Mit dieser Strategie behaupten sich die Frankfurter in einem zusehends vom Gigantismus geprägten Investmentfeld. Seit Jahren nimmt die Zahl der handelbaren ETFs sowie das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AuM) massiv zu. Weltweit lag per Ende 2015 eine Kapitalsumme von 2,9 Billionen US-Dollar in börsengehandelten Indexfonds. In den vergangenen zehn Jahren verbuchte der Sektor ein durchschnittliches Wachstum von 19 Prozent. Die ETF-Menge nahm in diesem Zeitraum im Mittel sogar um mehr als ein Fünftel zu. Mittlerweile stehen weltweit rund 4400 Produkte zur Verfügung.
Geht es nach den Analysten von Deutsche Bank Markets Research, ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. "Wir erwarten, dass die ETF-Industrie 2016 starkes Wachstum erfährt", schreiben die Experten in ihrem Ausblick. Dominique Riedl, Geschäftsführer und Mitgründer der Informationsplattform justETF, stößt ins gleiche Horn: "Wir erwarten keine Konsolidierung, sondern vielmehr den Markteintritt neuer Anbieter." Seinen Worten zufolge möchten immer mehr Banken in diesem Wachstumsmarkt Präsenz zeigen. Gegenüber traditionellen Publikumsfonds punkten ETFs mit einer einfachen und transparenten Bauweise sowie niedrigen Gebühren. Während etwa ein passiver DAX-Fonds dem Leitindex eins zu eins folgt, hängt der Erfolg aktiv verwalteter Investmentfonds nicht nur vom generellen Auf und Ab der Börsen ab, sondern insbesondere auch von den Fähigkeiten des Managements.
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Der größte Fonds der Welt
Zwar liegt die große Mehrheit des angelegten Kapitals nach wie vor in klassischen Investmentfonds. Doch schon jetzt hat das steigende Interesse an passiven Produkten wahre Investmentriesen entstehen lassen. Das gilt vor allem für die USA: AuM von knapp 386 Milliarden US-Dollar machen den Vanguard Total Stock Market ETF zum derzeit größten Fonds der Welt. Auch auf dem alten Kontinent spielt die Wall Street eine zentrale Rolle. Diesseits des Atlantiks replizieren die beiden schwersten ETFs den US-Markt. An der Spitze steht ein Produkt des globalen Branchenprimus iShares: Aktuell verwaltet der europäische S&P 500-Fonds umgerechnet rund elf Milliarden Euro.
Der größte ETF ist nicht zwingend der günstigste. Obwohl der Anbieter Source das Wall-Street-Barometer gegen eine TER (siehe Glossar) von 0,05 Prozent abbildet und iShares um zwei Basispunkte unterbietet, bewegen sich die AuM bei rund zwei Milliarden Euro. Im Interview (Seite 10) erklärt Managing Director Sascha Specketer, mit welcher Strategie das Londoner ETF-Haus gegenüber dem Marktführer Boden gutmachen will. In jedem Fall zeigt der Vergleich, dass die Gebühren nicht der einzige Wachstumstreiber sind. Vielmehr profitieren Platzhirsche wie iShares oder das Deutsche-Bank-Label db X-trackers davon, dass sie früh in diesem Markt vertreten waren. Insofern spielen dem Duo etablierte Vertriebswege in die Hände. Nicht zu verachten ist zudem die Sogwirkung der passiven Kolosse. "Die Größe eines ETFs ist per se ein Qualitätsmerkmal", sagt Dominique Riedl. Gerade institutionelle Investoren brauchen seiner Ansicht nach bei den AuM eine gewisse Grundmasse, um ein passives Produkt überhaupt kaufen zu können. Der Experte verweist darüber hinaus auf die Handelsqualität: "Große ETFs zeigen in der Regel eine hohe Liquidität und damit besonders niedrige Geld-Brief-Spannen."
