"Wir sind mittlerweile ja nahezu wieder auf Vor-Corona-Niveau", sagte ein Marktteilnehmer. US-Futures starteten ebenfalls mit leichten Kursverlusten. "Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie", sagte der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, mit Blick auf steigende Infektionszahlen im In- und Ausland. Ab kommender Woche soll eine Testpflicht für Urlaubs-Rückkehrer aus Risikogebieten gelten. Das Auswärtige Amt riet von Urlaubsreisen in beliebte Ferienregionen Nordspaniens ab. Auch andere Länder verschärften ihre Maßnahmen zum Schutz vor einer zweiten Infektionswelle.
Nach der kurzfristigen Einführung einer Quarantänepflicht in Großbritannien für Urlaubsrückkehrer aus Spanien könnte die Maßnahme auf weitere Länder ausgedehnt werden, kündigte der britische Premierminister Boris Johnson an. Wie zuvor Frankreich verschärften auch die Behörden in Griechenland die Maskenpflicht. "Das Coronavirus hat die internationalen Finanzmärkte wieder heimgesucht", sagte Analyst Christian Henke von IG Markets. "Die neue Welle könnte auch die Erholung der deutschen Wirtschaft abwürgen", warnten die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg.
FED IM FOKUS
Für Rückenwind sorgte Bewegung in der US-Debatte über ein neues billionenschweres Hilfspaket. Zudem werden von der Fed positive Impulse erwartet. "Neben einer weiteren Konjunkturspritze dürfte sich auch die US-Notenbank entschlossen zeigen, die Wirtschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten maximal zu stützen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.
Die bestehenden Unsicherheiten ließen den Goldpreis weiter anziehen. Für kurze Zeit sprintete der Preis für das Edelmetall auf bis zu 1980,57 Dollar je Feinunze heran, bevor Gewinnmitnahmen das Knacken der 2000-Dollar-Grenze verhinderten und den Preis unter Druck setzten. Die Nachfrage nach Gold sei nicht nur wegen der konjunkturellen Probleme und der steigenden Verschuldung der Staaten gestiegen, sondern auch aufgrund des Vertrauensverlusts in den US-Dollar, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von Handelshaus CMC Markets. "Die US-Währung erlebt gerade ihren schlechtesten Monat seit über einem Jahrzehnt und verliert massiv an Wert, was das Gold beflügelt und dem Silber hilft."
Bei den Einzelwerten glänzte vor allem die französische Opel-Mutter PSA. Trotz des Geschäftseinbruchs in der Corona-Krise konnte der Peugeot-Hersteller im ersten Halbjahr den Absturz in die roten Zahlen vermeiden. Nach der Bestätigung der Renditeziele zogen PSA-Aktien in der Spitze 5,6 Prozent an und sorgten für Rückenwind in der Branche.
Ein Kursplus von bis zu neun Prozent fuhr die italienische Bank UBI ein, nachdem die Aktionärsvereinigung CAR ihren erbitterten Widerstand gegen die Übernahmeofferte der italienische Großbank Intesa aufgegeben hat und nun Intesa ihren 19-prozentigen Anteil andienen will. Durch die Fusion der beiden italienischen Geldhäuser entstünde die siebtgrößte Bank der Euro-Zone.
Nach Anhebung der Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr legten Pfizer-Aktien im vorbörslichen US-Handel 3,4 Prozent zu. Hoffnung setzten Anleger insbesondere in einen Corona-Impfstoffkandidaten, den der US-Pharmakonzern mit der Mainzer Biotech-Firma BioNTech entwickelt.
rtr