Nach einem Wochengewinn von rund vier Prozent waren die Anleger am Freitag etwas zurückhaltender. Für Verunsicherung sorgten die weiterhin steigenden Infektionen mit dem Coronavirus. "Die Unsicherheit über die Ausbreitung und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft bleibt hoch und wird die Finanzmärkte auch in den nächsten Wochen beschäftigen", sagte Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank. Die Experten des Bankhauses Metzler warnen Investoren denn auch weiter davor, "die Auswirkungen in einer hochgradig verflochtenen Weltwirtschaft zu unterschätzen". Zuvor hatten am Freitag auch in Asien die Börsen wieder den Rückwärtsgang eingelegt.

Ermutigende Firmenbilanzen verhinderten am Freitag jedoch größere Kursverluste. Insgesamt bilde die europäische Bilanzsaison ein Gegengewicht zu den Virussorgen, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Mehr als die Hälfte der Unternehmen übertrafen die Gewinnerwartungen bisher - gut 40 Prozent der Konzerne sogar um mehr als fünf Prozent. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die europäischen Konzerne ihre Gewinne im Schlussquartal 2019 um knapp 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern konnten."

Der US-Arbeitsmarkt präsentierte sich mit einem überraschend starken Stellenaufbau im Januar robust, wobei das Lohnwachstum im Januar hinter den Erwartungen herhinkte. Die deutsche Industrieproduktion sank hingegen so stark wie zuletzt 2009. Eine Trendwende sei angesichts der schwachen Auftragseingänge nicht in Sicht, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die infolge des Coronavirus unterbrochenen Lieferketten werden in den kommenden Monaten noch zu einem weiteren Belastungsfaktor für die deutschen Exporte."

Im Dax ging die jüngste Rally bei der Deutschen Bank weiter. Sie eroberten am Freitag nach mäßigem Start erneut die Indexspitze. Am Vortag waren sie schon um fast 13 Prozent nach oben geschnellt, als in einem ohnehin schon starken Sektorumfeld der Einstieg eines Großaktionärs die Anleger für zusätzlich gute Laune sorgte. Unter den Gewinnern waren außerdem RWE und MTU. Ans DAX-Ende rutschten die Automobilwerte VW, BMW und Daimler. Die Branche spürt zunehmend die Folgen des Virusausbruchs in China.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Machtkampf bei Credit Suisse entschieden: Thiam geht - Rohner bleibt
Entscheidung im Machtkampf bei der Schweizer Großbank Credit Suisse: Der seit Mitte 2015 amtierende Konzernchef und wegen einer Beschattungsaffäre unter Druck stehende Tidjane Thiam tritt zum 14. Februar zurück, wie die Credit Suisse am Freitag in Zürich mitteilte. Er werde die Bank nach der Präsentation der Ergebnisse für 2019 verlassen. Thiams Nachfolger werde Thomas Gottstein. Unterstützung bekam der ebenfalls umstrittene Chef des Verwaltungsrats, Urs Rohner. Er habe den Verwaltungsrat während der turbulenten Zeit in anerkennenswerter Weise geführt. Das Aufsichtsgremium spricht seinem Präsidenten zudem sein volles Vertrauen aus und erwartet, dass dieser sein Amt bis April 2021 ausübt.

Höhere Gewinne und sinkende Umsätze bei Ceconomy
Rekordverkäufe rund um den Black Friday, leere Läden in den zwei Wochen danach: Das wichtige Weihnachtsquartal war für Deutschlands größte Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn ein Wechselbad der Gefühle. Unter dem Strich wurde am Ende von den Kunden weniger gekauft. Doch nicht zuletzt dank eines bereits im April vergangenen Jahres eingeleiteten Sparprogramms stieg der Gewinn des Mutterkonzerns Ceconomy dennoch kräftig, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

SMA Solar peilt 2020 Umsatzmilliarde an - Aktie legt kräftig zu
Der Solarkonzern SMA Solar will nach einem Endspurt 2019 im laufenden Jahr die Umsatzmilliarde knacken. Im vergangenen Jahr legten die Erlöse um ein Fünftel auf rund 915 Millionen Euro zu, wie das SDax-Unternehmen am Freitag in Niestetal bei Kassel bei der Vorlage vorläufiger Jahreszahlen mitteilte. Sie lagen damit deutlich über der Unternehmenprognose. Beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag SMA Solar mit etwa 35 Millionen Euro im Rahmen seiner Ziele. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Fehlbetrag von 69,1 Millionen Euro zu Buche gestanden.

