Die chinesischen Exporte stiegen trotz des Zollstreits mit den USA im Juli überraschend um 3,3 Prozent. Die Importe schrumpften zwar um 5,6 Prozent, Experten hatten aber ein fast doppelt so hohes Minus erwartet. "Alles Daten, die auf einen stärkeren chinesischen Binnenkonsum und auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit des chinesischen Exports gegenüber amerikanischen Strafzöllen hindeuten", kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Unterdessen setzte die chinesische Zentralbank den Referenzkurs des Dollar, den die heimische Währung nur um einen bestimmten Wert über- oder unterschreiten darf, erstmals seit mehr als elf Jahren oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von sieben Yuan fest, und zwar mit 7,0039 Yuan. Da Börsianer mit einem höheren Niveau gerechnet hatten, werteten sie das Fixing als Zeichen, dass die Regierung in Peking die Währung stabilisieren wolle. Dies gab dem Yuan Auftrieb. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar um 0,2 Prozent auf 7,0454 Yuan. "Wir gehen davon aus, dass China eine noch stärkere Schwächung des Yuan nicht zulassen wird, da dies dem Land in vielerlei Hinsicht schaden würde", sagte John Vail, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Nikko.
GOLD KNAPP UNTER 1500-DOLLAR-MARKE
Von der aktuellen relativen Ruhe an den Börsen dürften sich Investoren aber nicht täuschen lassen, warnte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Die internationalen Handelskonflikte hängen als dunkle Wolken über den Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft und bergen das Risiko einer Rezession." Vor diesem Hintergrund lag die "Antikrisen-Währung" Gold weiter nahe der Marke von 1500 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), die das Edelmetall am Mittwoch erstmals seit sechseinhalb Jahren wieder überschritten hatte.
Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 56,87 Dollar je Barrel (159 Liter). Es wird spekuliert, dass Saudi-Arabien mit anderen Exportländern weitere Förderkürzungen diskutiert, um die Preise zu stützen. Die aktuellen Kursgewinne seien aber nur ein Zwischenhoch, warnte Emily Ashford, leitende Analystin bei der Bank Standard Chartered. Rohöl-Anleger stellten sich auf einen langwierigen Handelskonflikt zwischen den USA und China mit entsprechenden Folgen für die Nachfrage ein.
THYSSEN TROTZ PROGNOSESENKUNG IM AUFWIND
Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Thyssenkrupp mit einem Kursplus von 3,4 Prozent. Der Mischkonzern habe zwar seine Gesamtjahresziele stärker gekappt als erwartet, erklärte Analyst Alan Spence von der Investmentbank Jefferies. Am Markt werde aber positiv gewertet, dass neben der Aufzugssparte drei weitere Geschäftsbereiche auf dem Prüfstand stünden.
Die Titel von Osram stürzten dagegen um bis zu 8,9 Prozent ab. Die Übernahme des Lichtkonzerns durch die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle wackelt, da dem größten Anteilseigner die Offerte von 35 Euro je Aktie zu niedrig ist. Die Trendwende des Geschäfts und die Aussicht auf steigende Gewinne spiegelten sich bislang nicht im Aktienkurs wider, konstatierte Analyst Christian Hinderacker von der Investmentbank Liberum.
rtr