"Wir sind der Meinung, dass sich Anleger auf eine gewisse Volatilität einstellen sollten, diese aber eher als Chance denn als Bedrohung sehen sollten", sagt Mark Haefele, Investment-Chef bei UBS Global Wealth Management. "Neben den Hoffnungen, dass das US-Konjunkturpaket nicht mehr lange auf sich warten lässt, sind es die Fortschritte im Kampf gegen das Coronavirus, welche weiter für eine optimistische Grundstimmung auf dem Börsenparkett sorgen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Die Anzahl der neuen Fälle geht auch in den Corona-Hotspots zurück."
Vor allem in Großbritannien setzten Investoren dank der im europäischen Vergleich großen Fortschritte bei den Massen-Impfungen auf ein Ende des dortigen Lockdowns, sagten Börsianer. Der britische Premierminister Boris Johnson kündigte einen vorsichtigen Ausstieg aus dem Lockdown an. Das Pfund Sterling stieg auf ein Drei-Jahres-Hoch von 1,3913 Dollar. Zur europäischen Gemeinschaftswährung erreichte das Pfund mit 1,1461 Euro ein Neuneinhalb-Monats-Hoch.
Gefragt waren zudem die krisengeschüttelten britischen Pub-Betreiber. Die Aktien von Mitchells & Butler ziehen rund neun Prozent an. Der Eigentümer der Ketten All Bar One und Harvester will 350 Millionen Pfund frisches Eigenkapital aufnehmen und hat sich mit seinen Banken auf eine neue Kreditlinie geeinigt. Die Aktien des Konkurrenten Marston's kletterten ebenfalls um neun Prozent.
Aus "sicheren Häfen" wie Bundesanleihen zogen sich Investoren dagegen zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Fünfeinhalb-Monats-Hoch von minus 0,387 Prozent. Die 30-jährigen Papiere rentierten mit plus 0,127 Prozent so hoch wie zuletzt vor etwa acht Monaten.
Für Bitcoin erwies sich die Marke von 50.000 Dollar bislang als eine unüberwindliche Hürde. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise pirschte sich bis auf 49.393 Dollar heran, bevor sie die Gewinne wieder weitgehend abgab. Der Sprung über die 50.000 Dollar sei aber nur eine Frage der Zeit, sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.
ROHSTOFFPREISE ZIEHEN AN - ÖL- UND BERGBAUWERTE IM AUFWIND
Mit der Aktien-Rally stieg auch der Ölpreis auf den höchsten Stand seit 13 Monaten. Für Rückenwind sorgte die Hoffnung auf ein Anspringen der Nachfrage sowie Produktionskürzungen. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee legte 1,3 Prozent auf 63,31 Dollar je Barrel (159 Liter) zu. Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer stieg um bis zu ein Prozent auf ein Achteinhalb-Jahres-Hoch von 8406 Dollar je Tonne. Das Edelmetall Platin, das in Autokatalysatoren eingesetzt wird, gewann drei Prozent und war mit 1288,50 Dollar je Feinunze so teuer wie zuletzt vor sechseinhalb Jahren.
Vor diesem Hintergrund stiegen Investoren bei Rohstoff-Förderern ein. Die Aktien der Ölkonzerne Shell und Total kletterten um jeweils rund vier Prozent. Die Papiere von Bergbaubetreibern wie Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Fresnillo, Glencore und Rio Tinto gewannen bis zu rund fünf Prozent.
VIVENDI SPALTET UNIVERSAL MUSIC AB
Die Titel von Vivendi verbuchten einen Rekord-Kurssprung von bis zu 24 Prozent. Der französische Medienkonzern will seine Sparte Universal Music, bei der unter anderem die Sängerinnen Lady Gaga und Taylor Swift unter Vertrag sind, abspalten und an die Börse bringen. Dabei sollten 60 Prozent der Anteile an Vivendi-Eigner ausgeschüttet werden. In Deutschland gehörte Lanxess zu den Favoriten. Der Kölner Chemiekonzern schluckt den US-Konkurrenten Emerald Kalama. Der Preis von einer Milliarde Dollar für Emerald Kalama sei aber kein Schnäppchen, sagte ein Börsianer. Lanxess-Aktien stiegen dennoch um mehr als vier Prozent.
rtr