dass ausländische Unternehmen in der Vergangenheit den Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen in der westchinesischen Provinz Xinjiang aufgegriffen hatten. "Wenn ihr Xinjiang-Baumwolle boykottiert, boykottieren wir euch", schrieb ein chinesischer Internetnutzer.
Daraufhin fielen die Aktien des Modehändlers Hennes & Mauritz (H&M) um vier Prozent. Mindestens ein chinesischer Online-Händler hat offenbar die Produkte des schwedischen Konzern aus dem Sortiment genommen. Die Titel der "Zara"-Mutter Inditex büßten in Madrid 1,4 Prozent ein. Noch härter traf es die Sportartikel-Hersteller, nachdem sich Weltmarktführer Nike in einer undatierten Stellungnahme besorgt über Berichte über Zwangsarbeit in Xinjiang geäußert hatte. Die Papiere des US-Konzerns rutschten an der Wall Street um knapp sechs Prozent ab. Die Anteilsscheine der deutschen Rivalen Adidas und Puma verloren bis zu 5,3 Prozent.
rtr