Im Hinblick auf diese wichtigen Parameter können Anleger einen Indexfonds mithilfe einer von der Deutschen Börse entwickelten Kennzahl auf Herz und Nieren prüfen. Je kleiner das sogenannte Xetra Liquiditätsmaß (XLM) ausfällt, desto liquider und preiswerter ist eine Transaktion im elektronischen Handel (siehe Glossar). Ein Blick auf die aktuelle Monatsstatistik der Deutschen Börse bestätigt die von Dominique Riedl aufgestellte These: Im Januar stammten fünf der gemessen am XLM zehn liquidesten Aktien-ETFs von iShares. Das Quintett, zu dessen Benchmarks DAX, S&P 500 und Euro Stoxx 50 zählen, bringt im Schnitt ein verwaltetes Vermögen von mehr als sechs Milliarden Euro auf die Waage. Allerdings schaffen es auch kleinere Anbieter in die Top 10. Beispielsweise handelte Comstage im Januar auf Xetra vier besonders liquide ETFs - der Goldene Bulle kommt also nicht von ungefähr.
BÖRSE ONLINE hat sich auf die Suche nach börsengehandelten Indexfonds gemacht, die wichtige Aktienbarometer aus aller Welt replizieren und dabei zu den Größten ihrer Art zählen. Auf den folgenden Seiten finden Sie fünf Favoriten sowie zusätzliche Informationen zu vergleichbaren ETFs auf die jeweilige Benchmark. Für eine weitere Empfehlung betreten wir das Feld der sogenannten Exchange Traded Commodities: Mit einem Gold-ETC können sich Anleger die zu neuem Leben erwachte Krisenwährung einfach und kostengünstig ins Depot holen.
Auf Seite 3: DAX
DAX: Günstiges Ticket für die erste Börsenliga
Ein verwaltetes Vermögen von 4,6 Milliarden Euro macht den DAX-ETF zum zweitgrößten Produkt von db X-trackers. Mehr Geld verwaltet der Anbieter nur noch in einem passiven Indexfonds auf den Euro Stoxx 50. Anfang 2017 jährt es sich zum zehnten Mal, dass das Deutsche Bank-Label den heimischen Leitindex in den ETF-Mantel packte. Die Frankfurter bilden das Börsenbarometer physisch ab und führen Ausschüttungen der 30 DAX-Mitglieder dem Fondsvermögen zu. Vor gut zwei Jahren senkte Deutsche Asset Management die Gesamtkostenquote für diesen Fonds von 0,15 auf 0,09 Prozent jährlich, Comstage zog nur wenige Monate später nach. Obwohl die Commerzbank-Tochter seither noch einen Basispunkt weniger für einen vergleichbaren ETF (WKN: ETF 001) aufruft, hinkt dieser Fonds größenmäßig mit AuM von aktuell 674 Millionen Euro deutlich hinterher. Das zeigt, dass derart marginale Kostenunterschiede viele Anleger nicht zum Wechsel ihres passiven Investments bewegen können. Für den DAX-ETF von db X-trackers sprechen die Handelsparameter. Aktuell zeigt der Fonds auf Xetra ein attraktives Liquiditätsmaß (XLM) von 4,63. Zwar schneidet der größte DAX-ETF (WKN: 593 393) hier noch etwas besser ab. Allerdings hat das stattliche 8,5 Milliarden Euro schwere iShares-Pendant mit einer TER von 0,16 Prozent jährlich in puncto Kosten eindeutig das Nachsehen.
Wenig überraschend durchlebten sämtliche Varianten performancemäßig gerade eine Schwächephase - Anfang des Jahres kam der DAX unter die Räder. Vor allem die Hoffnung auf neue Liquiditätsspritzen durch die Europäische Zentralbank sowie der schlichte Mangel an Anlagealternativen halfen dem Index und damit auch den ETFs wieder auf die Sprünge.
Auf Seite 4: MDAX
MDAX: Tradition und Moderne in einem Index
Mit ProSiebenSat.1 verliert der MDAX demnächst einen wahren Top-Performer. Am 21. März zieht der TV-Konzern, dessen Börsenwert sich allein seit Anfang 2012 mehr als verdreifacht hat, in den DAX ein. Dort ersetzt die Medienaktie den Düngemittelspezialisten K+S. Angesichts dieser Rochade kommt es auch im Vermögen des iShares MDAX zu markanten Verschiebungen.
