Weitere Spannungen zwischen den USA und China wegen der Situation in Hongkong haben am Donnerstag auch am deutschen Aktienmarkt Spuren hinterlassen. Der Handel verlief insgesamt träge angesichts des "Thanksgiving"-Feiertages in den USA. "Wenn die Amerikaner Thanksgiving feiern, ist New York geschlossen und den Europäern fehlt die Orientierung", so Börsenkenner Hans Bernecker in seinem täglichen Börsenbrief.
US-Präsident Donald Trump unterzeichnete inzwischen die fast einstimmig vom Kongress beschlossenen Gesetze zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong. China drohte mit "entschiedenen Gegenmaßnahmen", bestellte zunächst aber nur erneut den US-Botschafter ein. Die Gesetze würden einen Handelsdeal zwischen China und den USA wohl nicht verhindern, aber der Weg zu einem Abschluss dürfte holpriger werden, kommentierten Ökonomen der Commerzbank. Auch Rabobank-Volkswirt Teeuwe Mevissen hält eine Einigung immer noch für möglich. "Das Interesse der USA und Chinas, die Lage nicht zu verschlechtern und den Konflikt einzudämmen, ist noch da."
Dennoch trennten sich Anleger von Aktienwerten, die besonders vom China-Geschäft abhängen. So verloren die deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen bis zu 1,5 Prozent. Die Papiere der stark in Asien engagierten Großbank HSBC büßten in London ein Prozent ein.
Auch an den Rohstoffmärkten hielten sich die Anleger zurück. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 63,75 Dollar je Barrel (159 Liter) und das wichtige Industriemetall Kupfer kostete mit 5906,50 Dollar je Tonne 0,6 Prozent weniger als am Mittwoch. Gold hingegen verteuerte sich um bis zu 0,3 Prozent auf 1458,20 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Zum Handelsschluss wurde der DAX von der Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft, HeidelbergCement und MTU angeführt. Schlusslichter waren Bayer und BMW.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Hickhack um Lufthansa-Schlichtung geht weiter - Keine Streiks
Die Lufthansa und die Spartengewerkschaft Ufo ringen weiterhin um eine möglichst umfassende Schlichtung des Tarifkonflikts bei den Flugbegleitern. Am Donnerstag wurde klar, dass die Verhandlungen der vergangenen Tage nicht zu einem Ergebnis geführt haben. Ufo lehnte ein einseitiges Angebot des Unternehmens mit der Begründung ab, es biete keine ausreichende Rechtssicherheit und verschweige relevante Fallstricke. Lufthansa habe die Verhandlungen zu einer Schlichtungsvereinbarung nicht ernsthaft geführt, erklärte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies.
Triebwerkshersteller MTU will operatives Ergebnis 2020 weiter steigern
Der Triebwerksbauer MTU will im kommenden Jahr weiter vom Wachstum der zivilen Luftfahrt profitieren. Das soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern gegenüber dem laufenden Jahr um einen hohen einstelligen Prozentsatz steigen lassen, wie der in den Dax aufgestiegene Münchener Konzern am Donnerstag auf einem Investorentag in Hannover mitteilte.
Energiekonzern Innogy verdient operativ weniger
Nach der Übernahme durch den Energieversorger Eon hat die frühere RWE-Tochter Innogy operativ weniger verdient. Das lag unter anderem an höheren Personalkosten in der Sparte Netz und Infrastruktur, aber auch am Wegfall des tschechischen Gasgeschäfts in diesem Segment, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Zudem wirkt sich weiterhin das britische Vertriebsgeschäft negativ auf das Ergebnis aus. Die Einführung von Preisobergrenzen auf dem dortigen Markt drückte die Gewinne.
Spanische Telefonica plant Radikalkur - Abspaltung in Lateinamerika
Telefonica-Chef José María Álvarez-Pallete will den spanischen Konzern angesichts schwächerer Entwicklung in ehemaligen Wachstumsmärkten in den kommenden Jahren umkrempeln. Das soll mehr Wachstum bringen und die Spanier profitabler machen, wie der Mutterkonzern von Telefonica Deutschland (O2) am Mittwochabend in Madrid mitteilte. Álvarez-Pallete will vor allem beim seit Jahren schwächelnden Geschäft in Lateinamerika nicht weiter tatenlos zusehen - die umfangreichen Teilgesellschaften in Süd- und Mittelamerika sollen mit Ausnahme von Brasilien abgespalten werden.
Deutsche Bahn plant Ausstieg aus Glyphosat bis Ende 2022
Die Deutsche Bahn will spätestens ab Ende 2022 auf den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat verzichten. Zudem werde der Einsatz "von sogenannten Bioherbiziden geprüft, sofern diese eine Zulassung erhalten", heißt es in einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des bahnpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Bahn verwendet diese Mittel, um ihre Schienentrassen von Pflanzenwuchs frei zu halten.
Bosch kündigt Abbau von weiteren 600 Stellen an
Die Stellenstreichungen beim Autozulieferer Bosch gehen weiter. Deutschlandweit sollen im Geschäftsbereich Automotive Electronics bis Ende 2022 rund 600 Stellen abgebaut werden, wie eine Sprecherin am Donnerstag sagte. Betroffen ist vor allem der Standort Reutlingen mit 500 Stellen. Die übrigen verteilen sich vor allem auf das fränkische Ansbach und Salzgitter in Niedersachsen. Das Unternehmen reagiere damit auf den rückläufigen Automarkt, hieß es.
Unruhe bei Thyssenkrupp - Stahlarbeiter wollen demonstrieren
DUISBURG - Bei den Beschäftigten des angeschlagenen Thyssenkrupp-Konzerns wächst der Unmut über den Kurs der Unternehmensführung. Mitarbeiter der Stahlsparte wollen an diesem Dienstag (3. Dezember) vor der Hauptverwaltung von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg demonstrieren. Einen Tag später ist eine Demonstration von Beschäftigten der Aufzugssparte vor der Konzernzentrale in Essen geplant, wie die IG Metall am Donnerstag mitteilte. Die Gewerkschaft wirft dem Management eine Hinhaltetaktik bei seinen Plänen für den Konzernumbau vor.
Kaum Osram-Aktionäre haben AMS-Angebot angenommen
Der Schweizer Halbleiterhersteller AMS rührt gut eine Woche vor Ablauf des Kaufangebots für den deutschen Leuchtenhersteller Osram nochmals die Werbetrommel bei den Osram-Aktionären. Dies sei die letzte Chance, sich das "attraktive AMS-Angebot" zu sichern, teilte AMS mit.
rtr/dpa-AFX/iw