Dax und EuroStoxx50 verloren am Freitag jeweils 0,5 Prozent auf 10.661 und 3068 Punkte. "Anleger haben sich wohl entschieden, im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl auf Nummer sicher zu gehen und ihr Aktien-Engagement zurückzufahren", sagte Händler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. Am 8. November entscheiden die Amerikaner, ob die Demokratin Hillary Clinton oder der Republikaner Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. Trump gilt als Investorenschreck, weil seine angekündigten Reformen kritisch gesehen werden.

Aus den USA kamen auch von Unternehmensseite unerfreuliche Nachrichten für Anleger. Der Internet-Gigant Amazon verdiente weniger als erwartet und gab einen zurückhaltenden Ausblick auf das für ihn wichtige vierte Quartal. Vorbörslich fielen die Aktien um vier Prozent. An der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag ein verhaltener Handelsstart ab.

Freundlicher sah es an der Datenfront aus: das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in den USA von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 2,9 Prozent zu und damit stärker als erwartet. Das sei ein gutes Signal für die Weltwirtschaft, urteilte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die US-Notenbank kann deshalb im Dezember beruhigt an der Zinsschraube drehen." Börsianer sehen die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung im Dezember mittlerweile bei fast 80 Prozent.

Spekulationen auf ein baldiges Ende der lockeren Geldpolitik weltweit trieben die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen um vier Basispunkte bis auf 0,22 Prozent - den höchsten Stand seit Anfang Mai. Die Spekulationen auf ein allmähliches Zurückfahren des Anleihe-Kaufprogrammes der EZB (Tapering) nehmen nach Einschätzung von Daniel Lenz von der DZ Bank zu. Gleichzeitig zögen die Inflationserwartungen an. "Die Sorge ist, dass die Zentralbanken, besonders die EZB, bei ihren konjunkturstimulierenden Maßnahmen die Bremse anziehen."

GEA GROUP FALLEN ANS ENDE IM MDAX



Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt stachen Linde mit einem Plus von rund zwei Prozent hervor. Der Gasekonzern verschärft nach der gescheiterten Fusion mit dem US-Rivalen Praxair sein Sparprogramm. Ab 2019 sollen pro Jahr 550 Millionen Euro eingespart werden, 370 Millionen Euro mehr als bisher geplant.

Dem Anlagenbauer Gea Group machten eine schwache Auslastung und höhere Kosten zu schaffen. Der Gewinn stürzte im dritten Quartal ab. Das tat auch die Aktie, sie verlor 3,7 Prozent.

Schlecht an kam auch das Kaufinteresse von Compugroup am belgischen Grafik- und Druckspezialisten Agfa-Gevaert. Die Übernahme mache zwar strategisch Sinn, die Gefahr bestehe aber, dass sich der Medizinsoftware-Entwickler damit übernehme, sagte ein Aktienhändler. Die Aktien fielen im TecDax um bis zu 9,5 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Agfa-Titel zogen um 4,8 Prozent an.

An der Börse in Paris gewannen Sanofi nach einem überraschend guten dritten Quartal 7,1 Prozent. Der französische Pharmakonzern profitierte von seiner Biotech-Tochter Genzyme und einem frühen Start der Grippeimpfungen in den USA.

rtr