Gefühlt habe sich der Leitindex bereits in ein langes Wochenende verabschiedet, kommentierte Marktbeobachter Jens Klatt die Entwicklung am Tag vor Christi Himmelfahrt - auch wenn am Donnerstag in Frankfurt regulär gehandelt wird. Anleger warteten dabei auch gespannt auf das später veröffentlichte Protokoll zur letzten Fed-Sitzung, von dem sie sich Hinweise auf die weitere Geldpolitik der US-Währungshüter erhoffen.

Die Nebenwerte entwickelten sich allerdings besser: Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen legte um 0,25 Prozent auf 25 080,76 Punkte zu. Die Technologiewerte im TecDAX kletterten um 0,87 Prozent nach oben und erreichten mit 2256,09 Zählern erneut den höchsten Stand seit 2011. Der Kleinwerte-Index SDAX stieg auf einen Rekord bei 11 039 Punkten. Letztlich ging er 0,56 Prozent höher bei 11 034,77 Punkten aus dem Handel.

LINDE UND AUTOBAUER BESONDERS BEWEGT

Für den größten Gesprächsstoff sorgte auf Unternehmensseite der Linde-Konzern (Linde), dessen Aktie mit einem Aufschlag von 2,83 Prozent die Spitze im Dax einnahm. Trotz Widerständen bei den Arbeitnehmern treibt er die geplante Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair voran. Vermeldet wurde eine grundsätzliche Einigung auf einen Zusammenschluss unter Gleichen - unter dem Vorbehalt, dass die jeweiligen Gremien dem noch zustimmen.

Dagegen litten Daimler am Dax-Ende weiter unter den staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen wegen des Verdachts auf Abgasbetrug. Die parallel in den USA gegen Konkurrent Fiat Chrysler eingereichte Klage wegen angeblicher Manipulationen drückte im Sektor zusätzlich auf die Stimmung. BMW gaben im Sog dessen um 0,58 Prozent nach. VW (Volkswagen (VW) vz) dagegen schlossen moderat im Plus: Die Wolfsburger sind längst schon dabei, ihren Dieselskandal zu verarbeiten.

Die Vonovia-Aktien (Vonovia SE (ex Deutsche Annington)) gehörten nach Zahlen und einer anfänglich nur zögerlichen Kursentwicklung am Ende mit plus 1,23 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Der Immobilienkonzern war vor allem dank der Übernahme des österreichischen Konkurrenten Conwert mit einem kräftigen Gewinnplus ins Jahr gestartet. Immobilienwerte waren derweil insgesamt gefragt: Alstria Office (alstria office REIT-AG) beispielsweise gehörten im MDax mit einem Anstieg um 2 Prozent zu den größten Gewinnern.

HELLA LEIDET UNTER PLATZIERUNG UND ABSTUFUNG

Unter den mittelgroßen Werten im MDax büßten Hella nach einer Aktienplatzierung und einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die Experten von Morgan Stanley knapp ein halbes Prozent ein. Zahlreiche Werte, darunter Evonik und HUGO BOSS, wurden dort außerdem mit Dividendenabschlag gehandelt, sodass sie nur optisch deutlich im Minus lagen.

Im TecDax gaben feste Biotech-Werte die positive Marschrichtung vor: MorphoSys zogen dort um fast 5 Prozent an, weil eine mögliche US-Zulassung für ein Schuppenflechte-Mittel näher rückt. Deutlich übertrumpft wurden sie aber noch von MediGene mit mehr als 9 Prozent Plus. Börsianer sprachen hier vor allem von charttechnischen Aspekten, die den Papieren so deutlich nach oben verhalfen.

Während Bertrandt im SDax wegen einer Verkaufsempfehlung des Bankhauses Lampe mit 3 Prozent Minus zu den größten Verlierern zählten, wurde der Kleinwerte-Index auf seiner Rekordjagd von Rocket Internet (Rocket Internet SE) und Hapag-Lloyd gestützt, die um rund 5 beziehungsweise 6 Prozent anzogen. Bei der Startup-Schmiede gab es positive Nachrichten von ihren Beteiligungen, während die Containerreederei ihre Fusion mit dem arabischen Konkurrenten UASC besiegelte.

EUROSTOXX MIT DEM DAX IM MINUS

Auch auf europäischer Bühne war die Tendenz etwas leichter: Der EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) gab um 0,23 Prozent auf 3586,62 Punkte nach. Der französische Leitindex CAC 40 schloss in Paris ebenfalls mit einem kleinen Abschlag, während der FTSE 100 in London etwas zulegte und über der Marke von 7500 Punkten schloss. In New York stand der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones 30 Industrial) zuletzt ebenfalls knapp im Plus.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,19 Prozent, während der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) um 0,08 Prozent auf 141,39 Punkte stieg. Der Bund Future stand knapp mit 0,07 Prozent im Plus bei 160,84 Punkten. Der Euro stand zuletzt knapp unter der Marke von 1,12 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1193 (Dienstag: 1,1215) US-Dollar festgesetzt./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---