Auslöser des Pfund-Ausverkaufs war der Rücktritt von Brexit-Minister Dominic Raab aus Protest gegen die zuvor vom Kabinett gebilligte Scheidungsvereinbarung mit der Europäischen Union. Nordirland-Minister Shailesh Vara und Arbeitsministerin Esther McVey reichten ebenfalls ihren Abschied ein. "Der Brexit-Deal ist nach Raabs Rückzug eine Totgeburt und das könnte das Ende für Theresa May sein", sagte Marktanalyst Naeem Aslam vom Brokerhaus Think Markets. Sein Kollege Jordan Rochester von der Investmentbank Nomura rechnete nicht mit einem Sturz der britischen Premierministerin. "Sie hat viel Schlimmeres überlebt."

Der konservative Abgeordnete und einflussreiche Euro-Skeptiker Jacob Rees-Mogg sprach May allerdings in einem Brief das Misstrauen aus. Bei ähnlichen Schreiben 47 weiterer Fraktionskollegen muss sich die Premierministerin einer Abstimmung stellen. Außerdem ist eine Billigung des Brexit-Deals durch das britische Parlament alles andere als sicher. Für den 25. November ist ein EU-Sondergipfel zu dem Thema geplant.

Andere Belastungsfaktoren für die Börsen wie der Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU sowie der von den USA angezettelte Handelskonflikt existierten ebenfalls noch weiter, sagten die Analysten der Helaba. Vor diesem Hintergrund nahmen einige Anleger Kurs auf sichere Häfen. Das Anleger-Interesse an Bundesanleihen drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,35 von 0,40 Prozent.

BRITISCHE BANKEN UND EIGENHEIMBAUER AUF TALFAHRT



Die politischen Turbulenzen schickten die Finanzwerte an der Londoner Börse in den Keller. Die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS) fielen um mehr als neun Prozent und steuerten auf den größten Tagesverlust seit dem Brexit-Referendum von 2016 zu. Gleiches galt für die Eigenheim-Bauer Persimmon, Taylor Wimpey und Berkeley, deren Titel bis zu 9,2 Prozent verloren.

Exportabhängige Werte wie der "Domestos"-Hersteller Unilever, der "Johnnie Walker"-Anbieter Diageo oder der "Lucky Strike"-Macher British American Tobacco (BAT) profitierten dagegen von der Pfund-Schwäche. Ihre Titel legten bis zu 2,9 Prozent zu.

Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Autobauer. Die chinesische Regierung lässt ihre Pläne zur Halbierung der Steuer auf Fahrzeug-Käufe fallen. Der europäische Branchenindex für daraufhin um 1,7 Prozent. Zu den größten Verlierern zählten hier die Autobauer Daimler und Peugeot sowie der Zulieferer Continental. Ihre Aktien verloren bis zu 4,7 Prozent.

rtr