Die deutsche Börse profitierte am Freitag nach wie vor von der Zinsentscheidung der Währungshüter am Vortag. Die EZB habe mit der Wiederaufnahme der Anleihekäufe und großzügigen Billig-Krediten für die Geschäftsbanken das klare Signal gesendet, alles zur Ankurbelung der Wirtschaft tun zu wollen, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Das schüre Konjunkturoptimismus. Anleger wurden von der optimistischen Stimmung wieder an die europäischen Aktienmärkte gelockt.

Auch im US-Handelsstreit mit China gab es Entspannungssignale, die die Aktienmärkte anschoben. So hat US-Präsident Donald Trump verkündet, er könne sich ein vorläufiges Handelsabkommen mit China vorstellen. Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners riet jedoch zur Vorsicht: "Zu oft wurde Hoffnung im Handelsstreit in den vergangenen Monaten bitter enttäuscht."

Am Devisenmarkt verteuerte sich der Euro trotz der EZB-Zinssenkung und der frischen Geldspritzen um 0,4 Prozent auf 1,1103 Dollar. Das Pfund Sterling legte sogar ein Prozent auf 1,2450 Dollar zu.

Trotz der Anhebung der Strafzinsen für Banken durch die EZB rechnet der deutsche Bankenverband BdB künftig mit geringeren Belastungen für deutsche Geldhäuser. Das äußerte sich für die Deutsche Bank und die Commerzbank am Freitag mit Kursgewinnen von 2,8 beziehungsweise 4,6 Prozent. "Die EZB lindert die Auswirkungen des negativen Einlagezinses ab, indem sie einen signifikanten Anteil der Bankeinlagen von den Negativzinsen ausnimmt und den Geldhäusern ein großzügiges langfristiges Liquiditäts-Angebot macht", sagte Florian Hense, Volkswirt der Berenberg Bank. Der Branchenverband BdB taxiert die Einsparungen durch den Staffelzins für die heimischen Institute auf 500 Millionen Euro.

Zum Handelsschluss standen Covestro und Deutsche Bank an der Spitze des DAX. Als Schlusslichter verabschiedeten sich Beiersdorf und RWE ins Wochenende.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war.


Kone-Chef schlägt Thyssenkrupp-Beteiligung bei Aufzugfusion vor
Der Chef des finnischen Aufzugherstellers Kone will eine vollständige Fusion mit dem Konkurrenzgeschäft von Thyssenkrupp. Dabei hätte er die Essener gerne als "bedeutenden Aktionär" des neuen Konzerns an Bord, wie Henrik Ehrnrooth am Freitag der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Thyssenkrupp bereitet einen Verkauf eines Anteils an seinem als Perle geltenden Aufzuggeschäft vor - entweder an einen Interessenten oder über eine Notierung an der Börse.

VW-Konzern wird im August weniger Autos los
Sinkende Autoverkäufe vor allem in Europa und China haben die Auslieferungen des VW-Konzerns im August ins Minus gedrückt. Die Kunden erhielten insgesamt 3,1 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahresmonat, zuletzt waren es 848 600 Stück, wie die Wolfsburger am Freitag berichteten. Rückgänge in Europa (-3,4 Prozent) und Deutschland (-3,6 Prozent) waren dabei bereits erwartet worden, weil im August 2018 viele Verbraucher vor dem Start des neuen Abgas-Testverfahrens WLTP noch Autos zum älteren Standard sowie mit hohen Rabatten gekauft hatten.

IG Metall lehnt Osram-Übernahme durch AMS weiter ab
Die IG Metall will aus Sorge um die Arbeitsplätze eine Übernahme des Beleuchtungsherstellers Osram durch den österreichischen AMS-Konzern weiter verhindern. Die Gewerkschaft bekräftigte am Freitag ihren Widerstand gegen die befürchtete Filetierung des Münchner Traditionsunternehmens durch den Sensorhersteller aus der Steiermark.

