Die Regierung in Peking will das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft 2019 "in einer vernünftigen Spanne" halten. Dies sei nur durch höhere Staatsausgaben und eine lockere Geldpolitik zu erreichen, sagte Anlagestratege Wang Shenshen vom Research-Haus Tokai Tokyo.

Unabhängig davon dürften die jüngsten Entspannungssignale im Handelsstreit zwischen den USA und China nicht überbewertet werden, warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. US-Präsident Donald Trump sei sicher nicht erfreut, dass die chinesischen Zölle auf US-Autos nur zeitweise und nicht dauerhaft gesenkt würden. "So könnte es sein, dass nach einer weihnachtlichen Friedenspflicht ein neuer Tweet die Runde macht und den Handelsstreit wieder ganz oben auf die Agenda der Investoren setzt."

Auch die diskutierte Verlängerung der Frist bis zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU verschiebe das Problem nur, statt es zu lösen, fügte Stanzl hinzu. "Premierministerin Theresa Mays Operation am offenen Herzen bleibt weiter ein Risiko." Das Unterhaus soll im Januar über den ausgehandelten Brexit-Deal abstimmen. Eine Billigung ist ungewiss.

FED-ENTSCHEID WIRFT SCHATTEN VORAUS



Gleichzeitig fieberten Investoren den geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank Fed entgegen. "Eine letzte Zinserhöhung für 2018 gilt als weitgehend sicher", sagte Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM. Daher sei der Ausblick für 2019 wichtiger. Sollte sich Fed-Chef Jerome Powell zurückhaltend zu den Konjunkturaussichten äußern und langsamere Zinserhöhungen signalisierten, wäre das der Todesstoß für die Hoffnungen auf eine Weihnachtsrally, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Der Dollar bröckelte am Montag ab. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro auf 1,1341 Dollar.

AUSVERKAUF BEI EINZELHANDELSWERTEN



Auf Unternehmensseite standen die Einzelhändler im Fokus, nachdem Asos seine Wachstumsziele für das Geschäftsjahr 2018/2019 kassierte. Die Aktien des Online-Modehändlers fielen daraufhin um mehr als 40 Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 2377 Pence und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. "Wenn es für Asos schon schwierig ist, hat so ziemlich jeder Einzelhandelswert ein Problem", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Im Asos-Strudel brachen die Titel des britischen Rivalen Boohoo um 20 Prozent ein - so stark wie zuletzt vor vier Jahren. Zalando-Papiere stürzten um knapp 18 Prozent ab und waren mit 20,99 Euro so billig wie seit 2014 nicht mehr. Der europäische Branchenindex für den Einzelhandel fiel auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 274,97 Punkten.

Wegen der geplatzten Fusion der britischen Tochter NPower mit dem Konkurrenten SSE senkte Innogy seine Gewinnziele. Die Aktien des deutschen Ökostrom-Anbieters gaben daraufhin bis zu 3,9 Prozent nach. Die Papiere von SSE verloren in London 1,6 Prozent. Für die britische Firma sei dies aber besser als ein Zusammenschluss mit der verlustreichen Innogy-Tochter, schrieb Analyst Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies.

rtr