Der börsengehandelte Indexfonds repliziert das heimische Barometer der mittelgroßen Werte physisch. Er muss nun also im großen Stil ProSieben-Aktien verkaufen, um dann bei K+S einzusteigen. Mit AuM von knapp 1,6 Milliarden Euro verwaltet iShares den mit Abstand größten MDAX-ETF. Auf dem zweiten Platz des aktuellen Volumenrankings folgt ein rund 144 Millionen Euro schwerer Fonds der Deka (WKN: ETF L44). Dabei fällt die Gesamtkostenquote dieses Produkts mit 0,30 Prozent um 21 Basispunkte niedriger aus als beim Produkt des Branchenprimus. Womit sich die These bestätigt, dass besonders große ETFs das Kapital - vor allem vonseiten institutioneller Investoren - regelrecht anziehen. Zumal die Variante von iShares bezüglich der Handelsliquidität die Nase deutlich vorn hat. Egal ob Profi- oder Privatanleger: Mit dem MDAX setzen Investoren geballt auf 50 mittelgroße Unternehmen, die in ihren jeweiligen Sektoren häufig den Weltmarkt dominieren. Dazu zählen Maschinenbauer wie Krones genauso wie die Autozulieferer ElringKlinger, Dürr und Hella. Eine Reihe von Wachstumsunternehmen, beispielsweise CTS Eventim, Ströer oder Zalando, verpassen dem MDAX gleichzeitig einen modernen Anstrich. Fazit: Gerade in der langfristigen Vermögensbildung hat dieser Index einen festen Platz verdient. Für eine derartige Strategie sind ETF-Sparpläne geradezu prädestiniert.
Auf Seite 5: Euro Stoxx 50
Euro Stoxx 50: Ein Indexfonds der ersten Stunde
Mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt gut 45 Milliarden Euro war Lyxor per Ende Januar hinter iShares und Deutsche Asset Management der drittgrößte ETF-Anbieter auf dem alten Kontinent. Zu den Flaggschiffprodukten der Franzosen zählt ein börsengehandelter Indexfonds auf den Euro Stoxx 50. Aktuell liegen 7,7 Milliarden Euro in diesem ETF. Er ist damit nicht nur das größte Produkt seiner Art, sondern blickt auch auf eine besonders lange Historie zurück. Bereits im Februar 2001 und damit nur drei Jahre nach der Geburt das Euro Stoxx 50 legte Lyxor diesen passiven Fonds auf.
Die Asset-Management-Sparte der Société Générale bildet den prominenten Index physisch ab und ruft dafür eine jährliche Managementgebühr von 0,20 Prozent auf. Für diesen Obolus holen sich Anleger die 50 größten Standardwerte der Eurozone ins Depot. Mit einem Anteil von gut 37 Prozent dominieren französische Unternehmen die Auswahl. An zweiter Stelle rangiert Deutschland - heimische Aktien steuern rund 31 Prozent bei. Bayer, SAP, Siemens, Allianz und Daimler halten aktuell die deutsche Fahne unter den zehn größten Mitgliedern hoch.
Quer durch die Eurozone standen die Börsenschwergewichte in den vergangenen Monaten unter Druck. Auf Sicht von einem Jahr büßte der Euro Stoxx 50 gut 15 Prozent an Wert ein. Neben der lockeren Geldpolitik spricht die Dividendenrendite von knapp vier Prozent dafür, die Schwäche zum Einstieg zu nutzen. Außerdem hat die Korrektur zu einem Abschmelzen der Bewertung geführt. Aktuell ist der Euro Stoxx 50 gemessen an den für 2016 erwarteten Gewinnen für ein KGV von 13,4 zu haben. Vor zwölf Monaten bewegte sich diese viel beachtete Kennzahl rund zwei Punkte höher.
