So groß fiel das Plus zuletzt vor ungefähr drei Monaten aus. Auch in den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsauftakt. Börsianer verwiesen darauf, dass sich nach den kräftigen Verlusten der vergangenen Woche Schnäppchenjäger mit Aktien eindeckten.
Auch am Devisenmarkt blendeten die Anleger die Risiken aus, der Dollar gab zu einem Währungskorb 0,5 Prozent nach, der Euro legte zu. Allerdings stünden die Börsen vor turbulenten Zeiten: "Die Anzahl der Risiken steigt und die Achterbahnfahrt an den Börsen dürfte eher noch rasanter werden", sagte Milan Cutcovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. Die größte Sorge der Börsianer sei, dass die Corona-Pandemie außer Kontrolle gerate und strengere Restriktionen folgten. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte vor einem massiven Anstieg der Infektionszahlen. Das Infektionsgeschehen müsse schnell eingedämmt werden. Am Dienstag steht eine Videokonferenz der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer an.
Anleger trösteten sich mit Daten, dass die Gewinne der chinesischen Industriekonzerne im August zum vierten Mal in Folge gestiegen sind. Das ließ auf eine nachhaltige Erholung hoffen und schürte vor allem die Nachfrage bei Sektoren, die stark am Tropf der Auftragslage in der Volksrepublik hängen. Der europäische Auto-Index zog um 3,5 Prozent an, der Industrie-Index gewann 2,7 Prozent. Auch das wichtige Industriemetall Kupfer war gefragt und kostete mit 6625 Dollar je Tonne 1,2 Prozent mehr.
Um mehr als fünf Prozent aufwärts ging es für den Bankenindex des STOXX 600. Er war zum Wochenschluss auf ein neues Allzeittief gefallen. Positiv kam unter anderem die Ernennung des Deutsche-Bank-Managers Manfred Knof zum neuen Commerzbank-Chef an, die Aktien legten 5,7 Prozent zu. "Die Nominierung legt den Grundstein für den Umbau der Commerzbank", sagte ein Händler. Für Enthusiasmus sei es aber noch zu früh. Da der neue Chef erst im Januar das Ruder übernehme, werde der Umbau noch eine Weile auf sich warten lassen.
Im Dax gehörten die Aktien der Deutschen Bank mit einem Kursplus von bis zu 6,8 Prozent zu den größten Gewinnern. An der Börse in London war vor allem das britische Geldhaus HSBC gefragt. Die Anteilsscheine kletterten bis zu 11,5 Prozent, nachdem der größte Anteilseigner, der chinesische Internet-Versicherungsriese Pin An seine Beteiligung auf acht Prozent aufgestockt hat. In den vergangenen Monaten hatten Investoren einen großen Bogen um Bankaktien gemacht. Auf den Magen schlug ihnen niedrige Zinsen, zunehmend notleidende Kredite und ein Geldwäscheskandal. "Es gibt eine Chance für eine taktische Neugewichtung, aber keine strukturelle Erholung der Banken", betonte daher Dhaval Joshi, Investmentstratege bei BCA Research.
SIEMENS ENERGY VORÜBERGEHEND 31. WERT IM DAX
An der Frankfurter Börse legte Siemens Energy ein verhaltenes Börsendebüt hin. Die abgespaltene Energietechnik-Sparte von Siemens startete mit einem Aktienkurs von 22,01 Euro und war nur für diesen Tag das 31. Mitglied im Dax. Damit kommt das rote Zahlen schreibende Unternehmen auf einen Börsenwert von 16 Milliarden Euro, weit weniger als die Analysten ihm im Schnitt zugetraut haben. Für die Siemens-Aktionäre ging die Abspaltung dennoch auf. Sie hatten 55 Prozent der Siemens-Energy-Aktien übers Wochenende ins Depot gebucht bekommen - je eine für zwei Siemens-Papiere. Die Siemens-Aktie setzte sich mit einem Plus von bis zu 9,3 Prozent an die Dax-Spitze - allerdings ist der Kurs bereinigt um die Siemens-Energy-Aktie.
rtr