An den Rohstoffmärkten waren die Optimisten ebenfalls in der Überzahl. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 74,38 Dollar je Barrel (159 Liter) und das wichtige Industriemetall Kupfer sogar um 3,3 Prozent auf 9506 Dollar je Tonne.

Anleger reagierten erleichtert auf die Entscheidung der US-Notenbank, ihre Wertpapierkäufe rascher zurückzufahren und für 2022 drei Zinserhöhungen zu signalisieren, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Das vertreibt die Unsicherheit über den geldpolitischen Ausblick und dämpft die Sorgen, dass die Inflation außer Kontrolle gerät." Mut machten Anlegern zudem die optimistischen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zum Konjunkturausblick, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Des straffen geldpolitischen Kurses zum Trotz sieht er keine Abschwächung." Sollte sich die Konjunktur aber abkühlen, könne die Stimmung rasch kippen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist zwar von Zinserhöhungen noch weit entfernt, beginnt aber ebenfalls, den Geldhahn langsam zuzudrehen. Sie lässt das Pandemie-Notkaufprogramm PEPP im März 2022 auslaufen. Allerdings will sie im Gegenzug das kleinere Wertpapier-Ankaufprogramm APP aufstocken, um Börsenturbulenzen zu vermeiden. "In der Summe verkleinert die EZB damit die Wertpapierkäufe im kommenden Jahr deutlich", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Im Gegensatz zur Fed sieht sich die EZB allerdings nicht unter Zugzwang einen deutlichen Kurswechsel zu vollziehen." Der Euro baute nach dem EZB-Entscheid seine Kursgewinne auf 1,1336 Dollar aus.

BANK VON ENGLAND - "UND SIE BEWEGT SICH DOCH"


Die Bank von England (BoE) überraschte Börsianer dagegen mit einer Zinserhöhung. Dies sei ein Indiz dafür, dass die Inflationsrisiken an der Spitze der Tagesordnung der Notenbanken stehen, kommentierten die Analysten der Commerzbank. Als Reaktion auf den BoE-Entscheid stieg das Pfund Sterling zeitweise um ein knappes Prozent auf 1,3374 Dollar.

Aufwärts ging es auch für die norwegische Krone, nachdem die dortige Notenbank den Leitzins ebenfalls angehoben und drei weitere Schritte für 2022 signalisiert hatte. Im Gegenzug fiel der Dollar um bis zu 0,8 Prozent auf 8,9384 Kronen. "Die Botschaft der Norges Bank ist, dass die norwegische Wirtschaft weniger auf ein Krisen-Zinsniveau angewiesen ist", sagte Kjersti Haugland, Chef-Volkswirtin der Investmentbank DNB Markets.

Gegen den Trend senkte die türkische Notenbank dagegen ihren Leitzins ungeachtet einer hohen Inflation. Dies drückte die Landeswährung erneut auf Rekordtiefs. Dollar und Euro stiegen auf 15,595 beziehungsweise 17,5877 Lira. "Der Wahnsinn nimmt kein Ende", kritisierte VP-Experte Gitzel. "Mit der Währungsschwäche wird Inflation importiert."

LEERVERKÄUFER VICEROY KNÖPFT SICH S&T VOR


Am deutschen Aktienmarkt rückte S&T ins Rampenlicht. Der Leerverkäufer Viceroy griff die IT-Firma an und bezeichnete sie als überbewertet. Die Firma des britischen Investors Fraser Perring hatte zuvor bereits den zusammengebrochenen Zahlungsabwickler Wirecard und die Immobilienfirma Adler attackiert. S&T war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Die Papiere der Firma steuerten mit einem Minus von zeitweise mehr als 26 Prozent auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu.

In London stiegen die Titel von Domino's Pizza dagegen um bis zu 31 Prozent auf ein Rekordhoch von 451,8 Pence. Der Pizza-Service einigte sich mit seinen Franchise-Nehmern über die Gewinnteilung und hob seine Geschäftsziele an. Das neue Abkommen sei aber auf vorerst drei Jahre befristet, monierte Analystin Becky Lane von der Investmentbank Jefferies. Außerdem sei die Prognose-Anhebung moderat.

rtr