Selektion wird nun entscheidend für Anleger, die weiter frisches Kapital in den Aktienmarkt investieren möchten. Doch auch wer Gewinne bei bereits gut gelaufenen Titeln mitnehmen will und neue Anlageideen sucht, muss interessante Papiere nun gezielter herauspicken wie noch vor einem Monat. Bei der Suche nach aussichtsreichten Investmentideen im DAX hilft die Trenddynamik-Übersicht des Börsenstatistik-Magazins Index-Radar.



Sie zeigt auf einen Blick den Abstand aller 30 Indextitel zu ihrem 200-Tage-Durchschnittskurs. Damit werden extreme Abweichungen zum langfristigen Mittel (schwarzer Punkt weit links oder rechts der Mittellinie) sofort erkennbar. Da jede Aktie individuell stark schwankt, ist vor allem wichtig, wieviel Spielraum der Kurs noch hat, bevor er in die statistisch für jede Aktie einzeln ermittelte Extremzone einläuft (dunkel schraffierter Bereich in jedem Balken. Ab dann steigt die Gefahr einer Kurskorrektur oder zumindest Atempause in der Rally stark an.

Eine weitere Informationsquelle ist die Balkenfarbe, die zeigt ob die 200-Tage-Linie nachhaltig steigt, fällt oder nur seitwärts läuft (grün, rot oder grau) und damit den langfristigen Trend des Wertpapiers sichtbar macht. Ebenfalls hilfreich ist der graue Punkt, der den Vorwochenstand jeder Aktie abbildet und damit die kurzfristige Veränderung der Tendenz visualisiert.

Ein Fazit gleich vorweg: Schnäppchen gibt es nach dem jüngsten Rally-Schub keine mehr, doch investierbare Titel sind durchaus noch vorhanden. Interessant sind nun vor allem Papiere, die bereits einen steigenden oder zumindest einen seitwärts gerichteten Trend aufweisen, und deren Kurs über der 200-Tage-Linie verläuft - dabei aber möglichst noch nicht in die obere Extremzone eingetaucht ist. Fünf aussichtsreiche Titel, auf die diese Kriterien zutreffen, stellen wir auf den kommenden Seiten vor.



Allianz



Mit der Allianz-Aktie findet sich relativ am Anfang der Tabelle ein Papier, das aktuell 13 Prozent von seiner 200-Tage-Linie entfernt ist, in vergangenen Rallys aber Spielraum von mindestens 23 Prozent nach oben hatte. Momentan ist die Aktie durch eine schwache, aus den Jahren 2006 bis 2008 ableitbare Verkaufszone bei rund 148/150 Euro blockiert. Sobald auch darüber hinaus noch gekauft wird, ist der Weg nach oben im Chart bis 180 Euro frei, zumindest ein weiterer Aufwärtsschub von zehn Prozent ist dann vorstellbar.



Beiersdorf



Noch etwas besser stellt sich die Situation bei Beiersdorf dar, hier besteht ebenfalls noch Luft nach oben, ein Abstand von 20 bis 28 Prozent zur 200-Tage-Linie war in den vergangenen Jahren realisierbar, aktuell sind es 13 Prozent. Durch den Ausbruch über die seit 2013 bestehende Verkaufszone bei 75/77,30 Euro ist hier bei Beiersdorf auch keine Blockade im Chart mehr in Sicht, was einen weiteren Anstieg vereinfachen dürfte.



Deutsche Börse



Der Ausbruch über die seit 2009 anhaltende Verkaufszone bei rund 62/65 Euro hat den Startschuss für eine weitere Aufwärtsbewegung geliefert. Die Aktie ist mit einem Abstand von mehr als 20 Prozent zur 200-Tage-Linie aber bereits leicht überhitzt. In der Vergangenheit waren aber auch Abweichungen nach oben von 35 bis 42 Prozent keine Seltenheit. Ein Kursziel im Bereich der 75er-Marke lässt sich daraus ermitteln, es würde sich auch mit einer Zielzone im Chart decken, die sich aus ehemaligen Wendepunkten in den Jahren 2007 und 2008 ableiten lässt.



Siemens



Das entscheidende Kaufsignal bei der Siemens-Aktie war der Sprung über die Verkaufszone bei 99 / 101,35 Euro. Damit ist nun der Weg nach oben frei, bei 109,50 / 112 Euro sind sieben Jahre alte Zwischenhochs nun das nächste Orientierungskursziel, bevor dann die Anfang 2000 markierten Rekorde bei 126 bis 130 Euro anvisiert werden können. Die Aktie ist aktuell nur rund 9,5 Prozent von ihrem 200-Tage-Durchschnittskurs entfernt, Abweichungen von 20 bis 33 Prozent waren bei Extremen in den vergangenen Jahren messbar.



ThyssenKrupp



Die ThyssenKrupp-Aktie steht kurz vor einem Ausbruch nach oben: Sie wird seit Mitte 2014 bei 22,30 bis 22,80 Euro wiederholt verkauft. Dadurch hing die Aktie dem Markt zuletzt etwas hinterher. Doch immer wieder testet der Kurs die jüngsten Zwischenhochs, es gibt also auch eine anhaltend hohe Nachfrage, die für einen Aufwärtsdruck der Kurse sorgt. Setzt sich die offenbar starke Käuferseite mittelfristig durch, dürfte der nächste Widerstand bei etwa 26,40 / 28 Euro schnell erreicht werden. Anleger können kaufen, sobald sich der Sprung über die eingangs erwähnte Hürde abzeichnet. Aus statistischer Sicht ist noch viel Luft, die Aktie ist erst knapp 8 Prozent von ihrem 200-Tage-Durchschnittskurs entfernt, eine Extremzone beginnt erst bei 20 Prozent und reicht bis 47 Prozent.




Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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