Auf Seite 6: S&P 500
S&P 500: Im Epizentrum des ETF-Preiskampfs
Mitte 2014 trat Source in den ETF-Preiskampf ein. Der in London ansässige Anbieter senkte die TER für seinen S&P 500-ETF um drei Viertel auf 0,05 Prozent. Ein Schritt, der sich bezahlt gemacht hat. Mit AuM von 2,2 Milliarden Euro kann der ETF heute zwar bei Weitem nicht mit dem größten auf dem US-Index basierenden Fonds Schritt halten. An der Spitze steht hier ein mehr als elf Milliarden Euro schweres Produkt (WKN: A0Y EDG) von iShares. Allerdings hat sich das verwaltete Vermögen des "Billigheimers" seit der Preisreduzierung mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Der gesamte europäische ETF-Markt dehnte sich in diesem Zeitraum um gut ein Drittel aus.
Anleger, die darüber nachdenken regelmäßig Geld in den S&P 500 zu stecken, müssen zu einem Konkurrenzprodukt greifen. Aktuell kann der Source-ETF nicht für einen Sparplan eingesetzt werden. Allerdings lässt Deutschland-Chef Sascha Specketer im Interview mit BÖRSE ONLINE (siehe Seite 10) durchblicken, dass sich das schon bald ändern könnte. Hinsichtlich der Handelsqualität braucht Source den Vergleich mit der Konkurrenz ohnehin nicht zu scheuen. Insofern ist der ETF bestens für Anleger geeignet, die auf eine Fortsetzung der laufenden Aufholjagd an der Wall Street setzen möchten. Nachdem der S&P 500 im Februar auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2014 gefallen war, setzte er zu einer kräftigen Gegenbewegung an. Jetzt ist der Index drauf und dran, die 2000-Punkte-Marke zurückzuerobern. Rückenwind kommt vonseiten der Konjunktur. Während noch vor Kurzem das Rezessionsgespenst an der Wall Street herumspukte, lieferte der jüngste Arbeitsmarktbericht einen weiteren Beleg für die robuste Verfassung der amerikanischen Volkswirtschaft.
Auf Seite 7: MSCI EM Markets
MSCI EM Markets: Mehr als 800 Aktien mit nur einer Order
An der Frankfurter Börse sind insgesamt zwölf ETFs gelistet, die sich an die Fersen des MSCI Emerging Markets heften. Beim wichtigsten Schwellenländerindex ist es für die Fondsgesellschaften besonders schwierig, eine möglichst exakte Replikation hinzubekommen. Schließlich umfasst das Barometer mehr als 800 Aktien aus 29 teils recht exotischen Märkten. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Gebühren im Vergleich zu ETFs auf Standardindizes mit weniger Mitgliedern wie DAX oder Euro Stoxx 50 hoch ausfallen. Marktführer iShares (WKN: A0H GWC) veranschlagt 0,75 Prozent, während sich db X-trackers (WKN: DBX 1EM) mit zehn Basispunkten weniger begnügt.
Für das Produkt von Deutsche Asset Management spricht die Handelsqualität. Gemessen am Xetra Liquiditätsmaß (XLM) schneidet aktuell nur ein Vergleichsprodukt von Lyxor etwas besser ab. Die Franzosen kommen bei ihrem 1,1 Milliarden Euro schweren Fonds zudem mit einer TER von 0,55 Prozent per annum aus. Sowohl db X-trackers als auch Lyxor greifen auf die Swap-basierte Replikation zurück. Insofern sprechen die überzeugenden Handels- und Tracking-Parameter dafür, dass diese Abbildungsmethode gerade bei großen Indizes ihre Stärken entfalten kann. Wegen der niedrigeren Gebühren bevorzugen wir das Lyxor-Produkt. Aus charttechnischer Sicht lässt der MSCI Emerging Markets aufhorchen: Er ist aus einem kurzfristigen Abwärtstrend nach oben ausgebrochen. Allerdings bleiben die Konjunkturaussichten in vielen aufstrebenden Märkten unsicher. Das gilt insbesondere für China, das knapp ein Viertel zum Index beisteuert. An den Börsen des Landes geht es hektisch zu. Anleger sollten nicht zu viel Kapital einsetzen.
