Der sehr schwache US-Arbeitsmarktbericht beeinflusste die Kurse kaum. Die Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP hatten zuvor bereits Schlimmes ahnen lassen. Im April wurden 20,5 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft abgebaut, Ökonomen hatten jedoch sogar mit rund 22 Millionen gerechnet. Die in einer getrennten Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote schnellte im April auf 14,7 Prozent von 4,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand in der Nachkriegszeit. Hier war mit 16 Prozent ebenfalls Schlimmeres befürchtet worden. Nun gelte es vor allem die Wirkung der von der Regierung ergriffenen Maßnahmen abzuwarten. "Mit einer Wiederbelebung der Konjunktur ist wohl erst in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen", schrieb Helaba-Analyst Patrick Boldt.
Das konnte die optimistische Stimmung am Aktienmarkt kaum dämpfen. Anleger fokussierten sich vor allem weiter auf die Bekräftigung von USA und China, trotz der Spannungen über den Auslöser der Pandemie an den Teilvereinbarungen im Handelskrieg festhalten wollen. Zudem nimmt "das weltweite große Wiedereröffnen Gestalt an", wie Analyst Stephen Innes vom Broker Axicorp schrieb. Denn immer mehr Staaten lockern die Restriktionen, die sie wegen der Pandemie erlassen hatten.
Unternehmensseitig gab es zumindest einige erfreuliche Quartalsberichte. Im DAX etwa legten die Aktien von Siemens deutlich zu. Starke Geschäfte in einigen Sparten des Industriekonzerns, ein besser als erwarteter Ausblick und eine angekündigte Ausgliederung von Unternehmensbereichen gaben Auftrieb, obwohl Umsatz, Gewinn und Auftragseingang des Industriekonzerns zurückgingen. Zum Handelsschluss stand Siemens an der DAX-Spitze gefolgt von HeidelbergCement und Continental. Als DAX-Schlusslicht ging MTU Aero aus dem Handel.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Siemens stellt sich auf Durststrecke ein - Umbau treibt Aktienkurs hoch
Der Technologiekonzern Siemens spürt die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. So musste das Unternehmen spürbare Einbußen im zweiten Geschäftsquartal (Ende März) hinnehmen. Schwächer entwickelten sich dabei die Geschäfte mit Kunden aus Schlüsselindustrien wie dem Maschinenbau, dem Auto- und dem Flugzeugbereich. Im dritten Quartal dürfte die Talsohle erreicht werden, schätzt Konzernchef Joe Kaeser. Eine schnelle Erholung erwartet der Manager nicht. In der Krise kann Siemens jedoch auf einen robusten Auftragsbestand und ein gutes Finanzpolster bauen und treibt seinen Umbau voran. Investoren bewerten dies am Freitag positiv, die Aktie gewinnt am Vormittag mehr als 5 Prozent.
Siemens will Antriebstochter Flender abspalten und an die Börse bringen
Der Technologiekonzern Siemens mistet sein Portfolio weiter aus und hat nach Siemens Energy den nächsten Kandidaten für ein Spin-off ausgemacht. So soll die Antriebstochter Flender abgespalten und an der Börse notiert werden, teilte Siemens am Freitag in München mit. Die Produkte des Unternehmens werden in Windkraftanlagen sowie zahlreichen anderen Industriebereichen eingesetzt. Dabei will Siemens den Bereich Wind Energy Generation in Flender integrieren. Beide Unternehmen werden derzeit als sogenannte "Portfolio Companies" geführt. Das neue Unternehmen kommt auf einen Pro-forma-Umsatz von rund zwei Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung 2021 darüber entscheiden.
Rheinmetall spürt Folgen der Corona-Krise - Aktie dreht ins Minus
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat die Folgen der Corona-Krise im ersten Quartal zu spüren bekommen. Während der Umsatz im Jahresvergleich um 1,1 Prozent auf rund 1,36 Milliarden Euro stieg, sackte das operative Ergebnis um 37 Prozent auf 34 Millionen Euro ab, wie Rheinmetall am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Unter dem Strich brach der Überschuss um rund 45 Prozent auf 18 Millionen Euro ein.
