Skepsis über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft hat am Freitag die Stimmung an den europäischen Aktienmärkten getrübt. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,9 Prozent auf 9761 Zähler, der EuroStoxx50 büßte 1,3 Prozent auf 2901 Punkte ein. Die US-Arbeitsmarktdaten für April fielen schlechter als gedacht aus und verstärkten damit die Sorgen der Anleger vor einer weltweiten Konjunkturschwäche. Spekulationen auf bald weiter steigende US-Zinsen wurden aber gedämpft. Die US-Futures knickten tiefer ein und signalisierten für die Wall Street ein Anfangsminus von etwa 0,5 Prozent.

Nach den überraschend schwachen Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP vom Mittwoch hatten schon viele Investoren an der Stärke des US-Jobmarktes gezweifelt. Die US-Notenbank Fed hat ihre Zinspolitik unter anderem davon abhängig gemacht, dass es auf dem Arbeitsmarkt der weltgrößten Volkswirtschaft rund läuft.

Anleger sehen die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung bei der im Juni anstehenden nächsten Fed-Sitzung ohnehin schon als gering an. Viele rechnen für das laufende Jahr nur noch mit einer Zinserhöhung. Davon hatte in dieser Woche der Euro zeitweise profitiert und war auf ein Achteinhalb-Monats-Hoch von 1,1614 Dollar gestiegen. Seither hat er sich um 1,1420 Dollar stabilisiert und verharrte auch nach den Job-Daten etwa auf diesem Niveau.

Den Aktienanlegern gefällt die relative Stärke des Euro gar nicht: Denn mit dem höheren Wechselkurs verschlechtern sich die Wettbewerbschancen europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt, da ihre Produkte dadurch teurer werden. Dazu gesellten sich teils enttäuschende Bilanzen vieler Großkonzerne. Daher hat der Dax in dieser Woche etwa 2,5 Prozent verloren.

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STAHLWERTE AUF TALFAHRT NACH ARCELOR-BILANZ



Im Dax zählten ThyssenKrupp mit einem Abschlag von von gut einem Prozent zu den Schlusslichtern. Auf die Stimmung drückte vor allem der Zwischenbericht des Branchenprimus ArcelorMittal. Der weltgrößte Stahlkocher sieht zwar in der Branchenkrise Licht am Ende des Tunnels, hob die eigenen Geschäftsprognosen aber nicht an. Die in Paris und Amsterdam gelisteten Aktien fielen um 3,5 Prozent.

Ansonsten standen erneut Allianz auf den Verkaufslisten der Anleger. Die Aktien verloren 1,6 Prozent. Auf der Hauptversammlung zur Wochenmitte hatte Vorstandschef Oliver Bäte den Aktionären die bewusste Drosselung des Geschäfts mit Lebensversicherungen erläutert. Das einst lukrative Geschäft steht doppelt unter Druck. Die niedrigen Zinsen machen es den Versicherern schwer, die zugesagte Verzinsung zu erwirtschaften. Die verschärfte Regulierung zwingt sie gleichzeitig dazu, für langfristige Garantien mehr Kapital zurückzulegen.

Zu den Verlierern zählten auch SAP mit einem Minus von rund einem Prozent. Eine Kooperation mit Apple lockte die Anleger offensichtlich nicht. Die Amerikaner kooperieren in diesem Bereich bereits mit IBM und Cisco.

Im MDax sorgten Evonik für Gesprächsstoff. Der Spezialchemie-Konzern übernimmt für 3,8 Milliarden Dollar Teile des US-Konzerns Air Products. Die Aktien zogen schon im Vorfeld der Bekanntgabe um bis zu 3,2 Prozent an, bröckelten dann aber ab und notierten am Nachmittag kaum verändert.

Reuters