Auf Seite 8: Gold
Gold: Einfacher Zugang zur Krisenwährung
Seit dem Jahreswechsel ist der Goldpreis um nahezu ein Fünftel gestiegen. Noch ist es wohl zu früh, das Ende der seit 2011 laufenden Edelmetall-Baisse auszurufen. Fest steht allerdings, dass Gold einmal mehr seine Charaktereigenschaft als Krisenwährung ausspielt: Die jüngsten Preisavancen gehen mit einer zunehmenden Nervosität an den Kapitalmärkten einher. Seien es die unsichere Lage in China, die Turbulenzen beim Ölpreis oder der Ausverkauf an den Aktienbörsen - über einen Mangel an Stress konnten sich Investoren in den vergangenen Wochen wahrlich nicht beschweren.
Zum Ausdruck kommt das Gold-Comeback auch in den ETF-Mittelzuflüssen: Seit dem Jahreswechsel sind die Bestände der größten Fonds dieser Art weltweit um 20 Prozent gestiegen. Mit knapp 1500 Tonnen des gelben Metalls erreichten sie Anfang März das höchste Niveau seit September 2014. Wegen der starken Nachfrage stoppte iShares vorerst sogar die Ausgabe neuer Anteile. Der deutsche Markt ist von diesem Schritt nicht betroffen. Hierzulande sind Fonds, die nur diese eine Position replizieren, nicht zugelassen. Eine Alternative bieten Exchange Traded Commodities (ETCs). Sie spiegeln den Goldpreis ebenfalls direkt wider und sind mit physischem Edelmetall hinterlegt. Trotz dieser Besicherung bleibt ein Emittentenrisiko. Grund: Während der ETF als gesetzlich geschütztes Sondervermögen gilt, handelt es sich beim ETC um eine Inhaberschuldverschreibung. Daher ist das Kapital in Gefahr, falls der Emittent in Schieflage gerät. Da dieses Risiko äußerst gering ist, spricht es nicht gegen den Kauf von Xetra-Gold. Aktuell belaufen sich die Edelmetallbestände des 2007 von der Deutschen Börse aufgelegten Produkts auf 63,5 Tonnen.
Auf Seite 9: Glossar
Glossar
Assets under Management (AuM)
Summe des verwalteten Vermögens durch die ausgegebenen Fondsanteile.Physische Replikation
Der Fonds hält sämtliche Wert-papiere des zugrunde liegenden Index analog zu deren Gewichtung. In bestimmten Fällen, etwa bei sehr großen Börsenbarometern, greifen Anbieter zu einer Optimierungsmethode und kaufen nur einen exemplarischen Teil des Index.Swap-basierte Replikation
Ein ETF hält Wertpapiere, die nicht zwingend etwas mit der Benchmark zu tun haben. Die Rendite aus dem Portfolio gibt er an eine Gegenpartei weiter. Diese liefert im Tausch die Indexperformance. Diese Methode greift auch in Märkten, die sich physisch nicht oder nur schwer abbilden lassen. Wegen der Gefahr, dass eine Gegenpartei ausfallen könnte, ist sie umstritten.Total Expense Ratio (TER)
Neben den Verwaltungs- und Betriebskosten enthält die TER Aufwendungen des ETFs für die Indexabbildung sowie die Erfüllung rechtlicher Anforderungen.Xetra Liquiditätsmaß (XLM)
Die Kennzahl zeigt die Liquidität eines ETFs im elektronischen Orderbuchhandel. Sie berücksichtigt auf Basis impliziter Transaktionskosten die Geld-Brief-Spanne ebenso wie das auf der An- und Verkaufsseite zur Verfügung stehende Volumen. Je kleiner das XLM ausfällt, desto höher ist die Handelsqualität eines ETFs. Auf www.boerse-frankfurt.de ist die Kennzahl für auf Xetra gelistete ETFs abrufbar.Auf Seite 10: Interview
"Bei Privatanlegern punkten"
Börse Online: Source verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele - wie sehen Ihre Pläne für Deutschland aus?
