Mit Spannung warteten Börsianer unter anderem auf die Unterhaus-Abstimmung über den Brexit-Plan von Premierministerin Theresa May am Dienstag. Zwar zeichne sich im Parlament eine Mehrheit für eine Verschiebung des offiziellen Austritts Großbritanniens aus der EU aus, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Einer Lösung der Probleme sei man dadurch aber keinen Schritt näher. Das Pfund Sterling gab ebenfalls einen Teil seiner vorangegangenen Gewinne ab und verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1,3145 Dollar. Der Euro stagnierte bei 1,1417 Dollar.

Daneben warfen die anstehenden Verhandlungen zur Beilegung des Zollstreits zwischen den USA und China ihre Schatten voraus. "Der Graben zwischen den Parteien erscheint noch sehr breit, daher agieren Investoren nach dem Motto: 'Abwarten und Tee trinken'", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Parallel dazu berät die US-Notenbank über ihre Geldpolitik. Eine Zinserhöhung gilt an der Börse als ausgeschlossen. Investoren hofften auf eine Bestätigung ihrer Einschätzung, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr nicht mehr anheben wird, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Unabhängig davon verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,6 Prozent auf 60,66 Dollar je Barrel (159 Liter). Auslöser des Ausverkaufs war die gestiegene Zahl von US-Ölbohrungen in der vergangenen Woche. Sie schürten Spekulationen auf ein Überangebot.

ALSTOM UND SIEMENS FALLEN- OCADO UND MARKS & SPENCER STEIGEN

Bei den europäischen Aktienwerten standen Alstom und Siemens im Rampenlicht. Die beiden Konzerne machen den EU-Wettbewerbshütern weitere Zugeständnisse, um ihre geplante Zug-Fusion zu retten. Einige Investoren befürchteten aber, dass dieser Schritt zu spät komme, sagte ein Börsianer. Titel von Alstom und Siemens verloren bis zu 2,9 Prozent.

An der Börse Sao Paolo brachen die Titel von Vale um bis zu 20 Prozent ein. Das ist der größte Kurssturz seit zehn Jahren. Der Konzern ist Betreiber der brasilianischen Eisenerzmine, wo bei einem Dammbruch mindestens 58 Menschen in einer Schlammlawine starben. Hunderte weitere werden vermisst. Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) kündigte an, wegen möglicher finanzieller Belastungen durch das Unglück eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Vale zu prüfen.

Aufwärts ging es für Ocado, die sich um bis zu 6,7 Prozent verteuerten. Einem Zeitungsbericht zufolge will der Online-Supermarkt bei der Lebensmittel-Auslieferung mit Marks & Spencer kooperieren. Damit könne die Kaufhauskette ihren bislang recht kleinen Zuliefer-Service rasch ausbauen, sagte CMC-Experte Madden. Deren Papiere legten zeitweise 2,6 Prozent zu. Die Aktien konkurrierender Lieferdienste wie Delivery Hero, Takeaway.com oder Moneysupermarket verloren dagegen bis zu 2,6 Prozent.

rtr