Fed-Chef Jerome Powell hatte am Mittwochabend wie erwartet sein Bekenntnis zu einer Drosselung der Wertpapierkäufe bekräftigt und November als möglichen Starttermin genannt. Außerdem signalisierten die Prognosen der Notenbank-Führungsriege eine erste Zinserhöhung für Ende 2022 statt Anfang 2023. "Insgesamt ist der Zinsausblick aber noch mehr die klare und frühzeitige Kommunikation der Fed als positiv für die Kapitalmärkte zu werten", sagte Achim Stranz, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers. Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades verwies dagegen darauf, dass sich Anleger derzeit eher auf die Tatsache konzentrierten, dass die Geldschleusen noch einige Zeit geöffnet blieben.

CHINAS NOTENBANK PUMPT ZUSÄTZLICHES GELD IN FINANZMÄRKTE


In der Evergrande-Saga appellierten die chinesischen Behörden einem Medienbericht zufolge an den Immobilienkonzern, einen Ausfall der Zahlungen bei seinen Dollar-Anleihen zu vermeiden. Im Tagesverlauf werden bei einem dieser Bonds 83,5 Millionen Dollar an Zinsen fällig.

Evergrande hat einen Schuldenberg von 305 Milliarden Dollar aufgehäuft. Dies entspricht zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Volksrepublik. "Mich beunruhigt weniger die Verschuldung, sondern wer die ganzen Häuser bauen wird", sagte Ewan Markson-Brown, leitender Aktienstratege des Vermögensverwalters Crux. Das Unternehmen ist derzeit an etwa 1300 Immobilienprojekten in 280 Städten beteiligt. Ähnlich argumentierte Oscar Choi, Gründer des Vermögensverwalters Oscar and Partners. Er warnte vor Unruhen bei unbezahlten Bauarbeitern oder Kleinanlegern, die ihre Ersparnisse verloren haben.

Parallel dazu berichtete das "Wall Street Journal", die Regierung in Peking rufe lokale Behörden dazu auf, sich auf einen Kollaps des Immobilienriesen vorzubereiten. Evergrande wollte sich zu keinem dieser Themen äußern. Die Aktien des Unternehmen stiegen dennoch in Hongkong um knapp 18 Prozent.

GESENKTER FAURECIA-AUSBLICK LÄSST ANLEGER KALT


In Paris stiegen die Titel von Faurecia um knapp fünf Prozent, obwohl der Autozulieferer wegen Chipmangels seine Gesamtjahresziele zurückschraubte. Die Senkung komme nicht überraschend und schaffe mehr Transparenz, kommentierte Analyst Michael Foundoukidis von der Oddo-BHF Bank. Nun könne man sich auf die Integration des übernommenen Scheinwerfer-Spezialisten Hella konzentrieren. Zudem sei die befürchtete Prognose-Senkung für den Cash Flow ausgeblieben. Im Windschatten von Faurecia gewannen die Papiere der Konkurrenten Continental und Valeo bis zu sechs Prozent.

Am Devisenmarkt drückte eine überraschende Zinssenkung der türkischen Notenbank die Währung des Landes auf ein Rekordtief. Im Gegenzug stieg der Dollar um knapp zwei Prozent auf 8,7998 Lira. Bei Aktienanlegern kam die Entscheidung ebenfalls nicht gut an. Der Istanbuler Leitindex drehte ins Minus. "Die Senkung zeigt, dass Notenbank-Chef Sahap Kavcioglu nicht mehr Herr über die Entscheidungsfindung ist", sagte Analystin Ima Sammani vom Brokerhaus Monex. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan habe sich mit seiner Vorliebe für niedrige Zinsen durchgesetzt. Der aktuelle Schritt sei voraussichtlich der Auftakt für eine Serie von Zinssenkungen.

rtr