Am Donnerstag erholte sich der DAX von seinem fast vierprozentigen Vortagsverlust und ging am Ende mit einem guten Plus aus dem Handelstag. Noch am Mittwoch schockierten die sehr schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA die Anleger - die heutige erneute Millionenzahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und einem rekordtiefen Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia traf die Börsianer nicht mehr ganz so hart.
Auch im amerikanischen Leitindex Dow Jones zeichnete sich zu Handelsbeginn eine leichte Stabilisierung ab. Im Blickfeld bleibt nun die Frage nach Lockerungen für die Maßnahmen zur Viruseindämmung. Dabei blicken die Anleger gespannt auf den US-Präsidenten Donald Trump, der am Donnerstag neue Richtlinien vorstellen will, mit denen sein Land den Weg zurück in die Normalität finden soll. "Der Kampf dauert an, aber die Daten deuten darauf hin, dass wir landesweit den Höhepunkt der Fälle überwunden haben", so der Präsident.
"Die Tatsache, dass mehrere europäische Länder - darunter auch Deutschland - die Restriktionen in den kommenden Wochen stufenweise aufheben wollen, gibt Anlass zur Hoffnung", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Bund und Länder hatten am Vortag Beschlüsse gefasst, um sich vorsichtig von den Corona-Fesseln zu lösen. Cutkovic sieht die nächsten vier Wochen nun als kritisch dafür an, ob sich die Lage tatsächlich stabilisiert hat.
An der DAX-Spitze stand zum Handelsschluss das Papier der Deutschen Börse mit einem Plus von mehr als 3,5 Prozent. Am DAX-Ende lag nach einer Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank die Deutsche Lufthansa-Aktie mit mehr als 2,5 Prozent im Minus. Größter Verlierer war das HeidelbergCement-Papier.
Weitere Verlierer kamen aus dem Sportartikelbereich, wo Adidas um 1,5 Prozent und Puma um mehr als zwei Prozent fielen. Der Beschluss vom Vortag, dass kleinere Einzelhandelsläden in Deutschland in der kommenden Woche wieder öffnen dürfen, sorgte hier also nicht für Erleichterung.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Volkswagen kassiert wegen Corona Prognose - Umsatz und Gewinn sinken
Der weltgrößte Autobauer Volkswagen muss wegen der Coronavirus-Pandemie deutliche Einbußen hinnehmen und traut sich derzeit keine Jahresprognose mehr zu. Weil der Autohandel und die Produktion auch in Europa und Nordamerika seit mehreren Wochen brachliegen, kamen zudem Umsatz und Ergebnis in den ersten drei Jahresmonaten deutlich unter Druck, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Das Unternehmen habe bereits zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken. Auch die Kassenlage steht verschärft im Fokus der Manager. Am Dividendenvorschlag machte VW aber zunächst keine Abstriche.
Zalando-Geschäft zieht wieder an - Aktie legt deutlich zu
Der Internet-Modehändler Zalando blickt nach einem erwartungsgemäß schwachen Quartal infolge der Corona-Pandemie zuversichtlich nach vorne. "Die ersten Wochen im April lassen uns optimistisch auf das zweite Quartal blicken", sagte Finanzvorstand David Schröder am Donnerstag bei der Vorlage vorläufiger Daten für das erste Quartal in Berlin. Im ersten Quartal rutschte Zalando tief in die roten Zahlen. Da sich die Kunden wegen der Corona-Krise auch mit Online-Käufen zurückhielten, konnte Zalando auch nicht von den Ausgangsbeschränkungen und geschlossenen Geschäften profitieren. Inzwischen kehrt die Nachfrage jedoch wieder zurück.
Autohandel unter Druck: Branchenexperte erwartet Rabatte
Für Autokäufer erwartet Branchenexperte Stefan Bratzel goldene Zeiten. Beim Autohandel hätten sich hohe Lagerbestände aufgetürmt, der Verkaufsdruck bei Neu- und Gebrauchtwagen sei hoch: "Rabatte werden notwendig sein", sagte der Wirtschaftsprofessor der Fachhochschule Bergisch Gladbach am Donnerstag. Darüber hinaus stünden staatliche Kaufprämien in Aussicht.
Corona-Krise lässt Gewinn von Morgan Stanley einbrechen
Die Corona-Krise hat die US-Bank Morgan Stanley im ersten Quartal stark belastet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel der Gewinn um rund 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Wegen der Auswirkungen der Pandemie habe es in den letzten Monaten so viel Marktbewegung, Ungewissheit und Beunruhigung gegeben wie seit der großen Finanzkrise nicht mehr, sagte Vorstandschef James Gorman.
Stahlkonzern ArcelorMittal besorgt sich Milliarden-Kreditlinie
Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat sich mit einer neuen Kreditlinie zusätzliche finanzielle Flexibilität in der Corona-Krise verschafft. Von einem Bankenkonsortium erhielt der weltgrößte Stahlkonzern demnach eine Zusage über weitere Kredite von bis zu 3 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Damit erhöhe sich die verfügbare Liquidität, die zum Ende des Jahres 2019 bei 10,5 Milliarden Dollar gelegen habe. Darin war bereits eine längerfristige Kreditlinie von 5,5 Milliarden Euro enthalten. Es gebe keinen akuten Bedarf, die neue Kreditzusage zu nutzen, hieß es vom Unternehmen. Der neue Kreditspielraum habe eine Fälligkeit von zwölf Monaten.
Fraport-Aktionäre können Hauptversammlung nur im Internet verfolgen
Die Aktionäre des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport können an der diesjährigen Hauptversammlung des Konzerns wegen der Coronavirus-Pandemie nicht persönlich teilnehmen. Die Veranstaltung am 26. Mai werde in voller Länge im Internet übertragen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit. Die Maßnahme diene dem gesundheitlichen Schutz der Aktionäre und weiterer Beteiligter. Die Aktionäre können auf der Fraport-Internetseite ab 5. Mai unter anderem ihr Stimmrecht ausüben, Vollmachten erteilen, Fragen einreichen oder Widerspruch zu Protokoll geben.
Easyjet sieht sich für langen Flugstopp gerüstet - Aktie legt zu
Der britische Billigflieger Easyjet rüstet sich mit neuen Krediten und dem Verkauf von Jets für einen längeren Stopp des Flugbetriebs. Insgesamt sollen die flüssigen Mittel damit auf etwa 3,3 Milliarden britische Pfund (3,8 Mrd Euro) wachsen, teilte die Rivalin der irischen Ryanair am Donnerstag in Luton bei London mit. Damit werde das Geld selbst dann ausreichen, wenn die Airline ihre Flugzeuge neun Monate lang am Boden lassen müsste.
Bayer will bei Herstellung von Impfstoff gegen Corona helfen
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will nach der Zulassung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus bei der Produktion des Mittels aushelfen. Zurzeit halte das Unternehmen schon Kapazitäten vor, um diese bei Bedarf teilweise umwidmen zu können, sagte Unternehmenschef Werner Baumann in einem am Donnerstag veröffentlichen Podcast mit dem Journalisten Gabor Steingart. Baumann rechnet demnach für Anfang oder Mitte 2021 mit der Zulassung eines Impfstoffs. Zurzeit stellt Bayer keine Impfstoffe her, die Produktion müsste erst wieder hochgefahren werden.
dpa-AFX/rtr/ak