K+S wird für 2020 vorsichtiger - Dividende sinkt deutlich
Wegen eines schwachen Auftausalzgeschäfts und niedriger Düngerpreise wird K+S für 2020 etwas vorsichtiger. Konzernchef Burkhard Lohr gibt sich indes zuversichtlich, dass der nach einer langen Verzögerung zwischen China und großen Kaliproduzenten Ende April geschlossene Liefervertrag zu einer Stabilisierung der Düngerpreise führen wird, wenngleich der auch für K+S relevante Preis niedriger ist als gedacht. Um sich besser für die Corona-Krise zu wappnen und die Möglichkeit eines staatlich gestützten Kredits zu wahren, streicht K+S wie so viele andere Unternehmen derzeit auch die Dividende zusammen.
Homeoffice-Nachfrage treibt Bechtle-Geschäft in Krise an - Rekordhoch
Der IT-Dienstleister Bechtle kann auch in der Corona-Krise zunächst weiter auf die Nachfrage seiner Kunden bauen. Zwar bekam auch der MDax-Konzern aus Neckarsulm die Beschränkungen wegen der Pandemie zu spüren, weil viele Projekte verschoben wurden und es vereinzelt Lieferschwierigkeiten bei Hardware gab. "Allerdings haben wir im Industrieumfeld wie bei unseren öffentlichen Kunden auch einen starken Nachfrageschub gespürt, insbesondere bei der Ausstattung von Homeoffices und bei technischen Lösungen rund um die Umsetzung virtueller Formen der Zusammenarbeit", sagte Vorstandschef Thomas Olemotz am Freitag.
Kredit-Vorsorge belastet ING weniger als gedacht - Aktie legt zu
Hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle wegen der Corona-Krise haben der niederländischen Großbank ING im ersten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 670 Millionen Euro und damit 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Geldhaus am Freitag in Amsterdam mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem deutlich stärkeren Einbruch gerechnet.
Lufthansa verdoppelt Flugprogramm im Juni
Die Lufthansa gibt nach dem Corona-Tief langsam wieder mehr Schub. Ab Juni sollen bei den Konzern-Airlines Lufthansa, Swiss und Eurowings rund doppelt so viele Flugzeuge im Einsatz sein wie bislang, teilte das Unternehmen am Freitag in Frankfurt mit. Die dann 160 Jets sollen die Gäste zu 106 Zielen im In-und Ausland bringen. Darunter sind wichtige Sonnenziele wie Kreta, Mallorca, Sylt oder Rostock. Damit stehen aber immer noch rund 600 Flugzeuge der Gruppe ungenutzt am Boden.
Airbus erhält im April trotz Corona-Krise neun Aufträge
Der Flugzeughersteller Airbus hat im April mitten in der tiefsten Krise der Luftfahrtbranche keine einzige Stornierung von Flugzeugbestellungen kassiert. Anfang April habe es sogar noch den Auftrag über neun Maschinen aus der 320neo-Familie vom Flugzeugfinanzierer Avolon gegeben, teilte der Flugzeughersteller am Donnerstag in Toulouse mit. Damit stieg die Zahl der Bruttobestellungen in diesem Jahr auf 365. Da es in den ersten drei Monaten noch 66 Stornierungen gegeben hatte, beläuft sich die Zahl der Nettoaufträge bis Ende April auf 299. Wegen der coronabedingt eingeschränkten Produktion und den Auflagen infolge der Krise konnten im April nur 14 Flugzeuge ausgeliefert werden. Seit Jahresbeginn summieren sich die Auslieferungen damit auf 136.
VW verschiebt Wiederbeginn der Autoproduktion in Mexiko auf 1. Juni
Volkswagen hat die Wiederaufnahme seiner Autoproduktion in Mexiko erneut verschoben. Die zwei VW
Immobilienentwickler Instone nimmt Ausblick zurück - Schwächere Nachfrage
Instone Real Estate kassiert seinen Ausblick auf das laufende Jahr wegen der Corona-Krise. Die Bautätigkeit sei gleich, aber die Nachfrage schwächer, teilte der SDax-Konzern am Donnerstagabend in Essen mit. Auf Tradegate fiel die Aktie auf die Nachricht hin.
rtr/dpa-AFX/iw