Die Aussicht auf weiter billiges Geld hat die Kurse am Mittwoch beflügelt. So stieg der DAX zeitweise auf den höchsten Stand seit August.
Christine Lagarde, aktuell Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und ehemalige französische Finanzministerin wurde als künftige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) nominiert. Anleger tippen darauf, sie werde die lockere Geldpolitik des amtierenden Präsidenten Mario Draghi fortsetzen. "Lagarde teilt wahrscheinlich die Vorliebe von Mario Draghi für eine aggressive und innovative Geldpolitik", sagte Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere. Sollte die Inflation niedrig bleiben, könne daher mit erneuten Geldspritzen gerechnet werden. "Die Börsen werden das goutieren, vor allem da sich das Wachstum abzuschwächen scheint."
Die Zinsen in der Eurozone dürften demnach auch noch länger auf dem derzeitigen Niedrigst-Niveau verharren. Davon profitieren Immobilienunternehmen. Die Aktien der deutschen Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen steigen um jeweils rund 2,4 Prozent.
Manche Beobachter bemängelten allerdings auch die fehlende geldpolitische Erfahrung der Französin. "Sie ist keine Wirtschaftswissenschaftlerin aber eine respektierte Politikerin, die den Internationalen Währungsfonds durch die Spätfolgen der Finanzkrise navigiert hat", kommentierte Marktexperte Edward Moya vom Online-Devisenhändler Oanda.
Die generelle Aussicht auf eine noch lockerere Geldpolitik der EZB und der US-Notenbank Fed zur Unterstützung der Konjunktur hatte die Börsen schon in den vergangenen Wochen angetrieben. Hinzu kam der Burgfrieden im Handelsstreit zwischen den USA und China, der die Konjunktursorgen vieler Investoren zumindest ein wenig milderte. Experten mahnen aber zugleich, dass eine Lösung immer noch nicht gefunden ist.
Darüber hinaus ging zuletzt auch der Zollstreit der USA mit der EU in eine neue Runde. Auch sind andere politische Konflikte wie die Ausschreitungen in Hongkong oder der US-iranische Streit um das Atomabkommen noch nicht aus der Welt.
Investoren griffen nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Bonds zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf ein Rekordtief von minus 0,399 Prozent. Gold glänzte mit einem Preisanstieg um bis zu 1,3 Prozent auf 1435,99 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das Edelmetall dient häufig zur Absicherung gegen eine anziehende Inflation.
Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war
FT': Umbau bei Deutscher Bank kostet Milliarden - Keine Kapitalerhöhung
Der erwartete Kahlschlag im Investmentbanking dürfte die Deutsche Bank einem Pressebericht zufolge drei bis fünf Milliarden Euro kosten. In der Folge werde der Dax-Konzern im Jahr 2019 wieder rote Zahlen schreiben, berichtete die "Financial Times" (FT) am Mittwoch in ihrer Online-Ausgabe und berief sich dabei auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Ein Sprecher der Bank wollte sich dazu auf Nachfrage nicht äußern.
Glyphosat-Streit: Richter könnte Millionenforderung gegen Bayer senken
Bewegung im Glyphosat-Streit: Der Bayer-Konzern kann in einem verlorenen Prozess um Krebsrisiken des umstrittenen Unkrautvernichters auf eine geringere Schadenersatzforderung hoffen. Der zuständige Richter Vince Chhabria sagte in einer Anhörung am Dienstag (Ortszeit) in San Francisco, dass ein Teil der Summe von insgesamt 80,3 Millionen US-Dollar (71,2 Mio Euro) eventuell falsch berechnet worden sei. Eine Wende im Streit um Gesundheitsrisiken des Wirkstoff des 2018 von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzerns Monsanto bedeutet dies aber nicht.
US-Geschäft beschert Nordex dickes Auftragsplus
Der Windturbinenbauer Nordex hat im zweiten Quartal seinen Auftragseingang fast verdoppelt. Dabei beschleunigte sich die Auftragsentwicklung im Vergleich zum Jahresauftakt. Wachstumstreiber war das Geschäft in den USA. Anleger an der Börse griffen daraufhin bei den Nordex-Aktien zu: Sie legten bis zur Mittagszeit um fast 10 Prozent zu und führten damit die Gewinnerliste im SDax mit Abstand an.
Bericht über gesicherte Übernahmefinanzierung treibt Osram hoch
Die Aussicht auf eine Übernahme durch die Investoren Bain Capital und Carlyle hat am Mittwochnachmittag den Kurs der Osram-Aktie befeuert. Die Papiere des Lichtspezialisten zogen in der Spitze um fast 13 Prozent auf 32,65 Euro und somit den höchsten Stand seit Mitte April an. Wegen des starken Kursausschlags wurde der Handel mit den Aktien auf Xetra kurzzeitig unterbrochen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge haben Bain Capital und Carlyle die Finanzierung eines Kaufs von Osram gesichert. Das Angebot könne das Unternehmen mit rund 35 Euro je Aktie bewerten, hieß es. Ende Juni hatte es laut Kreisen geheißen, Osram verlange im Falle einer Übernahme von den beiden Investoren 36 Euro je Osram-Aktie.
Tesla schafft Rekordauslieferungen im zweiten Quartal
Der US-Elektroautobauer Tesla hat das Ziel von Firmenchef Elon Musk erreicht und im zweiten Quartal einen neuen Auslieferungsrekord aufgestellt. Insgesamt wurden in den drei Monaten 95 200 Wagen an die Kundschaft gebracht, wie Tesla am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit übertraf das Unternehmen seinen bisherigen Bestwert von 90 700 Autos aus dem letzten Vierteljahr 2018 und auch die Erwartungen der Wall-Street-Analysten deutlich.
VW steigert US-Absatz kräftig - Gesamtmarkt schwächelt weiter
Volkswagen bleibt auf dem US-Automarkt im Aufwind. Starke Verkäufe des neuen Jettas und des SUV Atlas ließen den Absatz im Juni im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 31 725 Neuwagen mit VW-Logo klettern, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Im bisherigen Jahresverlauf steht ein Plus von 6,8 Prozent zu Buche. Damit holt VW in den USA, wo die Verkäufe nach dem Abgasskandal zeitweise eingebrochen waren, weiter kräftig auf.
Meilensteinzahlung von Partner GSK: Morphosys erhöht Jahresprognose
Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hebt nach einer millionenschweren Meilensteinzahlung seines Forschungspartners GlaxoSmithKline die Jahresziele an. Der Jahresumsatz soll demnach nun bei 65 bis 72 Millionen Euro herauskommen, nachdem zuvor noch 43 bis 50 Millionen Euro angepeilt wurden, wie die MDax-Firma am Mittwoch in Planegg bei München mitteilte.
Ufo bietet Lufthansa Friedenspflicht an - vorerst keine Urabstimmung
Im Konflikt mit der Lufthansa ist die Flugbegleitergewerkschaft Ufo einen Schritt auf das Unternehmen zugegangen. Ufo bot Lufthansa am Mittwoch eine vierwöchige Friedenspflicht an, in denen es keine Urabstimmung über Streiks geben solle. Das Unternehmen müsse lediglich zustimmen, die zuletzt von Lufthansa angezweifelte Rolle der Gewerkschaft als Tarifpartner in vertraulichen Gesprächen zu klären.
rtr/dpa-AFX/fh