Für die Anleger am deutschen Aktienmarkt gab es in diesem Jahr bekanntlich schon etwas zu Feiern. Schließlich hat der deutsche Leitindex in diesem Monat erstmals seit der Auflage im Juli 1988 die "Schallmauer von 10.000 Punkten durchbrochen. Letztlich ist zwar auch das nur eine Hausnummer wie jede andere, Symbolkraft hat so ein runder Rekord aber allemal. Bei dem damit verbundenen Trubel ging bei vielen Marktteilnehmern vermutlich unter, dass der Dax unter den europäischen Börsen zuletzt kein Zugpferd mehr war.

Nachdem es in den vergangen Jahren mehrmals Phasen gab, in denen es für den deutschen Standardwerteindex besser lief als für den Rest Europas, steht in der jüngeren Vergangenheit wieder eine vergleichsweise schwache Performance zu Buche. Wie JP Morgan vorrechnet, hat der Dax seit April 2012 um elf Prozent schlechter abgeschnitten als der Euro Stoxx 50 Index. Doch die gute Nachricht lautet: Die Analysten dort glauben jetzt wieder an einen Wechsel auf die Überholspur, nachdem die US-Investmentbank dem DAX passend zur tatsächlichen Entwicklung lange etwas weniger zugetraut hat.

Nachfolgend verraten wir die fünf Gründe, warum JP Morgan neuerdings wieder dazu rät, den DAX gegenüber dem MSCI Europe Index und dem Euro Stoxx 50 Index zu bevorzugen und welche Branchen und Einzelaktien davon besonders profitieren dürften.

Auf Seite 2: Relative DAX-Bewertung so niedrig wie seit 2003 nicht mehr

Relative DAX-Bewertung so niedrig wie seit 2003 nicht mehr

Ein sehr gewichtiges und überzeugendes Argument stellt die Bewertung dar. Basierend auf den IBES-Konsensschätzungen gibt JP Morgan das geschätzte Zwölfmonats-KGV für den DAX mit 12,8 an. Das liegt 23 Prozent unter dem Hoch, das in der Spitze in 2009 gegenüber dem Euro Stoxx 50 Index zu verzeichnen war. Im relativen Vergleich ist die KGV-Bewertung demnach verglichen mit dem Euro Stoxx 50 Index so günstig wie seit elf Jahren nicht mehr.

Doch damit nicht genug. Im Vergleich mit den anderen größeren europäischen Börsen weist der Dax auch absolut gesehen das niedrigste KGV auf und auch der Aufschlag gegenüber dem Zehnjahres-Durchschnittswert ist am niedrigsten. Außerdem ist der DAX unter den größeren europäischen Aktienindizes der einzige, bei dem die Bewertung in diesem Jahr gesunken ist.

Dadurch relativiert sich laut JP Morgan auch die Tatsache eines noch immer überdurchschnittlich hohen Kurs-Buchwert-Verhältnisses etwas, zumal sich beim DAX auch hier die Bewertungsprämie seit dem Hoch vor zwei Jahren um rund zehn Prozent gegenüber dem Euro Stoxx 50 Index verringert hat. Aufholen dürfte der Dax ansonsten auch deshalb, weil die Neubewertungsphase der europäischen Peripherie-Börsen weitgehend abgeschlossen sein dürfte.

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Anziehen der weltwirtschaftlichen Aktivitäten positiv für den DAX

Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten werden von Volkswirten als Indiz für ein Anziehen der weltwirtschaftlichen Aktivitäten gedeutet. Die Verantwortlichen bei JP Morgan gehen beispielsweise von einem anziehenden Plus beim weltweiten Bruttoinlandsprodukt aus, zu dem sowohl die entwickelten als auch die aufstrebenden Volkswirtschaften beitragen werden. Gestützt wird diese These auch durch einen globalen Einkaufsmanagerindex, der zuletzt auf den höchsten Stand seit Februar 2011 geklettert ist.

Handelt es sich dabei um kein Fehlsignal, wofür eventuell ein zu stark steigender Ölpreis sorgen könnte, dürfte sich das als vorteilhaft für den DAX erweisen. Schließlich ist der deutsche Leitindex so etwas wie eine Wette auf eine zyklische Erholung der Weltwirtschaft. Dafür spricht der Anteil von 57 Prozent, den zyklische Sektoren im DAX einnehmen. Das ist ein höherer Anteil als bei allen anderen größeren Aktienleitindizes der Euro-Zone.

Gleichzeitig kommen defensive Sektoren im DAX nur auf einen Anteil von 27 Prozent. Vor diesem Hintergrund wäre es auch hilfreich für den DAX, wenn sich wie allgemein angenommen die Konjunktur in der Euro-Zone erholen würde. Gehen doch die Hälfte der deutschen Exporte in diese Region.