Sascha Specketer:
Neben Großbritannien, Frankreich und der Schweiz zählt Deutschland zu unseren Kernmärkten in Europa. Wir sehen hierzulande besonders große Chancen. Daher haben wir unser lokales Team deutlich aufgestockt und werden uns personell weiter verstärken. Während der Schwerpunkt bisher vor allem auf institutionellen Investoren lag, möchten wir zukünftig auch bei Privatanlegern punkten. Ungeachtet der Zielgruppe sind wir vom Wachstumspotenzial passiver Anlagen überzeugt. Schließlich liegen in Europa gerade einmal drei Prozent der Gesamtanlagen in ETFs, alles andere entfällt noch auf traditionelle Publikumsfonds.Das stimmt. Gleichwohl stoßen Sie gerade in Deutschland auf enorme Konkurrenz. Wie kann sich Source abgrenzen?
Zum einen verfügen wir über eine sehr breite Palette an innovativen und kostengünstigen Produkten. Gleichzeitig möchten wir mit einem erstklassigen Kundenservice überzeugen. Darüber hinaus überlegen wir uns derzeit Lösungsansätze, mit denen Anleger ihre Vermögensbildung optimieren und gleichzeitig vereinfachen können. Es ist doch bemerkenswert, dass in Deutschland schon heute mehr als sieben Milliarden Euro in ETF-Sparplänen liegen. Hier möchten wir ansetzen und mit ganzheitlichen Lösungen einen Mehrwert bieten.
Was stellen Sie sich darunter konkret vor?
Sehen Sie sich das markant wachsende Angebot der sogenannten Robo-Advisors respektive Fintechs an: Diese Onlinewerkzeuge sind unbestritten eine große Hilfe bei der Gestaltung individueller Portfolios. In Zukunft wird die Bevölkerung noch besser vernetzt und informiert sein - auch bei Anlagethemen. Uns schweben Applikationen vor, die dabei helfen, eine Allokation nach der persönlichen Risikoneigung quer durch die verschiedenen Anlageklassen kostengünstig aufzubauen. Der Zugang über eine hohe Anzahl an Direkt- und Depotbanken ist dabei aus unserer Sicht sehr wichtig, damit Blockaden beim Zugang von Portfoliolösungen abgebaut werden und Kunden keine zusätzlichen Konten eröffnen müssen.
Stichwort Kosten: Rechnen Sie damit, dass die Preise im ETF-Markt weiter fallen?
Grundsätzlich ist unser Geschäft sehr gut skalierbar. Bei hohen Mittelzuflüssen entsteht ein positiver Effekt, den eine Fondsgesellschaft über Gebührensenkungen an ihre Kunden weitergeben kann. Source hat das unter anderem bei den Produkten auf den S&P 500 sowie den Euro Stoxx 50 bewiesen. Diese beiden Benchmarks bilden wir für eine tiefe Gebühr von 0,05 Prozent jährlich ab und sind damit jeweils der günstigste Anbieter in Europa. Während hier kaum noch Luft nach unten ist, könnte es bei anderen Basiswerten zu weiteren Preissenkungen kommen. Ein solcher Schritt hängt allerdings auch von den Mittelzu-flüssen des jeweiligen ETFs ab.
Source hat im vergangenen Herbst eine Plattform für physisch replizierende ETFs lanciert - woher kam dieser plötzliche Sinneswandel bei der Replikationsmethode?
Wir sehen diesen Schritt nicht als Sinneswandel. Vielmehr möchten wir das bestehende Angebot an physisch replizierten Fonds konsequent ausbauen. Wir haben nicht vor, unsere synthetischen ETFs umzustellen. Das swapbasierte Modell mit mehreren Kontrahenten bietet klare Vorteile, allen voran einen geringen Tracking Error. Im Übrigen sehen wir den vielfach beschworenen Glaubenskrieg zwischen physischer und synthetischer Replikation nicht. Source geht es vielmehr darum, den Kunden die Stärken und Schwächen beider Modelle transparent darzulegen.