Rechnungshof warnt vor wachsenden Finanzproblemen bei der Bahn
Der Bundesrechnungshof hat angesichts der Gewinneinbrüche bei der Deutschen Bahn vor wachsenden finanziellen Problemen gewarnt. Dem bundeseigenen Konzern fehlten allein in diesem Jahr mehrere Milliarden Euro, die Verschuldung sei gestiegen, schreiben die Prüfer in einem Bericht an den Bundestag. Das Dokument liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Prüfer gehen davon aus, dass die Erträge weiter zurückgehen. Der Handlungsbedarf für den Bund verschärfe sich.

LSE lehnt Kaufangebot der Börse Hong Kong ab - 'fundamentale Schwachstellen'
Die London Stock Exchange hat die Übernahmeofferte des Betreibers der Börse in Hong Kong HKEX formal zurückgewiesen. Der Vorstand habe grundlegende Bedenken in Bezug auf verschiedene Schlüsselaspekte bei dem Angebot und es deswegen einstimmig abgelehnt, teilte das britische Unternehmen am Freitag in einer Pflichtmitteilung mit. Weil es fundamentale Schwachstellen gebe, sehe man darüber hinaus keine Vorteile in einem weiteren Engagement, hieß es weiter.

Gazprom muss Gasmengen auf ostdeutscher Pipeline runterfahren
Der russische Energiekonzern Gazprom darf auf einer Leitung quer durch Ostdeutschland nicht mehr so viel Gas transportieren wie bisher. Wie die Bundesnetzagentur als zuständige Regulierungsbehörde mitteilte, beschloss sie sogenannte Aufsichtsmaßnahmen gegen die Betreiberfirma Opal Gastransport und gegen Gazprom. Bisher darf Gazprom 80 Prozent der Leitungskapazitäten nutzen, muss einen Teil davon aber am Markt verkaufen. Künftig dürfen die Russen nur noch 40 Prozent nutzen, dies aber komplett in eigener Regie.

WeWork strebt Notierung an der US-Börse Nasdaq an
Der Büroraum-Anbieter WeWork strebt eine Notierung an der US-Börse Nasdaq an und kündigt gleichzeitig verschiedene Veränderungen im Machtgefüge an. In einer Mitteilung vom Freitag kündigte WeWork an, seine Aktien mit 20-fachem Stimmrecht auf ein 10-faches Stimmrecht zu begrenzen. Zudem soll kein Familienmitglied des Co-Gründers Adam Neumann im Vorstand sitzen. Laut den ursprünglichen Plänen hätte Neumann die Mehrheit gehabt.

Rib Software setzt sich nochmals höhere Ziele - Aktie legt zu
Der Bausoftwarehersteller RIB Software hat seine Jahresziele dank guter Geschäfte und eines abgeschlossenen Auftrags ein weiteres Mal hochgeschraubt. Die Geschäftsführung erwartet nun für 2019 einen Umsatz von 210 bis 225 Millionen Euro. Bisher waren 200 bis 220 Millionen Euro angesetzt. Auch der Ausblick für das operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich erneut. Waren es bisher 45 bis 50 Millionen Euro, lautet das neue Ziel 46 bis 52 Millionen Euro. Wie der Konzern mitteilte, sind die bisherige Geschäftsentwicklung und der Abschluss eines Auftrags mit der österreichischen Baugesellschaft Swietelsky Grund für den frischen Optimismus.

Neue Sicherheitspanne am Airport München
Nach mehreren Sicherheitspannen in der Vergangenheit ist am Münchner Flughafen erneut ein Mensch unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt. Die Polizei sperrte daraufhin am Freitagmorgen Teile des Terminal 1. Mehrere Abflüge wurden gestoppt. Ein Mann sei durch eine alarmgesicherte Tür gegangen und nicht wie erforderlich durch die Sicherheitskontrolle, teilte die Bundespolizei mit. Alle Passagiere duften im Sicherheitsbereich bleiben und mussten nicht erneut kontrolliert werden.

rtr/dpa-AFX/iw