US-Justizminister: USA sollten Nokia und Ericsson unterstützen
Im Kampf gegen eine wirtschaftliche Vormachtstellung Chinas hat US-Justizminister William Barr eine aktive Unterstützung der europäischen Konkurrenz des chinesischen Technologie-Konzerns Huawei ins Gespräch gebracht. Die Vereinigten Staaten sollten ihre "finanziellen Muskeln" spielen lassen, um die skandinavischen 5G-Ausrüster Nokia und Ericsson zu unterstützen, sagte Barr am Donnerstag (Ortszeit) auf einer China-Konferenz des Center for Strategic and International Studies in Washington.

T-Mobile meldet Gewinnsprung und starkes Kundenwachstum
Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns hat zum Jahresende weiter starkes Kundenwachstum verbucht und deutlich besser verdient. Im vierten Quartal kletterte der Gewinn im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 751 Millionen Dollar (684 Mio Euro), wie T-Mobile am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte.

Airbus startet mit Auftragsboom ins Jahr
Der europäische Flugzeugbauer Airbus ist mit einem kräftigen Auftragsschub ins neue Jahr gestartet. Nach Abzug von 22 Stornierungen kamen im Januar Aufträge über 274 neue Verkehrsjets herein, wie das Unternehmen am Donnerstagabend in Toulouse mitteilte. Das entspricht mehr als einem Drittel der Netto-Bestellungen, die Airbus im Gesamtjahr 2019 eingesammelt hatte.

L'Oreal erwartet nur kurzfristig Belastung durch Corona
Der weltgrößte Kosmetikhersteller L'Oreal kann die Folgen des Coronavirus auf die eigenen Geschäfte noch nicht genau bewerten. Die rasante Ausbreitung des Virus werde jedoch kurzfristig den Kosmetikmarkt in China belasten, erklärte das Unternehmen am Donnerstagabend bei der Vorlage der Jahreszahlen nach Börsenschluss in Clichy.

Toyota lässt Werke in China wegen Coronavirus weiter ruhen
Toyota hat die Wiederinbetriebnahme vier großer Werke in China wegen der Ausbreitung des Coronavirus erneut verschoben. Wie der größte japanische Autohersteller am Freitag mitteilte, wird die Produktion dort bis mindestens Anfang übernächster Woche (17. Februar) stillstehen. Toyota hatte vergangene Woche angekündigt, den Betriebsbeginn der vier Werke in China nach dem chinesischen Neujahr zunächst bis kommenden Montag zu verschieben. Dies hatten die chinesischen Behörden angeordnet.

Uber wächst weiter kräftig - macht aber noch mehr Verlust
Der Fahrdienst-Vermittler Uber hat zu Jahresende starkes Wachstum verzeichnet, ist aber noch tiefer in die roten Zahlen geraten. Unterm Strich ergab sich in den drei Monaten bis Ende Dezember ein Minus von 1,1 Milliarden Dollar (1,0 Mrd Euro), wie Uber am Donnerstag nach US-Börsenschluss in San Francisco mitteilte. Vor einem Jahr hatte der Verlust 887 Millionen Dollar betragen.

Größte Klage gegen das Lkw-Kartell abgewiesen
Die mit Abstand größte Schadenersatz-Klage gegen das europäische Lkw-Kartell ist gescheitert. Das Landgericht München hat am Freitag entschieden, dass die 867-Millionen-Euro Klage rechtlich nicht zulässig ist: Sie verstößt laut Urteil gegen das Rechtsdienstleistungsgesetz.

Kläger gegen das Lkw-Kartell kündigt Berufung an
Das größte Schadenersatz-Verfahren gegen das europäische Lkw-Kartell geht in die nächste Instanz. Nachdem das Landgericht München die Schadenersatz-Klage über 867 Millionen Euro am Freitag abgewiesen hat, kündigte die Klägerin, die Inkassofirma Financialright, sofort Berufung an.

rtr/dpa-AFX/iw