Vor den wichtigen Quartalszahlen in dieser Woche kommt der DAX nicht richtig vorwärts - er fällt aber auch nicht. Zudem stehen die Aktien von Deutsche Telekom, SAP und Deutsche Bank im Fokus. Was Anleger jetzt wissen müssen.
Vor einer Flut an Firmenbilanzen halten sich Europas Anleger zum Wochenstart mit Aktienkäufen zurück. Der deutsche Leitindex DAX notierte am Montagnachmittag leicht fester bei 15.890 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, trat bei 4408 Zählern auf der Stelle. "Trotz zahlreicher Ausbruchsversuche nach oben hat sich der Deutsche Aktienindex in den vergangenen drei April-Wochen nicht wirklich vom Fleck bewegt", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets.
Frische Impulse erhoffen sich Börsianer von den anstehenden Quartalszahlen. "Mit Apple, Amazon, Alphabet, Meta und Microsoft stehen die Big Techs im US-Technologieindex in den Startlöchern", konstatierte Christian Henke vom Finanzdienstleister IG. Bei guten Unternehmenszahlen könnten die Giganten nicht nur den Nasdaq, sondern auch die weltweiten Indizes beflügeln. "Beim Dax wäre dann der Sprung über die 16.000-Punkte-Marke möglich."
Wenig Spuren an der Börse hinterließ der mit Spannung erwartete Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts. Das Barometer legte zwar zum sechsten Mal in Folge zu, blieb aber hinter den Erwartungen von Ökonomen zurück. Die Stimmung ist dennoch so gut wie seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 nicht mehr. "Die Sorgen der deutschen Unternehmen lassen nach, aber der Konjunktur fehlt es an Dynamik", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Bei den Einzelwerten stand die Aktie von Software AG im Rampenlicht. Die US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake will den zweitgrößten Softwarehersteller Deutschlands übernehmen. Die Titel des Darmstädter Unternehmens sprangen um knapp 50 Prozent auf 29,80 Euro. Silver Lake bietet 30 Euro je Aktie. Später am Montag wird das Management das Angebot den Aktionären vorlegen. "Bei diesem Kursaufschlag stehen die Chancen für eine Annahme außerordentlich gut", sagte Molnar. Lesen Sie hier mehr zur Software AG: Aktie der Software AG springt um 50 Prozent – jetzt aussteigen?
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Montag
Am Montagnachmittag befinden sich die Aktien von Siemens Healthineers mit plus 3,69 Prozent an der DAX-Spitze. Dahinter folgen die Papiere von Brenntag mit plus 2,64 Prozent und von Sartorius mit plus 2,43 Prozent.
Auf der anderen Seite des DAX verlieren die Papiere von Deutsche Telekom mit minus 1,45 Prozent deutlich, ebenso wie Henkel mit minus 1,54 Prozent und SAP mit minus 0,92 Prozent.
Auch US-Börsen sorgen sich vor Quartalszahlen
Vor den anstehenden Quartalszahlen der großen US-Technologiefirmen haben sich die Anleger an der Wall Street nicht aus der Deckung gewagt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 eröffneten am Montag jeweils leicht schwächer bei 33.804 beziehungsweise 4133 Punkten. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq gab zur Eröffnung 0,2 Prozent auf 12.055 Zähler nach.
In dieser Woche gewähren US-Tech-Giganten wie Amazon, Alphabet und Microsoft Einblick in ihre Bücher. Diese Unternehmen müssten nicht nur die Erwartungen übertreffen, sondern auch eine erneute Beschleunigung des Gewinnwachstums im zweiten Quartal und darüber hinaus vorhersagen, sagte Nicholas Colas von DataTrek Research. "Das ist es, wonach die Börse sucht."
Bei den Einzelwerten trieben überraschend starke Quartalszahlen die Anteilsscheine von Coca-Cola um rund ein Prozent nach oben. Auch mehrfache Preiserhöhungen konnten der Nachfrage des von Coca-Cola und Rivale PepsiCo dominierten Marktes nichts anhaben. Dagegen rutschten die Aktien von Bed Bath & Beyond mehr als 20 Prozent ab, nachdem der angeschlagene Einzelhändler für Haushaltswaren Insolvenz (Chapter 11) nach US-Recht angemeldet hat.
Ölpreise am Montag unter Druck
Am Rohölmarkt belasteten unterdessen die unsicheren Nachfrageaussichten die Preise. Die Sorte Brent aus der Nordsee und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein halbes Prozent auf 81,33 und 77,66 Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch Industriemetalle wie Zink, Blei, Nickel und Aluminium verloren jeweils mehr als ein Prozent. Grund seien vor allem Zins- und Rezessionsängste nach durchwachsenen US-Wirtschaftszahlen und enttäuschenden Geschäftsergebnissen von Netflix und Tesla in der vergangenen Woche, sagte Analystin Tina Teng vom Broker CMC Markets.
Auf lange Sicht rechnen Analysten und Händler jedoch weiter mit steigenden Ölpreisen. Vor allem die geplante Förderkürzung des Ölverbunds Opec+ ab Mai und die Aussicht auf eine Erholung der Nachfrage aus China in der zweiten Jahreshälfte dürften das "schwarze Gold" letztendlich nach oben treiben, sagte Sugandha Sachdeva, ein unabhängiger Ölmarktexperte.
(Mit Material von Reuters)