Im Brexit-Streit sind weiter alle entscheidenden Fragen ungeklärt: "Wie eine Lösung im Detail aussehen soll, doch noch zu einem geregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu kommen, ist nicht klar", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Aber für den Moment reicht es den Börsen, dass es diese Möglichkeit gibt."
Dem EU-Chefunterhändler Michel Barnier zufolge muss die Regierung London bis Dienstagabend neue Vorschläge unterbreiten. Andernfalls würden die Gespräche nach dem für Donnerstag und Freitag geplanten EU-Gipfel fortgesetzt. "Die eigentliche Frage ist aber, ob ein Deal auch das Unterhaus passieren würde", sagte Stephen Gallo, Anlagestratege der Investmentbank BMO.
Beim zweiten Dauerbrenner-Thema Zollstreit mischten sich skeptische Töne in den Optimismus. Rohöl-Anleger befürchteten, dass das angekündigte Teil-Abkommen im Zollstreit zwischen den USA und China kurz vor Vertragsunterschrift doch noch scheitere, sagt Harry Tchilinguirian, Chef-Anlagestratege für Erdöl bei der Bank BNP Paribas. Zusammen mit enttäuschenden Konjunkturdaten des weltgrößten Abnehmers China drückte dies den Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee 0,9 Prozent ins Minus auf 58,84 Dollar je Barrel (159 Liter).
Am deutschen Aktienmarkt sorgte ein kräftiger Kurssturz von Wirecard für Aufsehen. Die Aktie fiel zeitweise um mehr als 20 Prozent. Händler begründeten den Ausverkauf mit einem Bericht in der Online-Ausgabe der "Financial Times", dem zufolge das Unternehmen Umsatz und Gewinn bei einigen Auslandstöchtern aufgebläht und womöglich die eigenen Wirtschaftsprüfer hinters Licht geführt hat. Wirecard wies die Vorwürfe zurück. Die britische Zeitung hat das Unternehmen bereits mehrfach krimineller Machenschaften bezichtigt und dadurch Kursstürze ausgelöst.
Zu den Gewinnern im DAX zählte - trotz der jüngsten negativen Berichterstattung - die Deutsche Bank.
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
Volkswagen verschiebt Entscheidung über Werk in der Türkei
Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) hat angesichts der Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien den Beschluss für eine neue Fabrik nahe Izmir verschoben. "Die Entscheidung für das neue Werk wurde vom Vorstand der Volkswagen AG vertagt", teilte ein Konzernsprecher am Dienstag mit. Das Unternehmen beobachte die gegenwärtige Lage sorgfältig und blicke mit Sorge auf die derzeitige Entwicklung. Zuvor hieß es lange Zeit, dass man in finalen Verhandlungen sei. Vieles deutete daraufhin, dass sich die Türkei als Standort etwa gegen Bulgarien durchsetzen würde.
Wirecard-Dokumente legen weitere Probleme nahe - Aktie stürzt ab
Die Vorwürfe um Bilanzierungsprobleme beim Zahlungsdienstleister Wirecard reißen nicht ab. Interne Dokumente des Unternehmens sowie die Korrespondenz hochrangiger Manager der Finanzabteilung erweckten den Anschein, als könnten Umsätze und Gewinne in Dubai und Irland zu hoch ausgewiesen worden sein, berichtete die "Financial Times" am Dienstag. Zudem sei möglicherweise versucht worden, den Wirtschaftsprüfer EY zu täuschen. Eine Wirecard-Sprecherin bezeichnete den Bericht auf Nachfrage der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX als "falsch und verleumderisch". Alle Zahlen des Konzerns, auch die in Dubai, seien im Rahmen des Konzernabschlusses geprüft. Der Kurs der Wirecard-Aktie brach ein.
Neuer Ärger für Deutsche Bank wegen früherer Geschäfte in China
Die Deutsche Bank sieht sich mit neuen Vorwürfen zu früheren Geschäften in China konfrontiert. In den Jahren 2002 bis 2014 soll sich Deutschlands größtes Geldhaus mit Hilfe von Geschenken und Gefälligkeiten Zugang zu führenden Politikern und Managern in China verschafft haben, berichten "Süddeutsche Zeitung", WDR und "New York Times" (Dienstag) unter Berufung auf eine Auswertung von bankinternen Unterlagen.
Drägerwerk hebt Jahresprognose an - Aktie legt zu
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk wird nach besseren Geschäften in den ersten drei Quartalen optimistischer für das laufende Jahr. Der Umsatz dürfte währungsbereinigt nun um 4 bis 6 Prozent wachsen, teilte das im SDAX gelistete Unternehmen überraschend am Dienstag in Lübeck mit. Bisher hatte das Management ein Plus am oberen Ende der Spanne von 1 bis 4 Prozent in Aussicht gestellt. Unterdessen sollen weiterhin 1 bis 3 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn (Ebit) beim Unternehmen hängenbleiben.
Stahlhändler Klöckner wird noch pessimistischer - Aktie gibt stark nach
Es ist die dritte Prognosesenkung in diesem Jahr: Der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöcknerCo (KlöCo)) stellt die Investoren schon wieder auf einen schwächeren Jahresverlauf ein. Jetzt sieht der SDAX Konzern seinen operativen Gewinn (Ebitda) vor Sondereffekten im Jahr 2019 nur noch bei 120 bis 130 Millionen Euro. Als Grund nennt Klöckner den schwachen Stahlmarkt. Der Konzern gehe von einer "erneut negativen Preisentwicklung" aus.
