Der DAX tut sich nach der Unterzeichnung des ersten Handelsabkommens zwischen den USA und China mit einer Richtungsfindung weiter schwer. Investment-Chef Mark Haefele vom Vermögensverwalter UBS sagte, der erste Deal im Handelsstreit beruhige, bedeute aber noch kein Ende der Spannungen. Schwache Autowerte belasteten den deutschen Aktienmarkt am Donnerstagnachmittag zusätzlich.

Nach der Unterzeichnung des Handels-Teilabkommens richtet sich das Augenmerk der Investoren nun auf die Gespräche über eine zweite Vereinbarung zwischen den beiden weltweit führenden Wirtschaftsmächten. Den Anlegern sei klar, dass es bis dahin holprig werden könne, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Auf diesem langen Weg ist jederzeit eines Eskalation des Konfliktes möglich."

Zudem stehe die Frage im Raum, ob die USA sich nun wieder stärker auf ihren Zollstreit mit Europa konzentrieren könnten, sagte Stratege Neil Wilson vom Broker Markets.Com. Anleger ließen angesichts entsprechender Spekulationen die Finger von europäischen Autoaktien. Continental-Aktien rutschten in den unteren Bereich des DAX. Der Sektorindex fiel um 1,6 Prozent. Volkswagen zählten mit einem Minus von rund zwei Prozent zu den Schlusslichtern im deutschen Leitindex, BMW und Daimler lagen bis zu 1,6 Prozent im Minus. Medienberichte, wonach die US-Regierung mit Strafzöllen auf Autos aus der EU drohen könnte, um im Atomstreit mit dem Iran Druck auf Europas Regierungen zu machen, trübte die Stimmung im Autosektor zusätzlich.

Die DAX-Spitze erreichte am Donnerstag Wirecard. Die Papiere des Zahlungsabwicklers setzten ihren Erholungskurs fort und gewannen bis zu 8,5 Prozent. Mit 131,55 Euro erreichten sie den höchsten Stand seit gut drei Monaten. Zweitstärkster Wert im DAX war RWE. Die Aktien des Energieversorgers profitieren von der Aussicht auf Milliardenentschädigungen für das vorzeitige Abschalten ihrer Kohlekraftanlagen. DAX-Schlusslichter waren die Autobauer und -zulieferer Continental, BMW und Volkswagen.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Beiersdorf setzt dank Nivea und Eucerin mehr um
Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf hat im vergangenen Jahr dank guter Geschäfte mit seinen Hautpflegemarken Nivea, Eucerin und La Prairie zugelegt. Der Umsatz stieg um 5,8 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Organisch - sprich bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe - lag das Plus bei 4,1 Prozent und damit im Rahmen der Prognose von 3 bis 5 Prozent Wachstum. Die Aktie fiel im vorbörslichen Handel zunächst um rund ein halbes Prozent.

Varta schafft durch Produktionsausbau 600 neue Arbeitsplätze
Der Batteriehersteller Varta drückt beim Ausbau seiner Produktion aufs Tempo. Um dem rasant steigenden Bedarf nach Lithium-Ionen-Zellen zu decken, will das Unternehmen künftig noch mehr Batterien herstellen als ursprünglich geplant. Dafür schafft Varta rund 600 neue Arbeitsplätze in Deutschland, wie das Unternehmen am Donnerstag in Ellwangen ankündigte. An der Börse legte die Aktie nach der Nachricht kräftig zu.

Delivery Hero besorgt sich Milliarden am Kapitalmarkt
Der Essenslieferant Delivery Hero hat sich am Kapitalmarkt frisches Geld besorgt. Mit der Platzierung von Wandelschuldverschreibungen sowie durch eine Kapitalerhöhung nahm das Unternehmen insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro ein, wie Delivery Hero am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das war etwas mehr als ursprünglich mit rund 2,1 Milliarden Euro anvisiert.

Hellofresh übertrifft eigene Ziele - Aktie auf Rekordhoch
Der Kochboxenversender Hellofresh hat 2019 dank eines Booms bei Online-Essensbestellungen seine eigenen Erwartungen übertroffen. Der Umsatz werde vorläufigen Berechnungen zufolge bei 1,808 bis 1,811 Milliarden Euro liegen, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend in Berlin mit. Währungsbereinigt entspricht dies einem Plus von etwa 36 Prozent. Zuletzt hatte Hellofresh mit einem Zuwachs von 31 bis 33 Prozent gerechnet. Mit gut einer Milliarde Euro stammt der Großteil der Erlöse aus dem Geschäft in den USA.

