Sorgen bereiteten Börsianern die wieder erhöhte Ansteckungsrate in Deutschland und die wieder steigenden Infektionszahlen in Südkorea. Sollte es zu einer zweiten Infektionswelle mit erneuten Restriktionen kommen, würde das Geschäftsinvestitionen auf unbestimmte Zeit verschieben und dazu führen, dass sich die Verbraucher zurückziehen, warnte Stratege Guy Miller vom Finanzdienstleister Zurich Insurance. "Die nächsten zwei oder drei Wochen werden entscheidend sein."

Die Unsicherheit trieb einige Investoren in den "sicheren Hafen" Gold. Die "Antikrisen-Währung" verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1707 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

SAUDIS TRETEN ERNEUT AUF FÖRDERBREMSE - ÖLPREISE LEGEN ZU


Am Rohölmarkt hellten weitere Förderbremsen aus Saudi-Arabien die anfangs trübe Stimmung auf. Die Sorte Brent aus der Nordsee machte ihre anfänglichen Verluste zeitweise wett und notierte bei 31,47 Dollar je Barrel (159 Liter). Saudi-Arabien will seine Produktion ab Juni um weitere eine Million Barrel pro Tag drosseln. Die Opec-Länder und ihren Verbündeten hatten für Mai bereits Kürzungen in Höhe von rund zehn Millionen Barrel pro Tag beschlossen. Wegen der Pandemie ist die Nachfrage in den vergangenen Monaten um etwa ein Drittel eingebrochen.

Daneben rutschte der Bitcoin-Kurs um zehn Prozent auf 8949 Dollar ab. "Ein Teil der Anleger scheint wenige Stunden vor dem 'Halving' kalte Füße zu bekommen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Mit "Halving" bezeichnen Experten die automatische Halbierung der Bitcoin-Menge, die in einem bestimmten Zeitraum durch "Schürfen" neu geschaffen werden kann und Inflation verhindern soll. Seit Mitte März hatte sich der Kurs der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise fast verdreifacht.

WIRECARD MIT KURSSPRUNG - LEG IMMOBILIEN IM AUFWIND


Bei den deutschen Aktienwerten stach Wirecard mit einem Kursplus von rund sieben Prozent heraus. Der Zahlungsdienstleister baut nach Vorwürfen von Bilanztricksereien den Vorstand um. Der umstrittene Firmenchef Markus Braun bleibt allerdings im Amt. "Brauns visionäre Sichtweise und Branchenexpertise sind für das Unternehmen wertvoll", sagte Analyst Simon Bentlage von der Bank Hauck & Aufhäuser. Es bleibe aber abzuwarten, ob die Rally eine Folge aufgelöster Wetten auf weitere Kursverluste seien oder langfristige orientierte Investoren Vertrauen in Wirecard zurückgewonnen hätten, warf ein Börsianer ein.

Abwärts ging es hingegen für Titel aus der Luftfahrtbranche. Die geplante zweiwöchige Quarantäne für Passagiere bei der Einreise nach Großbritannien schickte die dortigen Fluggesellschaften auf Talfahrt. Die Aktien der British-Airways-Mutter IAG fielen um fünf Prozent und waren mit 180,4 Pence so billig wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren. Die Titel von EasyJet brachen um bis zu 9,1 Prozent ein. Der europäische Branchenindex verlor 1,6 Prozent.

rtr