von Index Radar




Chart 1 - DAX mit Anteil der Aktien über der 200- und 21-Tage-Linie Quelle: Captimizer





Auch am Dienstag setzte der DAX seine laufende Konsolidierungsbewegung fort. Das Tagestief lag nur knapp oberhalb der Nachfragezone bei 11.750 / 11.800, im Anschluss erholten sich die Kurse. Selbst kleinste Korrekturen werden nach wie vor zum Positionsaufbau genutzt.

Allerdings wäre es falsch, nun bedingungslos wieder auf steigende Kurse zu setzen. In der Spitze notierte der DAX um rund drei Prozent unter dem zu Wochenbeginn erreichten Rekordhoch. Dies ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein vor dem Hintergrund der seit Jahresbeginn laufenden Rally von rund 22 Prozent. Auf der anderen Seite ist es auch noch zu früh, bereits auf fallende Märkte zu spekulieren. Erst wenn der DAX relevante Unterstützungen durchbrochen hat, kann mit hinreichender Sicherheit auf größere Gewinnmitnahmen gesetzt werden.

Auf Basis bewährter markttechnischer Signale wäre ein negatives Szenario nicht überraschend. Knapp 90 Prozent der Aktien notieren derzeit über ihrem Monatsmittelwert, ähnlich viele Papiere behaupten ihre 200-Tage-Linie, die gerade für viele langfristig ausgerichtete Anleger von übergeordnetem Interesse ist. Wie der erste Chart zeigt, kam es in der Vergangenheit bei einer vergleichbaren Ausgangslage oft zu längeren Konsolidierungsbewegungen, die durchaus auch mit bereinigenden Kursverlusten einhergingen (Januar und Februar 2014).

Auffällig sind zudem die überdurchschnittlichen Umsätze. Ein wenig verzerrt werden die Daten durch den spesenfreien Handelstag am Tag der Aktie am Montag. Auch der große Verfall an den Terminmärkten am Freitag kann den sprunghaften Anstieg teilweise erklären. Dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit. Zur Wochenmitte wechselten auf Xetra Papiere im Volumen von 5,5 Mrd. Euro den Besitzer (1-Jahresdurchschnitt: 3,4 Mrd. Euro). Ein überraschend hoher Wert, gerade im Vorfeld der Fed-Entscheidung wäre eigentlich ein rückläufiges Volumen zu erwarten gewesen.

Hinter den Kulissen scheint es somit größere Portfolio-Umschichtungen zu geben. Noch kann über die Hintergründe nur spekuliert werden, aber es wäre durchaus nicht überraschend, wenn einige institutionelle Investoren ihre hohen Buchgewinne realisieren und sich allmählich zurückziehen. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, schließlich liegt die durchschnittliche Performance des DAX seit Beginn 1988 bei gut neun Prozent. Der deutsche Aktienmarkt hat nach zweieinhalb Monaten bereits deutlich mehr geliefert, Zeit die Bücher zu schließen. Sollte nun auch der Euro wieder aufwerten, verbessert sich die Ausgangslage für die US-Unternehmen. Dies könnte zu Kapitalumschichtungen in die amerikanischen Indizes führen und den DAX belasten. Behalten Sie daher unbedingt die relative Performance der Indizes im Auge.

Die Ausgangslage im kurzfristigen Zeitfenster bleibt für heute unverändert. Das gestrige Tagestief um 11.815 stellt die nächste Haltemarke dar, falls erneut Gewinnmitnahmen einsetzen. Sollte der Bereich unterschritten werden, bietet sich bereits bei 11.750 eine weitere Nachkaufgelegenheit, die von Schnäppchenjägern genutzt werden kann. Rund 50 Punkte tiefer liegt zwar nur eine äußerst schwache horizontale Marke. Dafür wird die runde Schwelle von einem Aufwärtstrend verstärkt, der zuletzt am 10. März ausreichend Nachfrage anlockte. Erst wenn auch hier der Angebotsdruck überwiegt und keine Stabilisierung erfolgt, würden die charttechnischen Signale die tendenziell negativen markttechnischen Fakten bestätigen. Bei einem Trendbruch drohen Rücksetzer bis mindestens in das Areal um 11.400 / 11.460, hier verläuft auch die 21-Tage-Linie als zusätzlich stabilisierender Faktor.

Vorerst aber bleibt der Blick nach oben gerichtet, der DAX läuft auf allen relevanten Zeitebenen in intakten Aufwärtstrends. Bis zum Rekordhoch bei 12.219 zeigt der Fünf-Minuten-Chart kaum relevante Hindernisse. Spätestens oberhalb von 12.060 dürfte eine neue Attacke auf die Bestmarke erfolgen. Darüber ist der Weg dann theoretisch frei. Kurzfristig ist der DAX zwar mit einer Differenz zur 21-Tage-Linie von 3,9 Prozent unverändert überhitzt, allerdings kann dieser Zustand durchaus länger anhalten. Als Orientierungsziel dient die nördliche Begrenzung des Trendkanals bei 12.300

Chart 2 - Fünf-Minuten-Chart des DAX





Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zuletzt deutlich überschritten. Eine Konsolidierung ist daher nur eine Frage der Zeit.

Offen ist nur die Frage, wie der überhitzte Zustand abgebaut wird. Zwei Varianten sind denkbar: Entweder über eine Seitwärtsbewegung und somit Konsolidierung auf hohem Niveau oder über Kursverluste.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.960 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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