Ich für meinen Teil werde mir künftig täglich die Umsätze der Puts auf große Rückversicherer ansehen. Denn nicht jeder schwarze Schwan ist auch wirklich einer.

Heute ist es 20 Tage her, dass Flug MH17 über der Ostukraine wie auch immer abstürzte. Und der Flieger war noch nicht ganz am Boden, da wussten westliche Geheimdienste, Politiker und Medien bereits, was passiert und wer dafür verantwortlich war. Wenig später dürfte das tatsächlich der Fall gewesen sein. Schließlich gibt es den Funkverkehr zwischen Cockpit und den Fluglotsen, umfangreiche, hochauflösende Aufnahmen von US-Spionagesatelliten, die Radaraufzeichnungen zweier AWACS-Aufklärer und den Flugschreiber und Stimmenrekorder. Und all das dürfte schon seit einem guten Weilchen ausgewertet sein.

Aber schon Kurt Tucholsky wusste: "Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen - und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch." Womit er sich heute in mehr oder minder bester Gesellschaft der Bundesregierung, der USA und der EU befindet.

Für das unverbrüchliche Kartell des Schweigens hinsichtlich der Untersuchungsergebnisse kann es eigentlich nur einen einzigen nachvollziehbaren Grund geben. Und der dürfte jedem halbwegs aufgeklärten Zeitgenossen bekannt sein. Vermutlich genau auch diesem Grund gibt es auch überhaupt keinerlei Nachfragen nach diesen Ergebnissen. Die Politik verschärft die Sanktionen gegen Russland, die Presse drischt auf Moskau ein, aber niemand fragt nach den Beweisen, derer es zwingend schon vor den Sanktionen und vor der Medienhatz bedurft hätte.

Je nachdem, was die Untersuchungen ergeben haben, kommt der Westen ohne Gesichtsverlust aus diesem Schlamassel nicht ohne weiteres heraus. Denn sollten - und vieles spricht dafür - ukrainische Jagdflugzeuge die Boeing vom Himmel geholt haben, ist die bisherige Ukraine-Politik der EU so gut wie tot. Und je nachdem, auf wen die Befehlskette zum Abschuss zurückreicht, könnten die Konsequenzen noch viel ärger sein. Bis zum Beweis des Gegenteils steht daher zu vermuten, dass wir bald oder weniger bald ein kleines Sommermärchen aufgetischt bekommen werden. Und um das wirklich wasserdicht zu machen, braucht es halt seine Zeit.

Anders als Politik und Medien ist den Märkten offenkundig recht klar, dass das Schweigen über die Absturzursache durchaus einen politisch-wirtschaftlichen Sprengsatz darstellt. Denn die wirtschaftlichen Daten allein geben die plötzlich sprunghaft gestiegene Nervosität nicht her. Eine aus behaupteten, aber völlig unbewiesenen Schuldzuweisungen konstruierte Sanktionsspirale, deren Grundlage nun von anhaltendem Schweigen in Frage gestellt wird, hingegen schon. Und der Spaß geht weiter. Denn dem Vernehmen nach prüft Russland nun ein Überflugverbot für westliche Airlines. Und so schaukelt sich der Unfug hoch und richtet hüben wie drüben immer größere Schäden an.

Auf Seite 2: Jetzt ist der Juli vorbei

DAX: Jetzt ist der Juli vorbei In der letzten Woche, noch zwei Handelstage vor uns, hatte ich Ihnen einen Chart des DAX abgebildet und Sie gewarnt: "Der Juli ist noch nicht vorbei!". Am Donnerstag war es dann soweit: Am Monatsletzten brach der deutsche Aktienindex aus seinem am Perfektion beim besten Willen nicht mehr zu überbietenden Aufwärtstrend nach unten aus, wobei dann auch gleich der 200 Tage-GD durchbrochen wurde.

Quelle: www.private-profits.de

Dieser Trendbruch lässt sich nun nicht mehr wegdiskutieren. Negativ zu bewerten ist zudem, dass das Momentum nun auch auf Wochenbasis unter seine bei 100 liegende Signalschwelle gefallen ist. Um das als bestätigendes Verkaufssignal werten zu können, muss das allerdings auch bis zum Freitagsschluss so bleiben. Sehen wir es einmal positiv: In meinem Börsendienst "private profits" bin ich heute vor einer Woche in den DAX-Put WKN CG897C eingestiegen. Bis zum Börsenschluss gestern Abend hat das einen Gewinn von 57,87 Prozent gebracht, im MDAX-Put DX9Y0B waren es 40,87 Prozent. Was ich machen werde? Einfach die Stopps nachziehen.

