Nun hielten die Anleger die Füße still: "Viele haben Angst, zu früh zu kaufen. Und mindestens genau so viele haben Angst, ihre Aktien jetzt zum falschen Zeitpunkt zu verkaufen." Auch in den USA signalisierten die Futures einen schwächeren Handelsstart.

Unbehagen bereitete Investoren vor allem der ungelöste Zollstreit zwischen den USA und China. Am Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump die für September geplante nächste Verhandlungsrunde zur Beilegung des Konflikts infrage gestellt. Sein Handelsberater Peter Navarro betonte dagegen, die Gespräche würden wie geplant fortgesetzt. Die US-Bank Goldman Sachs rechnet nun nicht mehr damit, dass der Handelskonflikt vor der US-Präsidentschaftswahl 2020 beigelegt werden kann. Das dürfte das Wachstum in den USA bremsen: Die Experten rechnen nun nur noch mit einem Plus von hochgerechnet 1,8 Prozent im vierten Quartal, bislang hatten sie 2,0 Prozent vorhergesagt.

Außerdem blickten Börsianer in Richtung Rom: Für gute Stimmung sorgte die Ratingagentur Fitch mit ihrer Entscheidung vom Freitagabend: "Fitch hat sein Rating unverändert gelassen, und einige Marktteilnehmer könnten nun darauf wetten, dass sich Neuwahlen verzögern", sagte Sebastian Fellechner, Anleihestratege bei der DZ Bank. Lega-Chef und Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini strebt Neuwahlen an, im Senat wollen die Fraktionschefs über einen Termin für den geplanten Misstrauensantrag gegen die Regierung beraten. Doch der Widerstand gegen Neuwahlen wächst. Anleger deckten sich wieder mit italienischen Staatsanleihen ein, die sie am Freitag aus den Depots geworfen hatten. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,735 von 1,826 Prozent.

Die Spannungen in Hongkong treiben nach Einschätzungen der Commerzbank den Dollar-Kurs nach oben. Der Euro sackte im Gegenzug um bis zu 0,3 Prozent auf 1,1160 Dollar ab. Hintergrund seien die jüngsten Nachrichten aus Hongkong, wo sich die Lage nach Äußerung eines chinesischen Regierungsvertreters an einem kritischen Scheidepunkt befinde, sagte Ulrich Leuchtmann, Chef-Devisenanalyst bei der Commerzbank: "Bei politischen Unsicherheiten ist es ein Reflex des Marktes, Dollar zu kaufen."

AMS WILL FINANZINVESTOREN AUSSTECHEN UND OSRAM ÜBERNEHMEN


Bei den Aktienwerten rückte Osram ins Rampenlicht. Angesichts eines geplanten Übernahmeangebots des österreichischen Apple-Zulieferers AMS von 38,50 Euro je Aktie legten die Titel des deutschen Lichttechnik-Konzerns mehr als elf Prozent auf 35,35 Euro zu. Die in der Schweiz notierten AMS-Papiere verloren dagegen bis zu 11,9 Prozent. Die Übernahme sei zwar strategisch sinnvoll und werde AMS zusätzliche Gewinne bescheren, schrieb Analyst Christian Sandherr vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Da viele Großaktionäre aber über dem aktuellen Kurs bei Osram eingestiegen seien, werde AMS die Offerte eventuell nachbessern müssen.

In London stürzten die Papiere von Thomas Cook zeitweise um mehr als 35 Prozent ab. Der angeschlagene Tourismus-Pionier benötigt eine Kapitalspritze von insgesamt umgerechnet rund einer Milliarde Euro. Die Gespräche mit Anlegern seien bereits weit fortgeschritten.

rtr