"In den vergangenen Wochen war es neben den massiven Konjunkturprogrammen vor allem die Hoffnung auf die Rückkehr in die Normalität, welche die Aktienkurse in die Höhe trieb", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Bei einer neuen Infektionswelle würde sich die Erwartung einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft zerschlagen.

Auf der Stimmung der Anleger lasteten außerdem die wieder wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Ein führender Senator der US-Republikaner schlug ein Gesetz vor, das Präsident Donald Trump ermächtigt, Sanktionen gegen China zu verhängen, falls die Volksrepublik nicht hinreichende Auskünfte zum Ausbruch des Coronavirus liefere. Trump hatte China wegen der Pandemie schwere Vorwürfe gemacht und neue Strafzölle angedroht. Die Regierung in Peking denkt über Nachverhandlungen zum Handelsabkommen mit den USA nach.

Unter Druck gerieten vor diesem Hintergrund vor allem Chip-Werte, deren Geschäft stark vom Handel mit China abhängt. So verloren die Aktien von Dialog Semiconductor und STMicro jeweils etwa 2,5 Prozent.

ANLEIHEN UND GOLD GEFRAGT - WARTEN AUF POWELL-REDE


Einige Anleger flüchteten in "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,547 von minus 0,507 Prozent. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1708 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor dagegen 0,2 Prozent. Die Weltleitwährung leide unter der Diskussion um negative US-Leitzinsen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Daher werde der Auftritt von Notenbankchef Jerome Powell am Nachmittag (MESZ) aufmerksam verfolgt. "Die Fed muss sich deutlich gegen Negativ-Zinsen aussprechen, sonst könnte sich das Ganze zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung entwickeln."

Trotz eines Rekordeinbruchs der britischen Wirtschaft legte das Pfund Sterling 0,5 Prozent auf 1,2322 Dollar zu. Das Minus sei im ersten Quartal mit zwei Prozent zwar geringer ausgefallen als befürchtet, sagte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. "Daraus kann man aber kaum Trost schöpfen." Die Corona-Restriktionen schlügen im laufenden Quartal voll durch. Er halte einen Einbruch um 25 Prozent für möglich.

Am deutschen Aktienmarkt gehörten die Titel der Commerzbank mit einem Minus von drei Prozent zu den Verlierern. Die Virus-Krise brockte dem Geldhaus einen überraschend hohen Verlust ein. Gleiches galt für die niederländische Bank ABN Amro. Ihre Papiere fielen zeitweise um knapp neun Prozent auf ein Rekordtief von 6,10 Euro. In ihrem Sog verlor der europäische Banken-Index knapp zwei Prozent.

Auch TUI schreibt wegen der Pandemie tiefrote Zahlen. Allerdings spare der Touristik-Konzern stärker als erwartet, lobte Analystin Becky Lane von der Investmentbank Jefferies. Sorgen bereite ihr die Frage, ob das Unternehmen seine Fixkosten schnell genug senken könne, um die Krise zu meistern. Der Index für den europäischen Reise- und Tourismus-Sektor gab drei Prozent nach.

rtr