Erfreulich an dieser Entwicklung ist weniger der Gewinn an sich, sondern der Umstand, dass der DAX nach den ersten sieben Monaten, in denen es mit Indexpositionen fast keinen Blumentopf zu gewinnen gab, nun statt eines wilden Hin und Her einmal wieder ein Trendverhalten zeigt. Wo die Reise nun hingeht? Aus charttechnischer Sicht sollten wir die 9.000 sehen, was ja nicht mehr weit entfernt ist. Wird diese Auffanglinie unterschritten, sind auch 8.100 Punkte drin. Dass eine einmal in Gang gekommene Korrektur aber durchaus eine ganz eigene Dynamik entwickeln kann, sollte nicht vergessen werden. Und: Die vom Frühjahrstief 2009 ausgehende Aufwärtstrendlinie verläuft aktuell bei rund 6.700 Punkten. Natürlich schließt so gut wie jeder Marktteilnehmer einen derartigen Absturz aus. Der Blick auf den Kursverlauf von 2011 lehrt allerdings, dass man mit der Abgabe von Prognosen lieber vorsichtig umgehen sollte.

Auf Seite 3: In China wird's spannend

China: Das wird spannend Die gestern veröffentlichten Daten zum HSBC Einkaufsmanager-Index für das Dienstleistungsgewerbe fielen im Juli auf genau 50 und damit genau auf den Schwellenwert, der gemeinhin als Scheidemarke zwischen konjunktureller Expansion und Kontraktion gilt. Damit stand er im Gegensatz zu den zuletzt mehrheitlich positiven Konjunkturmeldungen aus dem Reich der Mitte.

Quelle: www.private-profits.de

Nicht zuletzt die sich verschärfende Tonlage zwischen USA/EU und Russland dürften viele Investoren in den vergangenen Wochen zu Umschichtungen in den asiatischen Raum veranlasst haben. Den Shanghai Composite hat das vor einem durchaus gefährlichen Rücksetzer unter die bei 2.000 Punkten verlaufende Unterstützung bewahrt, von der sich der Index nun um rund zehn Prozent nach oben absetzen konnte. Spätestens bei Erreichen der seit 2009 gültigen Abwärtstrendgeraden dürfte der Frohsinn jedoch auf den Prüfstand kommen.

Quelle: www.private-profits.de

In dieses Bild passt aber auch der HangSeng. Denn dieser Index, der dem Shanghai Comp. nie den Rang ablaufen wird, ist nun so gut wie punktgenau an den durch das Hoch aus 2010 definierten Widerstand vorgerückt. Besonders stark ist diese Bremsmarke nicht. Sollte sie genommen werden können und sollte auch der Shanghai Comp. den Ausbruch nach oben schaffen, wäre klar, wo die Bullen in den kommenden Wochen/Monaten auf ein wohlwollendes Asyl hoffen können. Rohöl: Rutschgefahr.

Auf Seite 4: Warum Öl aktuell eine Wett wert ist

Wann hat es das schon einmal gegeben? Zwischen Russland und der EU knirscht es gewaltig, in Syrien und im Irak brennt die Hütte lichterloh und in Libyen scheint die Lage völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Und der Ölpreis? Er rührt sich nicht vom Fleck bzw. bröckelt so langsam vor sich hin!

Quelle: www.private-profits.de

Zugegeben: Eine Schönheit ist dieser Chart nicht. Aber er zeigt, dass seit Frühjahr 2012 alle Preisspitzen des Barrelpreises (hier Sorte Brent) tiefer lagen als die vorherige. Und er zeigt auch, dass sich bei knapp 105 US-Dollar - und da sind wir jetzt - eine horizontale Unterstützung gebildet hat, nach deren Bruch so gut wie sicher auch die psychologisch wichtige 100 Dollarmarke geknackt werden dürfte. Kommt es dazu, ist der Weg in Richtung 90 USD/barrel so gut wie sicher und m. E. einen spekulativen Trade wert.

Zu guter Letzt: Wenn Sie mein Geschreibsel inkl. politisch-wirtschaftlicher Betrachtungen immer schon am Wochenende in Ihrem Postfach vorfinden möchten, melden Sie sich doch einfach unter https://www.private-profits.de/newsletter.html zum Bezug meines kostenlosen wöchentlichen Newsletters an, von dem Sie sich natürlich auch jederzeit wieder abmelden können, falls Ihnen die Informationen der Mainstream-Medien ans Herz gewachsen sind.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

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