von Index Radar




Chart 1 - DAX-Performance über 43 Handelstage





Die seit dem Jahr 2009 laufenden massiven Interventionen der wichtigsten Notenbanken haben auch an den Aktienmärkten deutliche Spuren hinterlassen. Fundamentale Faktoren sind in den vergangenen Jahren eher in den Hintergrund gerückt, während sich eine liquiditätsgetriebene Hausse entfaltete. Ausgehend vom Tief am 9. März 2009 bei 3589 kletterte der DAX um rund 220 Prozent. Eine beeindruckende Erfolgsstory, aber keine Bestmarke in der noch recht kurzen Historie. Ausgehend von 1982 legte der Index in den folgenden sieben Jahren um 313 Prozent zu, die Rally ab 1992 ließ den deutschen Aktienmarkt sogar in ebenfalls rund sieben Jahren um 470 Prozent steigen. Vor allem das siebte Jahr erwies sich in beiden Phasen bisher als sehr positiv. 1988/89 stieg der Markt um 33 Prozent, 1998/99 rückte der DAX um 29 Prozent vor. Langfristig betrachtet wäre somit noch etwas Luft nach oben.

Zunächst aber dürfte eine längst überfällige Atempause auf der Agenda stehen. Wir hatten in den vergangenen Ausgaben bereits mehrfach auf die gefährlich weite Differenz zum 200-Tage-Durchschnitt hingewiesen. Aber nicht nur der große Abstand spricht für eine Konsolidierung, auch der steile Anstieg seit dem Jahrestief vom 6. Januar bei 9470 stellt ein Warnsignal dar. Der erste Chart zeigt den DAX seit Beginn der Rally im Frühjahr 2009 sowie darunter die jeweilige Performance über eine Periode von 43 Handelstagen.

Zu Wochenbeginn waren 43 Handelstage seit dem Jahrestief vergangenen, der DAX legte in dieser Zeit um rund 22 Prozent zu. Ein vergleichbarer Kursanstieg in einer so kurzen Zeitspanne findet sich nur sehr selten. Abgesehen von der technischen Gegenbewegung nach dem Crash in 2008/09, die als Sondersituation gewertet werden muss, zeigte der Index in der untersuchten Periode nur zwei Mal eine Performance von 22 Prozent: Mitte September 2009 sowie Ende Februar 2012. Bei beiden Rally-Phasen entsprach dies zugleich dem Maximalwert in der jeweiligen Zeitspanne.

Im Anschluss kam es allerdings zu unterschiedlichen Kursreaktionen - ein wichtiger Hinweis um die aktuelle Ausgangslage einzuschätzen. Ende 2010 baute der DAX die stark überkaufte Lage über eine Seitwärtsbewegung ab (blaue Markierung). Anfang 2012 erfolgte hingegen eine Konsolidierung über die Preisachse, der Markt korrigierte um rund 17 Prozent (rote Markierung). Auch jetzt muss es nicht zwingend zu deutlichen Kursverlusten kommen. Sollte die Mehrzahl der investierten Anleger zu der Einschätzung gelangen, dass die weiteren Aussichten positiv sind, werden kaum Buchgewinne realisiert. In einem solchen Umfeld nutzen Schnäppchenjäger selbst kleine Kursrücksetzer sofort zum Einstieg. Wichtig ist es daher darauf zu achten, wie der Markt auf Gewinnmitnahmen reagiert.

Der kleine Rücksetzer am Dienstag sollte noch nicht überbewertet werden. Bisher kann lediglich festgehalten werden, dass selbst die Optimisten den DAX ab Kursen von 11.600 aktuell nicht mehr als attraktiv einschätzen. Im hochaufgelösten Fünf-Minuten-Chart hält sich der Schaden aber noch in Grenzen. Blicken wir zunächst auf die Oberseite.

Wie bereits zum Monatswechsel bildeten sich zwei Tageshochs auf ähnlicher Höhe aus. Da der Bereich auch an einer runden Chartmarke liegt (11.600), könnten Anleger bei einem erneuten Anstieg wieder zu Gewinnmitnahmen tendieren. Noch ist die Relevanz der Zone aber eher gering, erst ab einem dritten erfolglosen Test verdichten sich die Anzeichen für eine Barriere. Als Schwächesignal fällt im Chart eine kleine Serie von zwei fallenden Hochpunkten auf, die in den vergangenen drei Tagen ausgebildet wurden. Dem steht die bisher sehr zuverlässige Nachfragezone zwischen 11.410 bis 11.465 entgegen. Seit Monatsbeginn lockte der Bereich bereits mehrfach neue Käufer an.

Damit sind die wichtigsten Handelsmarken im kurzfristigen Bereich definiert. Steigt der DAX über das gestrige Nachmittags-Hoch und anschließend über 11.600, können Anleger mit prozyklischen Long-Positionen - mit hohem Hebel - auf weiter steigende Kurse bis an die nächste Hundertermarke setzen. Alternativ kann bei einem erneuten Rücksetzer in den Bereich 11.410 / 11.465 auf steigende Kurse gesetzt werden, hier sollte die Position aber eng abgesichert werden. Sehr spekulative Short-Engagements bieten sich an, falls der DAX erneut an der 11.600 scheitern sollte. Wer lieber etwas weniger aggressiv agieren möchte, wartet einen Ausbruch aus dem Trendkanal ab. Die Untergrenze verläuft heute im Bereich um 11.400. Darunter liegt die nächste Zielmarke bei 11.300.


Chart 2 - Fünf-Minuten-Chart des DAX



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zu - und jetzt wieder - erreicht, daher erfolgte die jüngste Korrektur aus dieser Perspektive nicht allzu überraschend. Und auch die nächste Pause ist dadurch vorprogrammiert.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.790 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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