Am Freitagnachmittag notierte der deutsche Leitindex 1,6 Prozent tiefer bei 12.895 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 1,4 Prozent auf 3325 Punkte. Auch die US-Börsen legten den Rückwärtsgang ein. "Die Arbeitsmarktdaten aus den USA deuten nicht darauf hin, dass es zu einer steilen, V-förmigen Erholung der US-Wirtschaft kommt", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Da wirke es umso negativer, dass das mittlerweile fünfte Konjunkturpaket in den USA erst einmal nicht verabschiedet werden konnte, weil es Streit über die genaue Ausgestaltung gegeben haben solle. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe waren erstmals seit rund vier Monaten wieder angestiegen, Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet.
Auch zwischen China und den USA verschärfen sich die Spannungen. Börsianer fürchten, dass sich der Streit um gegenseitig geschlossene Konsulate hochschaukelt und Teile des Handelsabkommens zurückgenommen werden könnten. "Eine Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China, die enorme negative Auswirkungen auf den Börsenaufschwung haben könnte, insbesondere im Umfeld der US-Tech-Giganten, ist besorgniserregend", sagte Stephen Innes, Chefstratege beim Brokerhaus AxiCorp. In Europa gehörten Technologiewerte zu den größten Verlieren: Infineon-Titel verloren bis zu 5,6 Prozent, die SAP-Papiere 4,5 Prozent. ASML-Aktien gaben 6,5 Prozent nach. Dem Sektor machte auch zu schaffen, dass der US-Chipgigant Intel bei der Entwicklung einer neuen Generation von Prozessoren sechs Monate hinterherhinkt. Die Aktie stürzte vorbörslich zwölf Prozent ab.
GOLD MARSCHIERT RICHTUNG 1900 DOLLAR
Auch der Dollar geriet unter Druck, der Euro stieg im Gegenzug um bis zu 0,2 Prozent auf 1,1621 Dollar. Für gute Stimmung sorgten hier auch die jüngsten Einkaufsmanagerdaten: Die Wirtschaft in der Euro-Zone wuchs im Juni stärker als erwartet; der Markit-Einkaufsmanagerindex stieg überraschend stark auf 54,8 Punkte und lag damit deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Derzeit sieht es so aus, als ob die Wirtschaft der Euro-Zone wieder auf Kurs ist, aber die Zeit muss zeigen, ob dieser Optimismus und diese Erholung vorübergehend sind, oder ob mehr dahinter steckt", sagte Naeem Aslam, Chefanalyst beim Brokerhaus Avatrade.
Gefragt blieb die Krisen-Währung Gold: Eine Feinunze (31 Gramm) kostete mit 1897,51 Dollar 0,6 Prozent mehr und lag nur noch 23 Dollar unter ihrem Rekordhoch. Seit Ende vergangener Woche hat sich Gold um 4,7 Prozent verteuert, das Edelmetall steuert damit auf seine beste Woche seit mehr als drei Monaten zu. Börsianer sprachen davon, dass neben dem schwachen Dollar auch steigende Inflationserwartungen eine Rolle spielten.
An der Pariser Börse verschreckte der französische Rüstungskonzern Thales die Aktionäre mit einer Kappung seiner Jahresziele. Die Aktien gaben 4,6 Prozent nach. Thales-Chef Patrice Caine sagte, vor allem die Sparte für zivile Produkte wie Flugzeugteile stehe unter Druck.
rtr