Zum Wochenausklang konnte sich der DAX nicht klar für eine Richtung festlegen. Viele Marktteilnehmer seien sich nach wie vor unsicher über das Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen, schrieb Andreas Lipkow von der Comdirect-Bank.
Die Beobachter von Index-Radar halten zudem die Rückkehr zum normalem Schwankungsverhalten im Leitindex nicht für nachhaltig und fürchten die "Ruhe vor dem nächsten Sturm". "Die Analyse langfristiger Crashs zeigt, dass der Markt eine Abwärtsbewegung selten nach dem ersten scharfen Ausverkauf beendet hat", erklärte Chartexperte Andreas Büchler. Erneute Verluste zurück in Richtung 9.100 und 8.200/8.150 Punkte blieben daher zu befürchten.
Vier Monate nach Ausbruch der Covid-Pandemie sind mittlerweile weltweit mehr als eine Million Menschen mit dem Virus infiziert. Besonders hart trifft das die USA. Hier war die Arbeitslosenquote im März unerwartet stark um 4,4 Prozent gestiegen. Experten gehen heute schon davon aus, dass die Quote im April auf ein zweistelliges Niveau hochschnellen könnte.
Seit Wochen leiden die Konzerne unter dem Virus. Immer mehr Konzerne verabschieden sich von ihren Jahreszielen und schütten keine Dividende an die Aktionäre aus. Am Freitag kappten unter anderem der Konsumgüterkonzern Beiersdorf, der Handelsimmobilieninvestor Deutsche Euroshop und der Medienkonzern RTL die Ziele.
Auf Unternehmensseite hatten am Freitag vor allem die Sportartikelhersteller zu kämpfen. Adidas benötigt wegen der Corona-Krise frische Liquidität. Man werde Kredite brauchen, aber keine direkte Staatshilfe, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend. Die Aktie verlor fast vier Prozent und zählte damit zu den größten Verlierern im Leitindex. Puma kündigte derweil eine Aussetzung der Dividende an. Zudem wird der Vorstand zunächst im April auf seine Gehälter verzichten. Die Aktie gab ebenfalls um rund fünf Prozent nach.
DAX-Gewinner war zum Ende der Handelswoche die Deutsche Börse mit einem Plus von mehr als 4,7 Prozent. Danach verteuerte sich die Fresenius-Aktie um mehr als vier Prozent. Abgesehen davon, dass Pharmawerte am Freitag generell einen guten Lauf hatten, sprach sich Berenberg-Experte Tom Jones in einer jüngsten Studie erneut für den Kauf der Papiere aus. Grund sei unter anderem das neue Krankenhausentlastungsgesetz, das den Betreibern einen finanziellen Ausgleich für verschobene planbare Operationen und Behandlungen zukommen lässt.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Puma will Dividende aussetzen und sich frisches Geld besorgen
Der Sportartikelhersteller Puma greift in der Coronakrise zu ungewöhnlichen Mitteln: Wegen der "stark negativen Auswirkungen" auf sein Geschäft werde der Vorstand der Hauptversammlung vorschlagen, die Dividende an die Aktionäre auszusetzen, teilte das MDax -Unternehmen am Freitag in Herzogenaurach mit. Zudem soll der Vorstand zunächst im April zu 100 Prozent auf seine Gehälter verzichten. Danach werde die Situation neu beurteilt, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit.
Washtec nimmt Ausblick zurück und überprüft Dividende
Der Augsburger Waschanlagenhersteller Washtec nimmt seinen Ausblick zurück. Das liege zum einen an den Unsicherheiten durch das Coronavirus, zum anderen an der Entwicklung des Auftragseingangs für das zweite Quartal, teilte der SDax -Konzern am Freitag in Augsburg mit. Den Dividendenvorschlag werde Washtech überprüfen, hieß es weiter.
BMW sieht wachsende Gefahr und achtet auf Liquidität
Die Corona-Krise setzt dem Autobauer BMW zu. Vorstandschef Oliver Zipse sagte am Freitag in einem hausinternen Interview: "Ich will die Lage nicht kleinreden. Eine so ernste Situation kann selbst große Unternehmen in existenzielle Gefahr bringen - denn die Handelsbetriebe stehen außerhalb von China praktisch still." Absolute Priorität für den Konzern habe jetzt die Sicherstellung von Liquidität.
DHL: Paketmengen inzwischen auf 'Vorweihnachtsniveau'
Der Paket-Dienstleister DHL meldet nach einigen Wochen Corona-Krise mittlerweile steigende Paketzahlen. Zu Beginn der Einschränkungen hatte sich zunächst kein nennenswerter Effekt bemerkbar gemacht. Man sehe nun "eine täglich steigende Zahl von Sendungen, deren Menge mittlerweile sehr spürbar über der des Vorjahres zu dieser Zeit liegt", sagte ein Post-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Über Ostern werde die Menge voraussichtlich weiter steigen.
Isra Vision mit digitaler Hauptversammlung - Abschlag auf Bilanzgewinn
Der Spezialmaschinenbauer Isra Vision wird seine Hauptversammlung aufgrund der Coronavirus-Pandemie am 14. Mai rein virtuell abhalten. Die am 27. April geplante Präsenz-Veranstaltung werde dagegen nicht stattfinden, teilte das SDax -Unternehmen am Freitag in Darmstadt mit.
Ryanair von Corona hart getroffen - Flotte wohl bis Ende Mai am Boden
Europas größter Billigflieger Ryanair wird von der Corona-Pandemie immer schwerer getroffen. Mindestens im April und Mai dürfte die Flotte der Fluggesellschaft noch weitgehend am Boden bleiben, teilte der Konzern am Freitag in Dublin mit. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende März) blieben die Iren gerade noch so in der angepeilten Prognosespanne beim Jahresgewinn. Vor Sonderposten dürfte dieser zwischen 0,95 und 1,0 Milliarden Euro liegen und damit am unteren Ende des Ausblicks, hieß es auf Basis vorläufiger Zahlen.
Bundesregierung in Gesprächen mit Lufthansa über Staatsbeteiligung
Die Bundesregierung ist in der Corona-Krise mit der Lufthansa in Gesprächen über eine mögliche Beteiligung des Staates an dem Unternehmen. Die Gespräche seien auf einem "guten Weg", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Regierungskreisen. Es solle nun zügig entschieden werden.
Shop Apotheke wird optimistischer - Corona-Krise treibt Bestellungen
Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke profitiert in der Corona-Krise von hohen Bestellungen und wird für das Jahr etwas zuversichtlicher. Von Januar bis März kletterte der Umsatz auch dank erhöhter Nachfrage während der Covid-19-Pandemie im Jahresvergleich um 33 Prozent auf 232 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Freitag in Venlo mitteilte. "Besonders in diesen schwierigen Zeiten sind Online-Apotheken ein elementarer und ergänzender Bestandteil des Gesundheitssystems", sagte Vorstandschef Stefan Feltens.
Modehändler H&M erwartet wegen Corona-Pandemie Verlust im 2. Quartal
Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (H&M ) rechnet aufgrund der negativen Effekte durch die Coronavirus-Pandemie mit einem Verlust im zweiten Quartal. Der Umsatz sei im März in lokalen Währungen um fast die Hälfte eingebrochen, wie H&M am Freitag in Stockholm bei der Vorlage seiner Zahlen für das erste Quartal (Dezember bis Februar) mitteilte. Die Aktie reagierte dennoch zum Handelsstart mit einem kräftigen Kurssprung. Seit Beginn der Corona-Krise hat sich das Papier aber praktisch halbiert im Wert.
dpa-AFX/rtr/ak