Kochboxenversender Hellofresh erhöht Prognose - Aktie auf Rekordhoch
Der Kochboxenversender HelloFresh wird nach einem besser gedachten dritten Quartal angenommen für das laufende Geschäftsjahr optimistischer. Das SDax-Unternehmen erhöht seine Umsatzprognose und erwartet auch beim Betriebsgewinn mehr als zuletzt, wie die Berliner am Montagabend nach Börsenschluss mitgeteilt hatten. Am Kapitalmarkt sorgten die Nachrichten für positive Reaktionen. Am Dienstag vormittag kletterten die Hellofresh-Aktien um rund ein Fünftel auf ein Rekordoch von 16,54 Euro.
Rechtskosten brocken Wells Fargo Gewinneinbruch ein
Der US-Kreditriese Wells Fargo (Wells FargoCo) hat wegen hoher Rechtskosten aufgrund seiner Skandale in der Vergangenheit einen Gewinneinbruch im dritten Quartal erlitten. Unter dem Strich sackte das Ergebnis im Jahresvergleich um 26 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) ab, wie Wells Fargo am Dienstag in San Francisco mitteilte. Die Erträge - die gesamten Einnahmen der Bank - stagnierten bei rund 22,0 Milliarden Dollar.
Thomas-Cook-Chef verteidigt sich gegen Kritik an Manager-Boni
Der Vorstandschef des insolventen britischen Reisekonzerns Thomas Cook hat sich zu der Kritik an einer Bonuszahlung aus dem Jahr 2017 geäußert. Er werde über eine Rückgabe der Summe in Höhe von mehr als einer halben Million Euro nachdenken, wolle zunächst jedoch keine Entscheidung treffen, sagte Peter Fankhauser am Dienstag nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA.
Citigroup steigert Quartalsgewinn stärker als erwartet
Das US-Geldhaus Citigroup hat im dritten Quartal dank Zuwächsen im Investmentbanking und niedrigeren Steuern deutlich mehr verdient. Der Überschuss legte im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar (4,5 Mrd Euro) zu, wie der Finanzkonzern am Dienstag in New York mitteilte. Bei den Einnahmen - den sogenannten Erträgen - schaffte die Citigroup aber nur ein schmales Plus von einem Prozent auf 18,6 Milliarden Dollar.
US-Pharmakonzern Johnson & Johnson wird erneut optimistischer
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (JohnsonJohnson) wird erneut optimistischer für das laufende Geschäftsjahr. Der Konzern erwartet nun ein portfoliobereinigtes Umsatzplus 4,5 bis 5,0 Prozent nachdem er zuvor 3,2 bis 3,7 Prozent auf dem Zettel hatte. Auch der Gewinn pro Aktie soll noch mehr steigen, wie das Unternehmen am Dienstag in New Brunswick mitteilte. Anstatt 8,53 bis 8,63 US-Dollar (7,73 Euro bis 7,86 Euro) je Aktie liegen die Erwartungen für das bereinigte Ergebnis jetzt bei 8,62 bis 8,67 US-Dollar je Aktie.
Investmentbanking brockt Goldman Sachs Gewinnrückgang ein
Rückläufige Erträge im Investmentbanking haben dem US-Geldhaus Goldman Sachs im dritten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,8 Milliarden US-Dollar (1,6 Mrd Euro) und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie die Investmentbank am Dienstag in New York mitteilte. Der Kurs der Goldman-Aktie gab im vorbörslichen New Yorker Handel um gut ein Prozent nach.
US-Bank JPMorgan steigert Gewinn überraschend stark - Aktie legt zu
Brummende Geschäfte mit Anleihen haben der größten US-Bank JPMorgan im dritten Quartal ein überraschend kräftiges Gewinnplus beschert. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 9,1 Milliarden US-Dollar (8,3 Mrd Euro) und damit rund acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Geldhaus am Dienstag in New York mitteilte. Damit übertraf die Bank klar die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Der Kurs der JPMorgan-Aktie legte nach den Nachrichten im vorbörslichen US-Handel um gut ein Prozent zu.
Libra-Assoziation geht mit 21 Mitgliedern an den Start
Die Libra-Assoziation, die die von Facebook entwickelte Digitalwährung verwalten soll, ist mit 21 Mitgliedern an den Start gegangen. Kurz vor der offiziellen Gründung stieg noch die Online-Reisefirma Booking Holdings aus dem Kreis der Partner aus. Bereits davor hatten sich globale Finanzdienstleister MasterCard, Visa und Paypal sowie die Handelsplattform eBay verabschiedet. Weiterhin an Bord sind aber noch bekannte Unternehmen wie der Musikstreaming-Marktführer Spotify und die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft sowie der Telekommunikationsriese Vodafone (Vodafone Group).
Nordex füllt weiter seine Auftragsbücher
Die Auftragsbücher des Windkraftanlagenbauers Nordex füllen sich weiter. Insgesamt bestellten die Kunden im dritten Quartal 436 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1700 Megawatt, wie Nordex am Dienstag in Hamburg mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres betrugen die Auftragseingänge 974 Megawatt.
rtr/dpa-AFX/fp