von Index Radar




Chart 1 - DAX im Stunden-Chart





Nach einem Kursrückgang, wie er am Mittwoch zu beobachten war, ist die Verunsicherung unter Anlegern erst einmal groß. Wird es weitere Ausverkäufe in dieser Dimension geben? Ist eine längere Abwärtsbewegung zu befürchten? Die Antworten können auch wir nur vermuten, doch hilft es in solchen Marktphasen in der Regel, mit bewährten Werkzeugen den Index zu analysieren. Zunächst einmal ist festzustellen, dass der Deutsche Aktienindex aus einer Handelsspanne zwischen 11.674 und 12.079 Punkten nach unten ausgebrochen ist. Dies ist ein negatives Signal, das - wie viele schwache Tage in der jüngeren Vergangenheit - auch noch von steigenden Umsätzen begleitet wurde. Die breite Masse trägt den Ausverkauf also mit, was dem Signal mehr Gewicht verleiht.

Ein Instrument, das immer sehr aufschlussreiche Informationen liefert, ist der Abstand der Kurse zu ihrem Monatsdurchschnittswert. Aktuell notiert der Index um 4,6 Prozent unter seinem 21-Tage-Mittel (siehe Indikator unter dem Tageschart auf Seite 2), Werte um 4,5 bis 6 Prozent sind in den vergangenen jähren oft ein Indikator für ein zumindest vorläufiges Ende des Ausverkaufs gewesen. Aus diesem Blickwinkel hat der DAX also zwar noch Luft nach unten, aber nicht mehr allzu viel. Allerdings gab es vergangenen Oktober auch mal einen Ausreißer von acht Prozent, somit bleibt der Abstand zum Mittelkurs nur ein Puzzlestück der gesamten Analyse.

Der nun erreichte Kursbereich zwischen 11.600 und 11.000 Punkten ist charttechnisches Niemandsland, das im Februar relativ schnell von unten nach oben durchquert wurde. In der Regel werden diese Zonen bei Abwärtsbewegungen ebenso zügig wieder nach Süden durchdrungen. Erst bei 11.000 Zählern ist dann wieder eine Häufung von Handelsumsätzen bemerkbar. Zu erkennen ist dies beispielsweise am so genannten Preis-Volumen-Profil, das am rechten Rand des Kerzencharts (Seite 4) als Gebirge abgebildet ist und zeigt, zu welchem DAX-Stand in den vergangenen Monaten viele Umsätze stattgefunden haben - dann zeigt das Volumengebirge einen stärkeren Ausschlag in Form einer Bergspitze. Kursniveaus mit hohen Umsätzen sind nun die nächsten potenziellen Kursziele auf der Unterseite, auffällig insbesondere der Bereich zwischen 11.000 und 10.600, hier liegen auch bereits mehrere Wendepunkte.

Was aber, wenn die Kurse wieder nach oben drehen? Ist die Korrektur dann vorbei? Diese Frage können wir klar verneinen, selbst wenn die nun vermutlich als Widerstand dienende Zone um 11.619/11.675 zurück erobert wird. Erst wenn sich auch dort noch Käufer finden, wo der DAX in den vergangenen Wochen mehrfach gescheitert ist, nämlich im Areal zwischen rund 12.080 und 12.115 Punkten, bessert sich die Prognose wieder. Davor sollten Anleger nicht auf steigende Kurse setzen, eine Spekulation auf weiter fallende Notierungen ist aussichtsreicher - zumindest für kurzfristig handelnde Investoren. Der langfristige Aufwärtstrend gerät auch durch die jüngsten Turbulenzen noch lange nicht in Gefahr, das passiert frühestens unter der 10.000er-Marke.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Unterstützungen und Widerstände




























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

www.index-radar.de