"Einerseits wird der Markt von der Rally an der Wall Street und der Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik gestützt" fasste Marktstratege Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader zusammen. "Andererseits nehmen die Konjunktursorgen zu, und die Erwartungen für die aktuelle Berichtssaison sinken." Sorgen bereitete Investoren die erneute Drohung von US-Präsident Donald Trump mit zusätzlichen Strafzöllen auf chinesische Waren. Es sei noch "ein langer Weg" bis zu einer Einigung im Handelsstreit. "Trump wird sicherlich nicht unmittelbar versuchen, zusätzliche Zölle einzuführen", sagte Experte Thomas Altmann von QC Partners. Er wolle offenbar den Druck erhöhen, um die Regierung in Peking zu einer Einigung zu drängen.


DÜSTERE MARGENAUSBLICKE LASTEN AUF STAHLWERTEN

Daneben standen US-Firmenbilanzen im Fokus der Anleger. Bank of America notierte vorbörslich etwas schwächer. Das Geldhaus fuhr im zweiten Quartal zwar dank einer steigenden Kreditvergabe einen höheren Gewinn ein, allerdings schrumpfte die Zinsmarge im Vergleich zum Vorquartal. Am Mittwoch wollten zudem noch der IT-Konzern IBM und die Online-Videothek Netflix ihre Bücher öffnen.

Bei den europäischen Aktien gehörten Stahlwerte zu den Verlierern. ArcelorMittal, Thyssenkrupp und Voestalpine büßten bis zu 3,8 Prozent ein. Die Margenschwäche in dem Sektor habe im zweiten Quartal und bis in den Sommer hinein angehalten, schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies in einer Branchenstudie. Vor allem die enttäuschende Stahlnachfrage mindere die Profitabilität der Hersteller. Die Salzgitter-Papiere fielen um mehr als fünf Prozent, nachdem die Deutsche Bank die Bewertung auf "Hold" von "Buy" herunterschraubte.


PFUND ERNEUT AUF TALFAHRT

Chipwerte waren hingegen gefragt. Die Stimmung hellten besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen von ASML auf. Die Aktien des niederländischen Chipausrüsters kletterten in Amsterdam um bis zu 5,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 194 Euro. Auch Dialog Semiconductor glänzte mit starken Zahlen, die Titel waren mit 38,65 Euro so teuer wie zuletzt vor mehr als eineinhalb Jahren. Das Geschäft des deutsch-britischen Chip-Entwicklers laufe besser als erwartet und besser als bei der Konkurrenz, schrieb DZ Bank-Analyst Harald Schnitzer. "Entscheidend wird nun sein, ob Dialog den Ausblick für das zweite Halbjahr anhebt."

Am Devisenmarkt drückte die wieder wachsende Furcht vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU das Pfund Sterling auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 1,2380 Dollar. Beide Kandidaten für die Nachfolge von Premierministerin Theresa May, Außenminister Jeremy Hunt und sein Vorgänger Boris Johnson, lehnten die mit der EU ausgehandelte Regelung für die Grenze der britischen Provinz Nordirland zur Republik Irland ab, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Der bisherige Brexit-Deal wäre damit ein für alle Mal tot und ein 'No Deal' in greifbarer Nähe."

rtr