RWE: Braunkohle-Entschädigung deckt nicht unseren Schaden
Der Energiekonzern RWE sieht sich durch die Vereinbarungen zum Kohleausstieg weit über die ursprünglichen Erwartungen hinaus belastet. "Wir werden deutlich mehr Kraftwerkskapazität in deutlich kürzerer Zeit vom Netz nehmen müssen, als wir ursprünglich erwartet hatten", sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

VW-Chef Diess zum Wandel der Autobranche: 'Sturm geht jetzt erst los'
VW-Chef Herbert Diess hat die Manager seines Konzerns davor gewarnt, sich angesichts des massiven Umbruchs in der Autobranche auf den derzeit noch guten Zahlen auszuruhen. "Alles in allem: Gute Entwicklungen", meinte er am Donnerstag in einer Rede vor Führungskräften zur aktuellen Lage bei Volkswagen. "Aber zur Ehrlichkeit gehört auch: Der Sturm geht jetzt erst los."

BMW-Stammwerk pausiert für Umstellung auf i4-Elektroauto
BMW schließt sein Stammwerk in München im Sommer sechs Wochen lang. In dieser Zeit werde es für den Bau des neuen vollelektrischen BMW i4 umgerüstet, der nächstes Jahr in Serie gehen soll, sagte Unternehmenssprecher Frank Wienstroth am Donnerstag und bestätigte einen Bericht der "Bild"-Zeitung" (Donnerstag). Künftig will BMW je nach Entwicklung der Nachfrage Verbrenner, Elektro- oder Hybridfahrzeuge auf einem Band bauen. "München ist Vorreiter bei der Integration der E-Fahrzeuge in die Produktion", sagte Wienstroth.

Absatz bei Opel-Mutter PSA bricht um zehn Prozent ein
Der Absatz des Opel-Mutterkonzerns PSA ist im vergangenen Jahr um zehn Prozent eingebrochen. Der Hersteller mit den französischen Traditionsmarken Peugeot und Citroën verkaufte nach eigenen Angaben vom Donnerstag weltweit 3,49 Millionen Fahrzeuge. Im Jahr 2018 waren es noch 3,88 Millionen Fahrzeuge gewesen. Bereinigt um den Iran, wo der Konzern seine Aktivitäten eingestellt hatte, betrug das Absatzminus im vergangenen Jahr 6,6 Prozent.

Primark-Mutter AB Foods startet mit Umsatzplus ins Geschäftsjahr
Der britische Mischkonzern Associated British Foods hat seine Erlöse im ersten Geschäftsquartal in fast allen Sparten gesteigert. In den 16 Wochen bis zum 4. Januar legte der Gesamtumsatz der Primark-Mutter währungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent zu, wie der Konzern am Donnerstag in London mitteilte. Inklusive Wechselkurseffekten belief sich das Plus auf 3 Prozent. Das Geschäftsjahr von AB Foods läuft von Mitte September bis Mitte August.

Evotec mit neuer Partnerschaft im US-Geschäft
Das Hamburger Biotechunternehmen Evotec treibt den Ausbau seiner Geschäfte in Nordamerika weiter voran. Die in Seattle ansässige Tochter Just - Evotec Biologics wird künftig mit dem Antikörper-Spezialisten Oncoresponse zusammenarbeiten, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in der Hansestadt mitteilte. Dabei wird die Evotec-Tochter ihre hauseigene Technologieplattform für die Forschung zur Verfügung stellen, um den wichtigsten Produktkandidaten des Partners so schnellstmöglich in die klinische Testphase am Menschen zu bringen.

Zughersteller Alstom verbucht mehr Umsatz und Aufträge
Beim französischen Alstom-Konzern haben sich die die Auftragsbücher im dritten Geschäftsquartal kräftig gefüllt. Von Oktober bis Dezember zog der Zughersteller neue Aufträge für 3,6 Milliarden Euro unter anderem aus Großbritannien, Frankreich und Australien an Land, wie das Unternehmen am Donnerstag in Paris mitteilte. Das war der höchste Wert in einem Quartal im bisherigen Geschäftsjahr 2019/20 und ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von rund 5 Prozent.

rtr/dpa-AFX/iw