Anleger hofften am Mittwoch auf frischen Schwung für die Weltwirtschaft und stiegen wieder in die europäischen Aktienmärkte ein. Sogar der Leitindex der Mailänder Börse stieg trotz der Regierungskrise deutlich an. Investoren setzten darauf, dass Neuwahlen vermieden und eine Koalition aus 5-Sterne-Bewegung und der sozialdemokratischen PD gebildet werde, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Vermutlich würde das Haushaltsdefizit unter dieser Regierung steigen, aber nicht ausufern, so dass der Konflikt mit der EU zunächst eingedämmt werden könnte."

Dennoch trübten die Konjunktursorgen weiterhin die Stimmung. So blieben auch die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen gefragt. Der Bund verkaufte neue 30-jährige Bonds erstmals mit einer Rendite unter null Prozent. Dies bedeutet, dass Investoren dafür bezahlen, dem Bund Geld leihen zu dürfen.

Weitere Spannungsfaktoren am Mittwoch waren die erwarteten Fed-Protokolle sowie das jährliche Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Anleger erhofften sich, dass in den Protokollen eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt diskutiert werde, so Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Dies würde Hinweise liefern, wie die Notenbank die Konjunkturaussichten einschätzt."

Der Dax wurde am Mittwoch von SAP und Continental angeführt. Die Schlusslichter bildeten die Deutsche Telekom und Fresenius Medical.


Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war



Commerzbank rechnet Schließung von Filialen durch
Die Commerzbank wird ihr vergleichsweise dichtes Filialnetz möglicherweise ausdünnen. In der Debatte über die künftige Ausrichtung des Instituts sind dem Vernehmen nach auch Filialschließungen kein Tabu. Das "Handelsblatt" (Mittwoch) berichtete über Planspiele, die Zahl der Zweigstellen von derzeit rund 1000 auf 800 bis 900 zu verringern. Nach Informationen des "Manager Magazins" liegt sogar ein Szenario auf dem Tisch, bei dem am Ende nur 600 bis 650 Standorte übrig bleiben könnten. Ein Commerzbank-Sprecher wollte die Berichte auf Anfrage am Mittwoch nicht kommentieren. Die Aktie trat in einem festeren Umfeld auf der Stelle.

Rocket-Beteiligung Global Fashion Group weiter in roten Zahlen
Der defizitäre Online-Modehändler Global Fashion Group (GFG) verliert weiter Geld. Der operative Verlust (bereinigtes Ebitda) hat sich im ersten Halbjahr auf 28,8 Millionen Euro etwas reduziert. Ein Jahr zuvor hatte das Minus noch 30,3 Millionen Euro betragen.

Google zielt mit Stadia auf Milliardenpublikum
Google peilt mit seinem Cloud-Gaming-Dienst Stadia eine Milliardenkundschaft an. "Die meisten Plattformen erreichen ihr Maximum bei 100 bis 150 Millionen Nutzer. Wir schauen auf Milliarden", sagte Google-Manager Jack Buser am Mittwoch auf der Videospielemesse Gamescom. Mit Stadia wolle Google auch Kunden gewinnen, die bislang nur wenig oder noch keinen Zugang zu Videospielen hätten. "Wenn wir nur 100 oder 200 Millionen Menschen erreichen, haben wir etwas falsch gemacht."

Update macht Samsungs 5G-Telefon in schnellen Netzen nutzbar
Samsungs Flaggschiff-Smartphone Galaxy S10 5G kann nach einem Software-Update nun tatsächlich mit dem superschnellen Mobilfunkstandard in Deutschland genutzt werden. Wie das südkoreanische Unternehmen am Mittwoch mitteilte, werde das Gerät über ein von Vodafone verteiltes Software-Update auf den neuesten Stand gebracht. Bislang hatte lediglich der chinesische Hersteller Huawei mit seinem Mate 20 X 5G ein erstes Gerät angeboten, das den Standard unterstützt. Vodafone erhofft sich einen deutlichen Anschub für die neue Technologie auch durch Geräte für private Nutzer.

Adidas-Chef bekräftigt Jahresziele für 2019
Adidas-Chef Kasper Rorsted sieht den Dax-Konzern trotz einer schwierigen Konjunktur im Plan. "Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele auch dieses Jahr erreichen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Sportartikelherstellers der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe). Allerdings werde es angesichts des Handelskriegs und eines schwächeren weltweiten Wirtschaftswachstums "einen Tick schwieriger", auf die anvisierten Zahlen zu kommen.

Bitcoin-Kurs fällt - EU-Kommission prüft Facebooks Libra
Die Digitalwährung Bitcoin ist am Mittwoch deutlich unter Verkaufsdruck geraten. Am Vormittag stand der Kurs auf der Handelsplattform Bitstamp bei 10 140 US-Dollar. Das waren etwa fünf Prozent weniger als am Vortag.

Givaudan übernimmt britischen Riechstoffhersteller Fragrance Oils
Der Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan übernimmt die britische Fragrance Oils. Diese stellt Spezialriechstoffe für die Luxusparfümerie sowie für Körper- und Haushaltspflegeanwendungen her. Die Übernahmebedingungen würden nicht offengelegt, teilte Givaudan am Mittwoch in Vernier mit.

rtr/dpa-AFX/iw