Am Tag vor der Brexit-Abstimmung im britischen Unterhaus haben sich die Anleger zurückgehalten. Es sei weder klar, ob das Parlament am Samstag dem neuen Austrittsabkommen zustimmen werde, noch wie es nach einer Ablehnung weitergehe, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Vor dem Wochenende noch Positionen einzugehen, käme daher dem Besuch eines Spielcasinos gleich."
Neben der der Ungewissheit über die Brexit-Entscheidung drückten maue Konjunkturdaten aus China die Stimmung an den Aktienmärkten. Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat seine Spuren hinterlassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Reich der Mitte wuchs im Sommer so langsam wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Der Euro hat sich am Freitag wenig verändert. Im Mittagshandel kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,1131 US-Dollar. Er bewegte sich damit auf dem Niveau aus dem frühen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1113 Dollar festgelegt.
Auf Unternehmensseite hielt Renault die Automobilbranche in Atem. Die Titel des französischen Autobauers brachen nach eine Prognosesenkung zeitweise um knapp 15 Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Als noch schwerwiegender gelte jedoch das von sechs auf fünf Prozent gekürzte Margenzeiel, so ein Börsianer.
Die Titel der Münchener Rück stiegen dagegen um bis zu 1,8 Prozent auf ein 17-1/2-Jahres-Hoch von 249,60 Euro. Der Rückversicherer rechnet angesichts eines Quartalsgewinns von etwa 850 Millionen Euro damit, sein Gewinnziel in diesem Jahr zu übertreffen.
Am Freitagnachmittag wurde außerdem bekannt, dass der Zahlungsdienstleister Wirecard seine eigenen Aktien vom Markt zurückkaufen will. Wirecard will dafür binnen zwölf Monaten 200 Millionen Euro ausgeben. Der Kurs brach daraufhin kurzfristig auf fast sechs Prozent im Minus ein. Nachhaltige Reaktionen gab es an der Börse auf die Mitteilung jedoch keine.
Zum Handelsschluss wurde der DAX von Allianz, Siemens und Münchener Rück angeführt. Schlusslichter bildeten Fresenius und Wirecard.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Renault schockt Investoren mit Gewinnwarnung - Autosektor unter Druck Die schwächelnde Autonachfrage erwischt den französischen Hersteller Renault in seiner Führungskrise noch stärker als gedacht. Nachdem das vorige Management seine Hoffnung auf einen Umsatzanstieg bereits im Juli begraben hatte, musste das neue Führungsteam am Donnerstagabend nach Börsenschluss in Boulogne-Billancourt verkünden, dass es nun sogar von einem merklichen Rückgang ausgehe. Führungswechsel bei Ceconomy - Aktien weiter unter Druck Der Führungswechsel beim Elektronikhändler Ceconomy(Media Markt, Saturn) hat dem Aktienkurs des Handelskonzerns keinen Auftrieb gegeben. Im Gegenteil: Die Ceconomy-Aktie verlor am Freitagvormittag zunächst noch einmal mehr als acht Prozent an Wert. Die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher, bemängelte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, die wirklichen Probleme des Konzerns seien auch nach dem Machtwort des Aufsichtsrats ungelöst. Danone wird beim Umsatz pessimistischer - Quartal unter Erwartungen Der französische Lebensmittelkonzern Danone zeigt sich für das laufende Geschäftsjahr pessimistischer. Obwohl das Wachstum im dritten Quartal anzog, liegt das Unternehmen nach den ersten neun Monaten weiter hinter der Jahresplanung zurück. Investoren reagierten verschreckt und warfen die Papiere auf den Markt. Die Aktie verlor am späten Vormittag knapp 7 Prozent. Zuvor waren die Papiere gut gelaufen und kamen in im Jahresverlauf auf ein Plus von 28 Prozent. Munich Re will Gewinnziel trotz teurer Katastrophen übertreffen Lukrative Finanzgeschäfte und günstige Währungskurse beflügeln die Gewinnpläne des Rückversicherers Munich Re. Trotz hoher Großschäden erzielte der Dax-Konzern im dritten Quartal nach vorläufigen Berechnungen einen Gewinn von rund 850 Millionen Euro, wie er am Freitag in München mitteilte. Dies wären rund 75 Prozent mehr als im Vorjahr, als die Zerstörungen durch Taifun "Jebi" und Hurrikan "Florence" bei den Münchnern teuer zu Buche geschlagen hatten. Kreise: AMS erwägt neue Offerte für Osram Der österreichische Sensorspezialist AMS denkt nach der geplatzten Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram laut Insidern über eine neue Offerte nach. Der AMS-Aufsichtsrat wolle einen solchen Schritt in seiner Sitzung an diesem Freitag besprechen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Kreditkarten-Riese American Express steigert Gewinn kräftig Der US-Kreditkartenanbieter American Express hat im dritten Quartal dank boomender Verbraucherausgaben deutlich besser verdient. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum legte der Überschuss um sechs Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) zu, wie der Finanzkonzern am Freitag in New York mitteilte. Die Erlöse kletterten um acht Prozent auf elf Milliarden Dollar. Coca-Cola übertrifft Erwartungen Für den Getränkekonzern Coca-Cola ist es im dritten Quartal etwas besser gelaufen als von Experten erwartet. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz ("Net Revenue") um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 9,5 Milliarden Dollar (8,55 Milliarden Euro). Experten hatten etwas weniger erwartet. Der Gewinn je Aktie sankt auf vergleichbarer Basis um 6 Prozent auf 0,56 Dollar und lag damit etwas unter den Erwartungen der Experten. Verantwortlich dafür waren laut Konzern Währungseffekte. VW steigert Absatz im September nach schwachem Vorjahresmonat Der Autobauer Volkswagen hat im September deutlich mehr Fahrzeuge ausgeliefert als im schwachen Vorjahresmonat. Im vergangenen Monat lieferte VW konzernweit 904 200 Fahrzeuge an seine Kunden aus, wie der Dax-Konzern am Freitag in Wolfsburg mitteilte. Das sind 9,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im September 2018 hatte noch die Einführung des Abgas- und Verbrauchstest WLTP Volkswagen hart getroffen, da der Autohersteller viele Modelle noch nicht nach den neuen Vorgaben zertifiziert hatte und sie deswegen nicht verkaufen konnte. Lkw-Hersteller Volvo AB verzeichnet herben Auftragseinbruch - Umsatz steigt Der schwedische Nutzfahrzeug- und Baumaschinenhersteller Volvo bekommt die sich eintrübende Lkw-Konjunktur immer stärker zu spüren. Im dritten Quartal verzeichnete der Konzern einen herben Einbruch bei den Auftragseingängen. Die Zahl der bestellten Lastwagen ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 45 Prozent auf 35 726 Fahrzeuge zurück, wie Volvo am Freitag in Stockholm mitteilte. Lufthansa will Warnstreik der Flugbegleiter ins Leere laufen lassen Die Lufthansa will den für Sonntagvormittag angekündigten Warnstreik ihrer Flugbegleiter ins Leere laufen lassen. "Unser Ziel ist es, das volle Flugprogramm darzustellen", erklärte am Freitag eine Unternehmenssprecherin in Frankfurt. Die Vorbereitungen dazu liefen auf Hochtouren.