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Konjunkturelle Erholung in China und den Schwellenländern hilft dem DAX

Rückenwind für den DAX würde aber nicht nur von einer wirtschaftlichen Erholung in der Euro-Zone ausgehen, sondern auch, wenn sich die von Volkswirten unterstellte Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in China und den sonstigen Schwellenländern einstellen sollte. Die Volkswirte von JP Morgan sind jedenfalls neuerdings wieder zuversichtlicher, was die konjunkturellen Aussichten der Emerging Markets angeht, nachdem sie zuvor fast drei Jahre eher zurückhaltend gestimmt waren.

In den vergangenen 12-18 Monaten hätten auch andere Marktteilnehmer ihre Prognosen für diese Region gesenkt und demnächst könnte sich dieser Trend bei den Prognosen wieder umkehren. Bei JP Morgan gibt es zwar weiterhin Bedenken hinsichtlich der strukturellen Wachstumsaussichten der Schwellenländer und China, aber kurzfristig könnte sich das Momentum bei den Wirtschaftsaktivitäten dennoch verbessern.

Für den DAX wären das vermutlich gute Nachrichten. Schließlich ist der Anteil der deutschen Exporte, der in die Emerging Markets geht, mit neun Prozent so hoch wie sonst in keinem der großen Industrieländer. Auch der Exportanteil von 2,5 Prozent den China innehat, ist relativ groß.

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Ein fallender Euro könnte dem DAX helfen

Der Euro hat zum Dollar zuletzt etwas an Boden verloren und die europäische Einheitswährung bewegt sich nahe an einem Sechsmonatstief. Bei JP Morgan gehen die Devisenstrategen von einer sich noch etwas weiter fortsetzenden Euro-Schwäche aus. Bis Dezember sehen sie einen Rückgang des Euro auf 1,30 Dollar, wobei diese Vorhersage auch mit dem von der Europäischen Zentralbank eingeschlagenen expansiven geldpolitischen Kurs zu tun hat.

Die im DAX vertretenen Unternehmen dürften vermutlich nichts dagegen einzuwenden haben, falls sich diese Prognose als richtig erweisen sollte. Schließlich erzielen diese 30 Gesellschaften 56 Prozent ihrer Umsätze außerhalb der Euro-Zone und sie litten deshalb auch entsprechend, als der handelsgewichtete Euro-Kurs seit Juli 2012 in der Spitze um elf Prozent aufwertete.

In den Vergangenheit zeigte der DAX basierend auf Datastream -Berechnungen verglichen mit anderen großen Aktienindizes der Euro-Zone die stärkste negative Korrelation mit dem Euro-Dollar-Wechselkurs.

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Robuste Gewinne sprechen für den DAX

Wie die Analysten von JP Morgan herausstreichen, sind die Gewinne der deutschen Unternehmen schon jetzt sehr hoch und die Kluft zu den Ergebnissen mit den Gesellschaften aus der übrigen Euro-Zone bewegt sich längst auf Rekordniveau. Diese Differenz könnte in der Zukunft zwar wieder etwas geringer werden, aber das sei vermutlich vor allem eine Erholung der Gewinne in der EU-Peripherie zuzuschreiben. Die Gewinne der deutschen Unternehmen dürften gleichzeitig trotz des bereits erreichten Niveaus nicht sinken.

Untermauert wird das auch durch die bisherige Entwicklung in diesem Jahr. Die Gewinnschätzungen für die DAX-Vertreter auf Sicht der nächsten zwölf Monate wurden demnach um 5,2 Prozent erhöht, was der stärksten Anhebung seit zwei Jahren entspricht. Dem steht nur eine kleine Erhöhung von 0,1 Prozent für die Vertreter des Euro Stoxx 50 Index gegenüber.

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Auch der Sektor-Bewertungsvergleich fällt oft zugunsten deutscher Unternehmen aus

Basierend auf den genannten fünf Punkten verabschiedet sich JP Morgan von der fast zwei Jahre lang gültigen vorsichtigen Haltung gegenüber dem DAX. Auf Branchenebene werden Autoaktien favorisiert, wobei jetzt angenommen wird, dass die großen Autobauer wie VW nach einer längerer Schwächephase künftig wieder deutlicher im Kurs zulegen können. Ähnliches gilt auch für die Autozulieferer.

Im Vergleich zur Euro-Zone sind zudem die Bereiche Baumaterialien, Transport und Halbleiter wie Infineon vorteilhaft bewertet. Hochgestuft hat JP Morgan ansonsten unlängst den Technologiesektor, der bisher in diesem Jahr schlecht gelaufen ist. Doch die Branche sei günstig, Profiteur eines fallenden Euros und es bestehe die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage. Auf dem aktuell gedrückten Bewertungsniveau würde alles das auch für den Softwarekonzern SAP sprechen.

Als günstig bewertet werden darüber hinaus die deutschen Versorger bezeichnet, wobei hausintern bei JP Morgan hier E.ON favorisiert wird. Potenzielle Profiteure einer Euro-Schwäche könnten unter den deutschen Unternehmen wegen eines besonders hohen Umsatzanteils in Regionen außerhalb Westeuropas Adidas (74 Prozent der Umsätze), HeidelbergCement (69 Prozent) Daimler (65 Prozent), Airbus (63 Prozent), Brenntag (65 Prozent) oder Gea (63 Prozent), sein.